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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
lohren; ja nachdem sie in die unvernünfftige Thor-"
heit verfallen, unsichtbaren Reichthum, Freude,"
Wollust, Ehre und Herrlichkeit, und zwar an"
einem Ort, wo es keinem verständigen Menschen"
in den Sinn käme, nemlich im Creutz Christi zu"
suchen; so sind sie bey jederman in äusserste Ver-"
achtung gesetzet und nicht besser als einer, der am"
Galgen hanget, Gal. 6, 14. geachtet worden."
Es haben zwar Welt-kluge, grosse und mächtige"
Herren sie beydes mit Drohungen und Verheis-"
sungen ins Geleise zu bringen gesuchet; aber alles"
umsonst, und waren es dermassen eigensinnige"
Köpffe, daß kein Verlust, Schaden, Armuth,"
Schmach, Schmertzen, Marter, Folter-Banck"
und grausamste Todes-Arten ihren harten Sinn"
zu ändern und auf bessere Welt-förmigere Gedan-"
cken zu ziehen vermögend ware. Nun will sich"
der elende Sohn einen solchen Weg auch belieben"
lassen, wobey doch kein Stand noch Amt noch"
Profeßion in der Welt bestehen kan, und alle"
gute Einrichtungen und feine Ordnungen zu trüm-"
mern gehen müßten, wann sich ein jeder in diese"
Tändeleyen und Fantastereyen einlassen wollte."
Ja man kan dergleichen Leuten weder recht thun"
noch recht reden; sie sind ausgemachte Tadelgern,"
und dürffen Sachen unterfangen, davor alte und"
weise Männer sich wohl schämen würden; sie sind"
so einbildisch und vermessen, daß sie sich solch ho-"
her Dingen rühmen dürffen, welche der gelehrte-"
ste Prälat sich nicht erkühnete, von sich auszusa-"
gen, sie seyen nemlich aus GOtt gebohren, und"
GOtt habe ihnen als rechten Kindern einen hel-"

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der Verfuͤhrung der Jugend.
lohren; ja nachdem ſie in die unvernuͤnfftige Thor-“
heit verfallen, unſichtbaren Reichthum, Freude,“
Wolluſt, Ehre und Herrlichkeit, und zwar an“
einem Ort, wo es keinem verſtaͤndigen Menſchen“
in den Sinn kaͤme, nemlich im Creutz Chriſti zu“
ſuchen; ſo ſind ſie bey jederman in aͤuſſerſte Ver-“
achtung geſetzet und nicht beſſer als einer, der am“
Galgen hanget, Gal. 6, 14. geachtet worden.“
Es haben zwar Welt-kluge, groſſe und maͤchtige“
Herren ſie beydes mit Drohungen und Verheiſ-“
ſungen ins Geleiſe zu bringen geſuchet; aber alles“
umſonſt, und waren es dermaſſen eigenſinnige“
Koͤpffe, daß kein Verluſt, Schaden, Armuth,“
Schmach, Schmertzen, Marter, Folter-Banck“
und grauſamſte Todes-Arten ihren harten Sinn“
zu aͤndern und auf beſſere Welt-foͤrmigere Gedan-“
cken zu ziehen vermoͤgend ware. Nun will ſich“
der elende Sohn einen ſolchen Weg auch belieben“
laſſen, wobey doch kein Stand noch Amt noch“
Profeßion in der Welt beſtehen kan, und alle“
gute Einrichtungen und feine Ordnungen zu truͤm-“
mern gehen muͤßten, wann ſich ein jeder in dieſe“
Taͤndeleyen und Fantaſtereyen einlaſſen wollte.“
Ja man kan dergleichen Leuten weder recht thun“
noch recht reden; ſie ſind ausgemachte Tadelgern,“
und duͤrffen Sachen unterfangen, davor alte und“
weiſe Maͤnner ſich wohl ſchaͤmen wuͤrden; ſie ſind“
ſo einbildiſch und vermeſſen, daß ſie ſich ſolch ho-“
her Dingen ruͤhmen duͤrffen, welche der gelehrte-“
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[93/0111] der Verfuͤhrung der Jugend. lohren; ja nachdem ſie in die unvernuͤnfftige Thor-“ heit verfallen, unſichtbaren Reichthum, Freude,“ Wolluſt, Ehre und Herrlichkeit, und zwar an“ einem Ort, wo es keinem verſtaͤndigen Menſchen“ in den Sinn kaͤme, nemlich im Creutz Chriſti zu“ ſuchen; ſo ſind ſie bey jederman in aͤuſſerſte Ver-“ achtung geſetzet und nicht beſſer als einer, der am“ Galgen hanget, Gal. 6, 14. geachtet worden.“ Es haben zwar Welt-kluge, groſſe und maͤchtige“ Herren ſie beydes mit Drohungen und Verheiſ-“ ſungen ins Geleiſe zu bringen geſuchet; aber alles“ umſonſt, und waren es dermaſſen eigenſinnige“ Koͤpffe, daß kein Verluſt, Schaden, Armuth,“ Schmach, Schmertzen, Marter, Folter-Banck“ und grauſamſte Todes-Arten ihren harten Sinn“ zu aͤndern und auf beſſere Welt-foͤrmigere Gedan-“ cken zu ziehen vermoͤgend ware. Nun will ſich“ der elende Sohn einen ſolchen Weg auch belieben“ laſſen, wobey doch kein Stand noch Amt noch“ Profeßion in der Welt beſtehen kan, und alle“ gute Einrichtungen und feine Ordnungen zu truͤm-“ mern gehen muͤßten, wann ſich ein jeder in dieſe“ Taͤndeleyen und Fantaſtereyen einlaſſen wollte.“ Ja man kan dergleichen Leuten weder recht thun“ noch recht reden; ſie ſind ausgemachte Tadelgern,“ und duͤrffen Sachen unterfangen, davor alte und“ weiſe Maͤnner ſich wohl ſchaͤmen wuͤrden; ſie ſind“ ſo einbildiſch und vermeſſen, daß ſie ſich ſolch ho-“ her Dingen ruͤhmen duͤrffen, welche der gelehrte-“ ſte Praͤlat ſich nicht erkuͤhnete, von ſich auszuſa-“ gen, ſie ſeyen nemlich aus GOtt gebohren, und“ GOtt habe ihnen als rechten Kindern einen hel-“ len“

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/111>, abgerufen am 29.04.2024.