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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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hervor blühende Lilien-Zweig.
ber gewaschen wird, so fliessen sie fast von selbs zusammen in
eins.

Diese Einigkeit ist ein Himmel auf Erden, da man wahre Zioni-
ten über Gold und Silber setzt, da sie wie Rosen und Lilien im
Hertzen blühen, wie Edel-Gestein und Sternen in den Augen glän-
tzen, und der geringste vor der Welt, wegen deß in ihm leuch-
tenden JESU, höher geachtet wird als ein Kayser; sintemal er
mit mir unter einem Hertzen gelegen, nemlich JEsu, und ich ewig
mit ihm seyn und leben werde.

§. 12. Hat der Heilige Geist dieses seelige Liebe-Reich JESUEinander
mit gutem
Exempel
vorzu-
leuchten,

in dir angefangen, so wirst du nicht nur die Heil. Engel, die stets
um dich her sind, mit göttlichen Wercken suchen zu erfreuen, son-
derlich vornemlich deine Mit-Brüder; du wirst zu GOTT schreyen
um seine himmlische Flamme, damit du heut diesem, morgen jenem
eine Nacht-Fackel am Ufer seyn könnest; wie vor Zeiten Pharos ein
hohen Thurn von weisem Marmor am Meer in Egypten den Schiff-
Leuten zu gutem eine hell-scheinende Latern vorhielt, damit sie wuß-
ten wo sie anländen solten. Ach verderbe den Bruder nicht, vor
welchen Christus gestorben ist; schmücke dich mit der Demuth, ach-
te jedermann höher als dich selbs!

§. 13. Wilt du ein Eichbaum der Gerechtigkeit und eine hohedemüthig
und be-
reitwillig
zu seyn
dem Näch-
sten zu die-
nen.

Cedern auf Libanon werden, viel mit deinem Schatten zu erqui-
cken, so must du tieff in die Erkantniß deiner Armuth und Unver-
mögens einwurtzlen a, als welches das beste Mittel ist, Eintracht
zu erhalten, und Mißgunst zu verhüten. Hat dich der Glaube
reich und satt gemacht mit den Güteren Christi, deren du täglich
nach deiner Seelen-Lust geniessest; so wirst du bereitwillig seyn,
dem Nächsten dein Hertz mitzutheilen, zu helffen und mit deiner
eigenen Ungelegenheit selbs zu dienen; Wie JEsus sein Leib und
Seel an dich gewandt hatte. Hast du den wahren Vorgeschmack

des
a 1 Cor. IV. 7.

hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
ber gewaſchen wird, ſo flieſſen ſie faſt von ſelbs zuſammen in
eins.

Dieſe Einigkeit iſt ein Himmel auf Erden, da man wahre Zioni-
ten uͤber Gold und Silber ſetzt, da ſie wie Roſen und Lilien im
Hertzen bluͤhen, wie Edel-Geſtein und Sternen in den Augen glaͤn-
tzen, und der geringſte vor der Welt, wegen deß in ihm leuch-
tenden JESU, hoͤher geachtet wird als ein Kayſer; ſintemal er
mit mir unter einem Hertzen gelegen, nemlich JEſu, und ich ewig
mit ihm ſeyn und leben werde.

§. 12. Hat der Heilige Geiſt dieſes ſeelige Liebe-Reich JESUEinander
mit gutem
Exempel
vorzu-
leuchten,

in dir angefangen, ſo wirſt du nicht nur die Heil. Engel, die ſtets
um dich her ſind, mit goͤttlichen Wercken ſuchen zu erfreuen, ſon-
derlich vornemlich deine Mit-Bruͤder; du wirſt zu GOTT ſchreyen
um ſeine himmliſche Flamme, damit du heut dieſem, morgen jenem
eine Nacht-Fackel am Ufer ſeyn koͤnneſt; wie vor Zeiten Pharos ein
hohen Thurn von weiſem Marmor am Meer in Egypten den Schiff-
Leuten zu gutem eine hell-ſcheinende Latern vorhielt, damit ſie wuß-
ten wo ſie anlaͤnden ſolten. Ach verderbe den Bruder nicht, vor
welchen Chriſtus geſtorben iſt; ſchmuͤcke dich mit der Demuth, ach-
te jedermann hoͤher als dich ſelbs!

