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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
königlichen Garten mit zu geniessen, so gewinnet
dieses dann auch einen unvergeßlichen Eindruck in
das Hertz desselben. Eine gleiche Bewandtniß
hat es mit dem, was die Kinder etwa Gutes hö-
ren, lesen und auswendig lernen; wann sie das-
selbige im Geist sehen, schmecken, hören, fühlen,
so kommt es in seine innere Krafft und wird dessen
Angedencken erst recht verständlich, deutlich, leicht,
möglich, und unvergeßlich. Weßwegen auch die
Kinder immer um die Schöpffung eines neuen
reinen Hertzens, und um den Aufschluß der Siegeln
zu beten haben.

Es werden solcherley Kinder sodann mit JEsu
nahe befreundet, wie eine Rebe mit dem Weinstock
auf das genauste vereiniget, und reichen als wohl-
geartete Pflantzen, als safftige Oel- und Palmen-
Bäume die schmackhafteste Früchte des Vertrauens
auf GOtt, der Freude in Christo, des Anhangens
an seiner Gnade, der klugen Aufführung bey allen
Anlässen, der Höflichkeit gegen jedermann, der
Arbeitsamkeit im äussern Beruf, der ausnehmen-
den Geschicklichkeit bey allen Verrichtungen, für-
nemlich auch die Früchte des Gehorsams, der Liebe,
der Ehrerbietung und mancherley Erquickungen ih-
ren Eltern reichlich dar. Und sothane Früchte
können gottselige Eltern von ihren Hertzens-Kindern
bey Körben-voll einsammeln, so, daß sie nicht nur
jährlich etwa einmal, sondern alle Tage und Stun-
den ihnen also reif in ihren Schooß gleichsam fallen;
da sie dann GOTT nicht genug loben und preisen
können, wegen der zahmen Oliven, Datteln und
Feigen und anderer nach dem Paradies riechender

Früch-

der Verfuͤhrung der Jugend.
koͤniglichen Garten mit zu genieſſen, ſo gewinnet
dieſes dann auch einen unvergeßlichen Eindruck in
das Hertz deſſelben. Eine gleiche Bewandtniß
hat es mit dem, was die Kinder etwa Gutes hoͤ-
ren, leſen und auswendig lernen; wann ſie daſ-
ſelbige im Geiſt ſehen, ſchmecken, hoͤren, fuͤhlen,
ſo kommt es in ſeine innere Krafft und wird deſſen
Angedencken erſt recht verſtaͤndlich, deutlich, leicht,
moͤglich, und unvergeßlich. Weßwegen auch die
Kinder immer um die Schoͤpffung eines neuen
reinen Hertzens, und um den Aufſchluß der Siegeln
zu beten haben.

Es werden ſolcherley Kinder ſodann mit JEſu
nahe befreundet, wie eine Rebe mit dem Weinſtock
auf das genauſte vereiniget, und reichen als wohl-
geartete Pflantzen, als ſafftige Oel- und Palmen-
Baͤume die ſchmackhafteſte Fruͤchte des Vertrauens
auf GOtt, der Freude in Chriſto, des Anhangens
an ſeiner Gnade, der klugen Auffuͤhrung bey allen
Anlaͤſſen, der Hoͤflichkeit gegen jedermann, der
Arbeitſamkeit im aͤuſſern Beruf, der ausnehmen-
den Geſchicklichkeit bey allen Verrichtungen, fuͤr-
nemlich auch die Fruͤchte des Gehorſams, der Liebe,
der Ehrerbietung und mancherley Erquickungen ih-
ren Eltern reichlich dar. Und ſothane Fruͤchte
koͤnnen gottſelige Eltern von ihren Hertzens-Kindern
bey Koͤrben-voll einſammeln, ſo, daß ſie nicht nur
jaͤhrlich etwa einmal, ſondern alle Tage und Stun-
den ihnen alſo reif in ihren Schooß gleichſam fallen;
da ſie dann GOTT nicht genug loben und preiſen
koͤnnen, wegen der zahmen Oliven, Datteln und
Feigen und anderer nach dem Paradies riechender

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[125/0143] der Verfuͤhrung der Jugend. koͤniglichen Garten mit zu genieſſen, ſo gewinnet dieſes dann auch einen unvergeßlichen Eindruck in das Hertz deſſelben. Eine gleiche Bewandtniß hat es mit dem, was die Kinder etwa Gutes hoͤ- ren, leſen und auswendig lernen; wann ſie daſ- ſelbige im Geiſt ſehen, ſchmecken, hoͤren, fuͤhlen, ſo kommt es in ſeine innere Krafft und wird deſſen Angedencken erſt recht verſtaͤndlich, deutlich, leicht, moͤglich, und unvergeßlich. Weßwegen auch die Kinder immer um die Schoͤpffung eines neuen reinen Hertzens, und um den Aufſchluß der Siegeln zu beten haben. Es werden ſolcherley Kinder ſodann mit JEſu nahe befreundet, wie eine Rebe mit dem Weinſtock auf das genauſte vereiniget, und reichen als wohl- geartete Pflantzen, als ſafftige Oel- und Palmen- Baͤume die ſchmackhafteſte Fruͤchte des Vertrauens auf GOtt, der Freude in Chriſto, des Anhangens an ſeiner Gnade, der klugen Auffuͤhrung bey allen Anlaͤſſen, der Hoͤflichkeit gegen jedermann, der Arbeitſamkeit im aͤuſſern Beruf, der ausnehmen- den Geſchicklichkeit bey allen Verrichtungen, fuͤr- nemlich auch die Fruͤchte des Gehorſams, der Liebe, der Ehrerbietung und mancherley Erquickungen ih- ren Eltern reichlich dar. Und ſothane Fruͤchte koͤnnen gottſelige Eltern von ihren Hertzens-Kindern bey Koͤrben-voll einſammeln, ſo, daß ſie nicht nur jaͤhrlich etwa einmal, ſondern alle Tage und Stun- den ihnen alſo reif in ihren Schooß gleichſam fallen; da ſie dann GOTT nicht genug loben und preiſen koͤnnen, wegen der zahmen Oliven, Datteln und Feigen und anderer nach dem Paradies riechender Fruͤch-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/143>, abgerufen am 27.04.2024.