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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
und überall nicht anders zu seyn wünschet, daß alles, was Christus
und die Apostel gelehret, nach seinem innigsten Hertzens-Wunsch
seye, also daß ihm kein Jota oder Sprüchlein mehr Mühe mache?
Wie viel Fälle, Strauchlungen, Abweichungen gehen vor,
ehe die Göttliche Wahrheiten zu daurhaffter, unbeweglicher Stär-
cke kommen, in der Seelen fein bekleiben, und bey jedweden Ver-
suchungen ihre siegende Palmen Krafft beweisen, ingleichem so groß
und gewichtig seyen, daß sie alle Einwendungen der Welt und Lo-
ckungen des Fleisches weit überwägen, mit unverruckter Treue an
GOtt zu hangen, und ihm und seinem Rath den Vorschlag zu
geben.

§. 2. Eine Perl kan auch verglichen werden die wahre Kirch undDie wah-
re Kirch
desglei-
chen.

Gemeinschafft der Heiligen und Neu-Gebohrnen, deren Gewand
hell und Silber-weiß ist, bey denen allein wahre Heiligkeit zu finden,
als die der Sünd abgestorben und in Christum getaucht sind, da-
rum sind sie hoch und groß in seinen Augen, und köstlicher als ande-
re Menschen, die von GOtt und seinen Englen vor Sand geachtet
werden, gegen diese Auserwählten an Leib und Seel geläuterten
Menschen a. Es hats noch niemand recht können sagen, wie theur,
lieb und werth sie JEsus hält, wie er Tag und Nacht an sie gedenckt,
wie grosse Lust and Vergnügen und Freud er an ihnen hat b.

§. 3. Man verstehet aber auch durch diese Perl die Güter und dasAuch sind
die Güter
des ewi-
gen Lebens
denen Per-
len gleich.

ewige Leben in GOttes Königreich.

Es kommt alles in eins, wer rechtschaffene Christen sucht, der sucht
auch Christum ihr Haupt, und die Besitzung seiner Schätzen, wel-
che man nirgend antrifft als bey Christo und seinen Gliedern, in die-
ser seligsten, reinesten, vollkommenesten Vereinigung geneußt, siehet,
schmecket die Seele GOtt, und zugleich mit alle Gnad und Herrlich-
keit. JEsum kennen, seine Schmach, Angst, Dornen und Ruthen
lieben, sein Läuterungs-Feur und Reinigungs-Wasser, in dessen Fluten
der alte Adam mit seinen Gelüsten ersäufft wird, nicht scheuen, ist wah-
re Weißheit. Paulus begehrte nichts anderst zu wissen als JEsum den
Gecreutzigten, das ware seine verborgene, vollkommene Weißheit,
welche keiner von den Fürsten dieser Welt erkannt hat; Die Mahl-
Zeichen des HErren JEsu waren sein Gold und Silber-Bergwerck,

da
a 1 Petr. II. 9.
b Jer. XXXI. 20. Zeph. II. 17. Psal. CV. 15.
J i i i i

uͤber die himmliſche Perle.
und uͤberall nicht anders zu ſeyn wuͤnſchet, daß alles, was Chriſtus
und die Apoſtel gelehret, nach ſeinem innigſten Hertzens-Wunſch
ſeye, alſo daß ihm kein Jota oder Spruͤchlein mehr Muͤhe mache?
Wie viel Faͤlle, Strauchlungen, Abweichungen gehen vor,
ehe die Goͤttliche Wahrheiten zu daurhaffter, unbeweglicher Staͤr-
cke kommen, in der Seelen fein bekleiben, und bey jedweden Ver-
ſuchungen ihre ſiegende Palmen Krafft beweiſen, ingleichem ſo groß
und gewichtig ſeyen, daß ſie alle Einwendungen der Welt und Lo-
ckungen des Fleiſches weit uͤberwaͤgen, mit unverruckter Treue an
GOtt zu hangen, und ihm und ſeinem Rath den Vorſchlag zu
geben.

§. 2. Eine Perl kan auch verglichen werden die wahre Kirch undDie wah-
re Kirch
desglei-
chen.

Gemeinſchafft der Heiligen und Neu-Gebohrnen, deren Gewand
hell und Silber-weiß iſt, bey denen allein wahre Heiligkeit zu finden,
als die der Suͤnd abgeſtorben und in Chriſtum getaucht ſind, da-
rum ſind ſie hoch und groß in ſeinen Augen, und koͤſtlicher als ande-
re Menſchen, die von GOtt und ſeinen Englen vor Sand geachtet
werden, gegen dieſe Auserwaͤhlten an Leib und Seel gelaͤuterten
Menſchen a. Es hats noch niemand recht koͤnnen ſagen, wie theur,
lieb und werth ſie JEſus haͤlt, wie er Tag und Nacht an ſie gedenckt,
wie groſſe Luſt and Vergnuͤgen und Freud er an ihnen hat b.

