Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
mahl an JEsum, die Thüren zum Himmelreich gedencken, und von
ihme lernen, welches der Rath GOttes an sie sey; sie machens wie
unruhige Schuler-Knaben, die nicht stille seyn und zuhören wollen,
biß ihnen der Meister eins versetzet; es muß gleichsam eine Stimm
vom Himmel kommen, ehe daß ein junger Mensch frage: HErr
JEsu was willt du, das ich thun soll?
Ach der HErr,
der GOtt aller Geisteren! nehme doch einige wenige beyseits von der
grossen Studenten-Schaar, die Er zu züchtigen Arbeiteren in seine
Ernd ausrüste, um des Bluts willen, so vieler tausend Seelen, die
darnach sehnen, und um seines eigenen allerheiligsten Angst-Schweis-
ses willen! dann gewißlich wanns immer so fort gehet, so findet JE-
sus bald niemand mehr, bey dem Er einkehre, und von seiner Arbeit
erfrischet werde, und Abendmahl halte; Er mag lang ruffen: Thue
mir auf meine Freundin, dann mein Haupt ist voll Thaues, und mei-
ne Haar sind voller Nacht-Tropffen, die in der schweren Leidens-
Angst-Nacht auf mich getropffet; ja mein Kleid ist voll Tropffen mei-
nes eigenen Bluts, welches mir deiner Sünden-Last ausgepresset!

JEsus
wird nach
dem
Kampff
und Sieg

§. 17. JEsus trifft auf dem gantzen Erdboden fast gar niemand
an, der in seinem Weinberg getreu arbeite, Er findet alles faullen-
tzen, und den Weinberg mehr verderben als aber bauen; und es
scheinet, das böse Stündlein nahe mit Macht herbey, daß die Hand
des heiligen Volcks werde dahin seyn, daß keines Fürsten Schwerdt
für sie gezucket, keines Gelehrten Hand einige Schutz-Schrifft für
sie schreiben werde a; dessen dieses hier ein Vorspiel mag gewesen seyn;
wovon auch die Propheten geweissaget Esaj. 59. und 63. allwo dieser
König erscheinet in einem Kleid von Blut seiner Feinden besprützet,
antwortende: Jch habe die Kelter allein getretten; welches auch die
letzte Schlacht seyn wird, so JEsus persöhnlich lieferet für sein Volck,
durch entsetzliche Zorn-Gerüchte, so Er über seine Feind ausführen
wird; und wann Er, als ein ihnen nachiagender Held, unterwegs
aus dem Bach getruncken, wie Er hier aus dem Himmel von einem
Engel gestärcket worden, so wird er alsdann erst sein Haupt recht
empor heben, und als der Edle wiederkommen, nachdem Er das
Königreich des Erdbodens eingenommen, und alle Reich der Welt,
GOttes und seines Gesalbten werden worden seyn, und der vom

Berg
a Dan. XII. 17.

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
mahl an JEſum, die Thuͤren zum Himmelreich gedencken, und von
ihme lernen, welches der Rath GOttes an ſie ſey; ſie machens wie
unruhige Schuler-Knaben, die nicht ſtille ſeyn und zuhoͤren wollen,
biß ihnen der Meiſter eins verſetzet; es muß gleichſam eine Stimm
vom Himmel kommen, ehe daß ein junger Menſch frage: HErr
JEſu was willt du, das ich thun ſoll?
Ach der HErr,
der GOtt aller Geiſteren! nehme doch einige wenige beyſeits von der
groſſen Studenten-Schaar, die Er zu zuͤchtigen Arbeiteren in ſeine
Ernd ausruͤſte, um des Bluts willen, ſo vieler tauſend Seelen, die
darnach ſehnen, und um ſeines eigenen allerheiligſten Angſt-Schweiſ-
ſes willen! dann gewißlich wanns immer ſo fort gehet, ſo findet JE-
ſus bald niemand mehr, bey dem Er einkehre, und von ſeiner Arbeit
erfriſchet werde, und Abendmahl halte; Er mag lang ruffen: Thue
mir auf meine Freundin, dann mein Haupt iſt voll Thaues, und mei-
ne Haar ſind voller Nacht-Tropffen, die in der ſchweren Leidens-
Angſt-Nacht auf mich getropffet; ja mein Kleid iſt voll Tropffen mei-
nes eigenen Bluts, welches mir deiner Suͤnden-Laſt ausgepreſſet!

