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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
man hat neun Siebe, deren eins grössere Löcher hat als das andere,
die, so im grösten Sieb bleiben, werden nicht geschätzt, sondern
werden vor einen Schatz gehalten und den Höchst-bietenden verkaufft:
Pabst Paulus II. hat wie Plantina erzehlt, 44000. Ducaten um ei-
ne bezahlt, so groß als ein mittelmäßige Nuß. Ein Perser König
hatte eine Perle zwey Tonnen Gold werth geachtet, der Cleopatra
ihre ware ein rechtes Wunder-Werck der Natur, dergleichen in der
Welt nicht bekannt ware. Bey der letzten Perlen-Fischerey wurde
die gröste auf dem Ort um 1200. Gulden verkaufft. Jetzt verkaufft
die Herrschafft denen aus gantz Orient zusammen Beruffenen und
auch von Käysern und Königen auf bestimmte Zeit dahin abgeschick-
ten Handels-Leuten die Muschlen bey 100000. um einen gewissen
Preiß, daran dann die einten offt verliehren, indem sie theils kleine,
theils unreiffe, theils gar keine Perlen finden, andere werden hort-
reich davon; Einige meinen die Perlen seyen unter dem Sand, wel-
ches die Austern, wann sie hungerig sind, zur Unterhaltung zu sich
nehmen, und mithin auch die Perlen, welche hernach durch Göttliche
Vorsehung in denen Muschlen wachsen biß zur völligen Zeitigung:
Man will, daß die Edelsten in dem Persischen Meerbusen zwischen
Ormus und Balsara bey Calipha Baharen einem Theil von Arabien
gefangen werden, allwo der Pison ein Arm vom Euphrat in die Persi-
sche See laufft, da die Perlen [fremdsprachliches Material - fehlt] oder Bdellion genannt a ge-
funden werden, desgleichen auch Gold und der Edelstein Sar-
donich, welcher röthlicht mit weissen Striemen, lustig und seltzsam b.
Die schönsten und grösten Perlen findet man bey der Jnsel Ceilan,
so auch ein irrdisch Paradieß, überaus herrlich, lustig und frucht-
bar, allen Jnseln und Ländern auf Erden weit überlegen, allda eben-
mässig Gold, Rubinen, Sapphiren und der köstliche mit vielen
lieblichen und wunderlichen Farben spielende, helle Edelstein Opa-
lus gefunden wird; also daß an diesen zweyen Orten, da das gros-
se Welt-Meer rechte Perlen hat, auch das Erdreich Gold und E-
delgestein hergibt, darvon der erste Ort vor der Sündfluth eine Ab-
schattung ware des himmlischen Paradieses und neuen Jerusalems.

Gehöret
mit zu den
Welt-Ei-
telkeiten.

§. 4. Aber Quid mari cum vestibus? Sagt Plinius lib. 9. c. 35.
parum est, nisi, qui vescimur periculis etiam vestiamur, adeo per

totum
a Gen. II. 12.
b Offenb. XXI. 20.

Betrachtungen
man hat neun Siebe, deren eins groͤſſere Loͤcher hat als das andere,
die, ſo im groͤſten Sieb bleiben, werden nicht geſchaͤtzt, ſondern
werden vor einen Schatz gehalten und den Hoͤchſt-bietenden verkaufft:
Pabſt Paulus II. hat wie Plantina erzehlt, 44000. Ducaten um ei-
ne bezahlt, ſo groß als ein mittelmaͤßige Nuß. Ein Perſer Koͤnig
hatte eine Perle zwey Tonnen Gold werth geachtet, der Cleopatra
ihre ware ein rechtes Wunder-Werck der Natur, dergleichen in der
Welt nicht bekannt ware. Bey der letzten Perlen-Fiſcherey wurde
die groͤſte auf dem Ort um 1200. Gulden verkaufft. Jetzt verkaufft
die Herrſchafft denen aus gantz Orient zuſammen Beruffenen und
auch von Kaͤyſern und Koͤnigen auf beſtimmte Zeit dahin abgeſchick-
ten Handels-Leuten die Muſchlen bey 100000. um einen gewiſſen
Preiß, daran dann die einten offt verliehren, indem ſie theils kleine,
theils unreiffe, theils gar keine Perlen finden, andere werden hort-
reich davon; Einige meinen die Perlen ſeyen unter dem Sand, wel-
ches die Auſtern, wann ſie hungerig ſind, zur Unterhaltung zu ſich
nehmen, und mithin auch die Perlen, welche hernach durch Goͤttliche
Vorſehung in denen Muſchlen wachſen biß zur voͤlligen Zeitigung:
Man will, daß die Edelſten in dem Perſiſchen Meerbuſen zwiſchen
Ormus und Balſara bey Calipha Baharen einem Theil von Arabien
gefangen werden, allwo der Piſon ein Arm vom Euphrat in die Perſi-
ſche See laufft, da die Perlen [fremdsprachliches Material – fehlt] oder Bdellion genannt a ge-
funden werden, desgleichen auch Gold und der Edelſtein Sar-
donich, welcher roͤthlicht mit weiſſen Striemen, luſtig und ſeltzſam b.
Die ſchoͤnſten und groͤſten Perlen findet man bey der Jnſel Ceilan,
ſo auch ein irrdiſch Paradieß, uͤberaus herrlich, luſtig und frucht-
bar, allen Jnſeln und Laͤndern auf Erden weit uͤberlegen, allda eben-
maͤſſig Gold, Rubinen, Sapphiren und der koͤſtliche mit vielen
lieblichen und wunderlichen Farben ſpielende, helle Edelſtein Opa-
lus gefunden wird; alſo daß an dieſen zweyen Orten, da das groſ-
ſe Welt-Meer rechte Perlen hat, auch das Erdreich Gold und E-
delgeſtein hergibt, darvon der erſte Ort vor der Suͤndfluth eine Ab-
ſchattung ware des himmliſchen Paradieſes und neuen Jeruſalems.