§. 3. Man verſtehet aber auch durch dieſe Perl die Guͤter und dasAuch ſind
die Guͤter
des ewi-
gen Lebens
denen Per-
len gleich.

ewige Leben in GOttes Koͤnigreich.

Es kommt alles in eins, wer rechtſchaffene Chriſten ſucht, der ſucht
auch Chriſtum ihr Haupt, und die Beſitzung ſeiner Schaͤtzen, wel-
che man nirgend antrifft als bey Chriſto und ſeinen Gliedern, in die-
ſer ſeligſten, reineſten, vollkommeneſten Vereinigung geneußt, ſiehet,
ſchmecket die Seele GOtt, und zugleich mit alle Gnad und Herrlich-
keit. JEſum kennen, ſeine Schmach, Angſt, Dornen und Ruthen
lieben, ſein Laͤuterungs-Feur und Reinigungs-Waſſer, in deſſen Fluten
der alte Adam mit ſeinen Geluͤſten erſaͤufft wird, nicht ſcheuen, iſt wah-
re Weißheit. Paulus begehrte nichts anderſt zu wiſſen als JEſum den
Gecreutzigten, das ware ſeine verborgene, vollkommene Weißheit,
welche keiner von den Fuͤrſten dieſer Welt erkannt hat; Die Mahl-
Zeichen des HErren JEſu waren ſein Gold und Silber-Bergwerck,

da
a 1 Petr. II. 9.
b Jer. XXXI. 20. Zeph. II. 17. Pſal. CV. 15.
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[801/0897] uͤber die himmliſche Perle. und uͤberall nicht anders zu ſeyn wuͤnſchet, daß alles, was Chriſtus und die Apoſtel gelehret, nach ſeinem innigſten Hertzens-Wunſch ſeye, alſo daß ihm kein Jota oder Spruͤchlein mehr Muͤhe mache? Wie viel Faͤlle, Strauchlungen, Abweichungen gehen vor, ehe die Goͤttliche Wahrheiten zu daurhaffter, unbeweglicher Staͤr- cke kommen, in der Seelen fein bekleiben, und bey jedweden Ver- ſuchungen ihre ſiegende Palmen Krafft beweiſen, ingleichem ſo groß und gewichtig ſeyen, daß ſie alle Einwendungen der Welt und Lo- ckungen des Fleiſches weit uͤberwaͤgen, mit unverruckter Treue an GOtt zu hangen, und ihm und ſeinem Rath den Vorſchlag zu geben. §. 2. Eine Perl kan auch verglichen werden die wahre Kirch und Gemeinſchafft der Heiligen und Neu-Gebohrnen, deren Gewand hell und Silber-weiß iſt, bey denen allein wahre Heiligkeit zu finden, als die der Suͤnd abgeſtorben und in Chriſtum getaucht ſind, da- rum ſind ſie hoch und groß in ſeinen Augen, und koͤſtlicher als ande- re Menſchen, die von GOtt und ſeinen Englen vor Sand geachtet werden, gegen dieſe Auserwaͤhlten an Leib und Seel gelaͤuterten Menſchen a. Es hats noch niemand recht koͤnnen ſagen, wie theur, lieb und werth ſie JEſus haͤlt, wie er Tag und Nacht an ſie gedenckt, wie groſſe Luſt and Vergnuͤgen und Freud er an ihnen hat b. Die wah- re Kirch desglei- chen. §. 3. Man verſtehet aber auch durch dieſe Perl die Guͤter und das ewige Leben in GOttes Koͤnigreich. Auch ſind die Guͤter des ewi- gen Lebens denen Per- len gleich. Es kommt alles in eins, wer rechtſchaffene Chriſten ſucht, der ſucht auch Chriſtum ihr Haupt, und die Beſitzung ſeiner Schaͤtzen, wel- che man nirgend antrifft als bey Chriſto und ſeinen Gliedern, in die- ſer ſeligſten, reineſten, vollkommeneſten Vereinigung geneußt, ſiehet, ſchmecket die Seele GOtt, und zugleich mit alle Gnad und Herrlich- keit. JEſum kennen, ſeine Schmach, Angſt, Dornen und Ruthen lieben, ſein Laͤuterungs-Feur und Reinigungs-Waſſer, in deſſen Fluten der alte Adam mit ſeinen Geluͤſten erſaͤufft wird, nicht ſcheuen, iſt wah- re Weißheit. Paulus begehrte nichts anderſt zu wiſſen als JEſum den Gecreutzigten, das ware ſeine verborgene, vollkommene Weißheit, welche keiner von den Fuͤrſten dieſer Welt erkannt hat; Die Mahl- Zeichen des HErren JEſu waren ſein Gold und Silber-Bergwerck, da a 1 Petr. II. 9. b Jer. XXXI. 20. Zeph. II. 17. Pſal. CV. 15. J i i i i

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/897>, abgerufen am 29.04.2024.