JEſus
wird nach
dem
Kampff
und Sieg

§. 17. JEſus trifft auf dem gantzen Erdboden faſt gar niemand
an, der in ſeinem Weinberg getreu arbeite, Er findet alles faullen-
tzen, und den Weinberg mehr verderben als aber bauen; und es
ſcheinet, das boͤſe Stuͤndlein nahe mit Macht herbey, daß die Hand
des heiligen Volcks werde dahin ſeyn, daß keines Fuͤrſten Schwerdt
fuͤr ſie gezucket, keines Gelehrten Hand einige Schutz-Schrifft fuͤr
ſie ſchreiben werde a; deſſen dieſes hier ein Vorſpiel mag geweſen ſeyn;
wovon auch die Propheten geweiſſaget Eſaj. 59. und 63. allwo dieſer
Koͤnig erſcheinet in einem Kleid von Blut ſeiner Feinden beſpruͤtzet,
antwortende: Jch habe die Kelter allein getretten; welches auch die
letzte Schlacht ſeyn wird, ſo JEſus perſoͤhnlich lieferet fuͤr ſein Volck,
durch entſetzliche Zorn-Geruͤchte, ſo Er uͤber ſeine Feind ausfuͤhren
wird; und wann Er, als ein ihnen nachiagender Held, unterwegs
aus dem Bach getruncken, wie Er hier aus dem Himmel von einem
Engel geſtaͤrcket worden, ſo wird er alsdann erſt ſein Haupt recht
empor heben, und als der Edle wiederkommen, nachdem Er das
Koͤnigreich des Erdbodens eingenommen, und alle Reich der Welt,
GOttes und ſeines Geſalbten werden worden ſeyn, und der vom