Gehoͤret
mit zu den
Welt-Ei-
telkeiten.

§. 4. Aber Quid mari cum veſtibus? Sagt Plinius lib. 9. c. 35.
parum eſt, niſi, qui veſcimur periculis etiam veſtiamur, adeò per

totum
a Gen. II. 12.
b Offenb. XXI. 20.
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[804/0900] Betrachtungen man hat neun Siebe, deren eins groͤſſere Loͤcher hat als das andere, die, ſo im groͤſten Sieb bleiben, werden nicht geſchaͤtzt, ſondern werden vor einen Schatz gehalten und den Hoͤchſt-bietenden verkaufft: Pabſt Paulus II. hat wie Plantina erzehlt, 44000. Ducaten um ei- ne bezahlt, ſo groß als ein mittelmaͤßige Nuß. Ein Perſer Koͤnig hatte eine Perle zwey Tonnen Gold werth geachtet, der Cleopatra ihre ware ein rechtes Wunder-Werck der Natur, dergleichen in der Welt nicht bekannt ware. Bey der letzten Perlen-Fiſcherey wurde die groͤſte auf dem Ort um 1200. Gulden verkaufft. Jetzt verkaufft die Herrſchafft denen aus gantz Orient zuſammen Beruffenen und auch von Kaͤyſern und Koͤnigen auf beſtimmte Zeit dahin abgeſchick- ten Handels-Leuten die Muſchlen bey 100000. um einen gewiſſen Preiß, daran dann die einten offt verliehren, indem ſie theils kleine, theils unreiffe, theils gar keine Perlen finden, andere werden hort- reich davon; Einige meinen die Perlen ſeyen unter dem Sand, wel- ches die Auſtern, wann ſie hungerig ſind, zur Unterhaltung zu ſich nehmen, und mithin auch die Perlen, welche hernach durch Goͤttliche Vorſehung in denen Muſchlen wachſen biß zur voͤlligen Zeitigung: Man will, daß die Edelſten in dem Perſiſchen Meerbuſen zwiſchen Ormus und Balſara bey Calipha Baharen einem Theil von Arabien gefangen werden, allwo der Piſon ein Arm vom Euphrat in die Perſi- ſche See laufft, da die Perlen _ oder Bdellion genannt a ge- funden werden, desgleichen auch Gold und der Edelſtein Sar- donich, welcher roͤthlicht mit weiſſen Striemen, luſtig und ſeltzſam b. Die ſchoͤnſten und groͤſten Perlen findet man bey der Jnſel Ceilan, ſo auch ein irrdiſch Paradieß, uͤberaus herrlich, luſtig und frucht- bar, allen Jnſeln und Laͤndern auf Erden weit uͤberlegen, allda eben- maͤſſig Gold, Rubinen, Sapphiren und der koͤſtliche mit vielen lieblichen und wunderlichen Farben ſpielende, helle Edelſtein Opa- lus gefunden wird; alſo daß an dieſen zweyen Orten, da das groſ- ſe Welt-Meer rechte Perlen hat, auch das Erdreich Gold und E- delgeſtein hergibt, darvon der erſte Ort vor der Suͤndfluth eine Ab- ſchattung ware des himmliſchen Paradieſes und neuen Jeruſalems. §. 4. Aber Quid mari cum veſtibus? Sagt Plinius lib. 9. c. 35. parum eſt, niſi, qui veſcimur periculis etiam veſtiamur, adeò per totum a Gen. II. 12. b Offenb. XXI. 20.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/900>, abgerufen am 05.05.2024.