§. 13. Wilt du ein Eichbaum der Gerechtigkeit und eine hohedemuͤthig
und be-
reitwillig
zu ſeyn
dem Naͤch-
ſten zu die-
nen.

Cedern auf Libanon werden, viel mit deinem Schatten zu erqui-
cken, ſo muſt du tieff in die Erkantniß deiner Armuth und Unver-
moͤgens einwurtzlen a, als welches das beſte Mittel iſt, Eintracht
zu erhalten, und Mißgunſt zu verhuͤten. Hat dich der Glaube
reich und ſatt gemacht mit den Guͤteren Chriſti, deren du taͤglich
nach deiner Seelen-Luſt genieſſeſt; ſo wirſt du bereitwillig ſeyn,
dem Naͤchſten dein Hertz mitzutheilen, zu helffen und mit deiner
eigenen Ungelegenheit ſelbs zu dienen; Wie JEſus ſein Leib und
Seel an dich gewandt hatte. Haſt du den wahren Vorgeſchmack

des
a 1 Cor. IV. 7.
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[759/0855] hervor bluͤhende Lilien-Zweig. ber gewaſchen wird, ſo flieſſen ſie faſt von ſelbs zuſammen in eins. Dieſe Einigkeit iſt ein Himmel auf Erden, da man wahre Zioni- ten uͤber Gold und Silber ſetzt, da ſie wie Roſen und Lilien im Hertzen bluͤhen, wie Edel-Geſtein und Sternen in den Augen glaͤn- tzen, und der geringſte vor der Welt, wegen deß in ihm leuch- tenden JESU, hoͤher geachtet wird als ein Kayſer; ſintemal er mit mir unter einem Hertzen gelegen, nemlich JEſu, und ich ewig mit ihm ſeyn und leben werde. §. 12. Hat der Heilige Geiſt dieſes ſeelige Liebe-Reich JESU in dir angefangen, ſo wirſt du nicht nur die Heil. Engel, die ſtets um dich her ſind, mit goͤttlichen Wercken ſuchen zu erfreuen, ſon- derlich vornemlich deine Mit-Bruͤder; du wirſt zu GOTT ſchreyen um ſeine himmliſche Flamme, damit du heut dieſem, morgen jenem eine Nacht-Fackel am Ufer ſeyn koͤnneſt; wie vor Zeiten Pharos ein hohen Thurn von weiſem Marmor am Meer in Egypten den Schiff- Leuten zu gutem eine hell-ſcheinende Latern vorhielt, damit ſie wuß- ten wo ſie anlaͤnden ſolten. Ach verderbe den Bruder nicht, vor welchen Chriſtus geſtorben iſt; ſchmuͤcke dich mit der Demuth, ach- te jedermann hoͤher als dich ſelbs! Einander mit gutem Exempel vorzu- leuchten, §. 13. Wilt du ein Eichbaum der Gerechtigkeit und eine hohe Cedern auf Libanon werden, viel mit deinem Schatten zu erqui- cken, ſo muſt du tieff in die Erkantniß deiner Armuth und Unver- moͤgens einwurtzlen a, als welches das beſte Mittel iſt, Eintracht zu erhalten, und Mißgunſt zu verhuͤten. Hat dich der Glaube reich und ſatt gemacht mit den Guͤteren Chriſti, deren du taͤglich nach deiner Seelen-Luſt genieſſeſt; ſo wirſt du bereitwillig ſeyn, dem Naͤchſten dein Hertz mitzutheilen, zu helffen und mit deiner eigenen Ungelegenheit ſelbs zu dienen; Wie JEſus ſein Leib und Seel an dich gewandt hatte. Haſt du den wahren Vorgeſchmack des demuͤthig und be- reitwillig zu ſeyn dem Naͤch- ſten zu die- nen. a 1 Cor. IV. 7.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/855>, abgerufen am 29.04.2024.