Berg
a Dan. XII. 17.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0544" n="448"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die unter der Kelter des Zorns GOttes</hi></fw><lb/>
mahl an JE&#x017F;um, die Thu&#x0364;ren zum Himmelreich gedencken, und von<lb/>
ihme lernen, welches der Rath GOttes an &#x017F;ie &#x017F;ey; &#x017F;ie machens wie<lb/>
unruhige Schuler-Knaben, die nicht &#x017F;tille &#x017F;eyn und zuho&#x0364;ren wollen,<lb/>
biß ihnen der Mei&#x017F;ter eins ver&#x017F;etzet; es muß gleich&#x017F;am eine Stimm<lb/>
vom Himmel kommen, ehe daß ein junger Men&#x017F;ch frage: <hi rendition="#fr">HErr<lb/>
JE&#x017F;u was willt du, das ich thun &#x017F;oll?</hi> Ach der HErr,<lb/>
der GOtt aller Gei&#x017F;teren! nehme doch einige wenige bey&#x017F;eits von der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Studenten-Schaar, die Er zu zu&#x0364;chtigen Arbeiteren in &#x017F;eine<lb/>
Ernd ausru&#x0364;&#x017F;te, um des Bluts willen, &#x017F;o vieler tau&#x017F;end Seelen, die<lb/>
darnach &#x017F;ehnen, und um &#x017F;eines eigenen allerheilig&#x017F;ten Ang&#x017F;t-Schwei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es willen! dann gewißlich wanns immer &#x017F;o fort gehet, &#x017F;o findet JE-<lb/>
&#x017F;us bald niemand mehr, bey dem Er einkehre, und von &#x017F;einer Arbeit<lb/>
erfri&#x017F;chet werde, und Abendmahl halte; Er mag lang ruffen: Thue<lb/>
mir auf meine Freundin, dann mein Haupt i&#x017F;t voll Thaues, und mei-<lb/>
ne Haar &#x017F;ind voller Nacht-Tropffen, die in der &#x017F;chweren Leidens-<lb/>
Ang&#x017F;t-Nacht auf mich getropffet; ja mein Kleid i&#x017F;t voll Tropffen mei-<lb/>
nes eigenen Bluts, welches mir deiner Su&#x0364;nden-La&#x017F;t ausgepre&#x017F;&#x017F;et!</p><lb/>
          <note place="left">JE&#x017F;us<lb/>
wird nach<lb/>
dem<lb/>
Kampff<lb/>
und Sieg</note>
          <p>§. 17. JE&#x017F;us trifft auf dem gantzen Erdboden fa&#x017F;t gar niemand<lb/>
an, der in &#x017F;einem Weinberg getreu arbeite, Er findet alles faullen-<lb/>
tzen, und den Weinberg mehr verderben als aber bauen; und es<lb/>
&#x017F;cheinet, das bo&#x0364;&#x017F;e Stu&#x0364;ndlein nahe mit Macht herbey, daß die Hand<lb/>
des heiligen Volcks werde dahin &#x017F;eyn, daß keines Fu&#x0364;r&#x017F;ten Schwerdt<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie gezucket, keines Gelehrten Hand einige Schutz-Schrifft fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chreiben werde <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Dan. XII.</hi> 17.</note>; de&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es hier ein Vor&#x017F;piel mag gewe&#x017F;en &#x017F;eyn;<lb/>
wovon auch die Propheten gewei&#x017F;&#x017F;aget E&#x017F;aj. 59. und 63. allwo die&#x017F;er<lb/>
Ko&#x0364;nig er&#x017F;cheinet in einem Kleid von Blut &#x017F;einer Feinden be&#x017F;pru&#x0364;tzet,<lb/>
antwortende: Jch habe die Kelter allein getretten; welches auch die<lb/>
letzte Schlacht &#x017F;eyn wird, &#x017F;o JE&#x017F;us per&#x017F;o&#x0364;hnlich lieferet fu&#x0364;r &#x017F;ein Volck,<lb/>
durch ent&#x017F;etzliche Zorn-Geru&#x0364;chte, &#x017F;o Er u&#x0364;ber &#x017F;eine Feind ausfu&#x0364;hren<lb/>
wird; und wann Er, als ein ihnen nachiagender Held, unterwegs<lb/>
aus dem Bach getruncken, wie Er hier aus dem Himmel von einem<lb/>
Engel ge&#x017F;ta&#x0364;rcket worden, &#x017F;o wird er alsdann er&#x017F;t &#x017F;ein Haupt recht<lb/>
empor heben, und als der <hi rendition="#fr">Edle</hi> wiederkommen, nachdem Er das<lb/>
Ko&#x0364;nigreich des Erdbodens eingenommen, und alle Reich der Welt,<lb/>
GOttes und &#x017F;eines Ge&#x017F;albten werden worden &#x017F;eyn, und der vom<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Berg</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0544] Die unter der Kelter des Zorns GOttes mahl an JEſum, die Thuͤren zum Himmelreich gedencken, und von ihme lernen, welches der Rath GOttes an ſie ſey; ſie machens wie unruhige Schuler-Knaben, die nicht ſtille ſeyn und zuhoͤren wollen, biß ihnen der Meiſter eins verſetzet; es muß gleichſam eine Stimm vom Himmel kommen, ehe daß ein junger Menſch frage: HErr JEſu was willt du, das ich thun ſoll? Ach der HErr, der GOtt aller Geiſteren! nehme doch einige wenige beyſeits von der groſſen Studenten-Schaar, die Er zu zuͤchtigen Arbeiteren in ſeine Ernd ausruͤſte, um des Bluts willen, ſo vieler tauſend Seelen, die darnach ſehnen, und um ſeines eigenen allerheiligſten Angſt-Schweiſ- ſes willen! dann gewißlich wanns immer ſo fort gehet, ſo findet JE- ſus bald niemand mehr, bey dem Er einkehre, und von ſeiner Arbeit erfriſchet werde, und Abendmahl halte; Er mag lang ruffen: Thue mir auf meine Freundin, dann mein Haupt iſt voll Thaues, und mei- ne Haar ſind voller Nacht-Tropffen, die in der ſchweren Leidens- Angſt-Nacht auf mich getropffet; ja mein Kleid iſt voll Tropffen mei- nes eigenen Bluts, welches mir deiner Suͤnden-Laſt ausgepreſſet! §. 17. JEſus trifft auf dem gantzen Erdboden faſt gar niemand an, der in ſeinem Weinberg getreu arbeite, Er findet alles faullen- tzen, und den Weinberg mehr verderben als aber bauen; und es ſcheinet, das boͤſe Stuͤndlein nahe mit Macht herbey, daß die Hand des heiligen Volcks werde dahin ſeyn, daß keines Fuͤrſten Schwerdt fuͤr ſie gezucket, keines Gelehrten Hand einige Schutz-Schrifft fuͤr ſie ſchreiben werde a; deſſen dieſes hier ein Vorſpiel mag geweſen ſeyn; wovon auch die Propheten geweiſſaget Eſaj. 59. und 63. allwo dieſer Koͤnig erſcheinet in einem Kleid von Blut ſeiner Feinden beſpruͤtzet, antwortende: Jch habe die Kelter allein getretten; welches auch die letzte Schlacht ſeyn wird, ſo JEſus perſoͤhnlich lieferet fuͤr ſein Volck, durch entſetzliche Zorn-Geruͤchte, ſo Er uͤber ſeine Feind ausfuͤhren wird; und wann Er, als ein ihnen nachiagender Held, unterwegs aus dem Bach getruncken, wie Er hier aus dem Himmel von einem Engel geſtaͤrcket worden, ſo wird er alsdann erſt ſein Haupt recht empor heben, und als der Edle wiederkommen, nachdem Er das Koͤnigreich des Erdbodens eingenommen, und alle Reich der Welt, GOttes und ſeines Geſalbten werden worden ſeyn, und der vom Berg a Dan. XII. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/544
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/544>, abgerufen am 05.05.2024.