Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
an GOTT und seinem Reich, Blindheit an den
himmlischen Geheimnissen, Abkehr vom Buß-
Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Sün-
den, Wahn-Glaube, Kaltsinnigkeit gegen den
Heyland samt ihrer falschen Hoffnung ihnen zum
Greuel wird. Wann diesem allem zufolg die Kin-
der von denen so gar nahen Versuchungs-Kräff-
ten ihrer eigenen Eltern nicht sollen beschädiget wer-
den; so muß Oel und Wein, Geist und Leben
reichlich in ihren Hertzen seyn: Eben wie die Trau-
ben in Lacoten den Reiffen widerstehen, so daß sie
nicht nur keinen Schaden kriegen, sondern nur
noch milder und süsser davon werden, weilen sie
mehr Geist als andere in sich haben.

§. 4.

Nicht nur aber bist du, liebes Kind, des bö-
sen Evempels
halben deiner Eltern, alle Ta-
ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am
Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei-
den:
Sondern auch und vornemlich dannzumah-
len, wann dazu kommt/ daß sich die El-
tern mit Fleiß Mühe geben, den boshaff-
ten
und üppigen Welt-Sinn in den Kindern
zu pflantzen: Es ist ja die heutige Art
der Erziehung, sonderlich vornehmet
Kinder also eingerichter/ daß die Nei-
gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin-
dern dadurch recht aufgewärmet und in
Brand gestecket werden.

§. 5. So

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
an GOTT und ſeinem Reich, Blindheit an den
himmliſchen Geheimniſſen, Abkehr vom Buß-
Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Suͤn-
den, Wahn-Glaube, Kaltſinnigkeit gegen den
Heyland ſamt ihrer falſchen Hoffnung ihnen zum
Greuel wird. Wann dieſem allem zufolg die Kin-
der von denen ſo gar nahen Verſuchungs-Kraͤff-
ten ihrer eigenen Eltern nicht ſollen beſchaͤdiget wer-
den; ſo muß Oel und Wein, Geiſt und Leben
reichlich in ihren Hertzen ſeyn: Eben wie die Trau-
ben in Lacoten den Reiffen widerſtehen, ſo daß ſie
nicht nur keinen Schaden kriegen, ſondern nur
noch milder und ſuͤſſer davon werden, weilen ſie
mehr Geiſt als andere in ſich haben.

§. 4.

Nicht nur aber biſt du, liebes Kind, des boͤ-
ſen Evempels
halben deiner Eltern, alle Ta-
ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am
Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei-
den:
Sondern auch und vornemlich dannzumah-
len, wann dazu kommt/ daß ſich die El-
tern mit Fleiß Muͤhe geben, den boshaff-
ten
und uͤppigen Welt-Sinn in den Kindern
zu pflantzen: Es iſt ja die heutige Art
der Erziehung, ſonderlich vornehmet
Kinder alſo eingerichter/ daß die Nei-
gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin-
dern dadurch recht aufgewaͤrmet und in
Brand geſtecket werden.

§. 5. So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0161" n="143"/><fw place="top" type="header">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</fw><lb/>
an GOTT und &#x017F;einem Reich, Blindheit an den<lb/>
himmli&#x017F;chen Geheimni&#x017F;&#x017F;en, Abkehr vom Buß-<lb/>
Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Su&#x0364;n-<lb/>
den, Wahn-Glaube, Kalt&#x017F;innigkeit gegen den<lb/>
Heyland &#x017F;amt ihrer fal&#x017F;chen Hoffnung ihnen zum<lb/>
Greuel wird. Wann die&#x017F;em allem zufolg die Kin-<lb/>
der von denen &#x017F;o gar nahen Ver&#x017F;uchungs-Kra&#x0364;ff-<lb/>
ten ihrer eigenen Eltern nicht &#x017F;ollen be&#x017F;cha&#x0364;diget wer-<lb/>
den; &#x017F;o muß Oel und Wein, Gei&#x017F;t und Leben<lb/>
reichlich in ihren Hertzen &#x017F;eyn: Eben wie die Trau-<lb/>
ben in Lacoten den Reiffen wider&#x017F;tehen, &#x017F;o daß &#x017F;ie<lb/>
nicht nur keinen Schaden kriegen, &#x017F;ondern nur<lb/>
noch milder und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er davon werden, weilen &#x017F;ie<lb/>
mehr Gei&#x017F;t als andere in &#x017F;ich haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head><lb/>
            <p>Nicht nur aber bi&#x017F;t du, liebes Kind, des <hi rendition="#fr">bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Evempels</hi> halben deiner Eltern, <hi rendition="#fr">alle Ta-<lb/>
ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am<lb/>
Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei-<lb/>
den:</hi> Sondern auch und vornemlich dannzumah-<lb/>
len, <hi rendition="#fr">wann dazu kommt/ daß &#x017F;ich die El-<lb/>
tern mit Fleiß Mu&#x0364;he geben, den boshaff-<lb/>
ten</hi> und u&#x0364;ppigen <hi rendition="#fr">Welt-Sinn in den Kindern<lb/>
zu pflantzen: Es i&#x017F;t ja die heutige Art<lb/>
der Erziehung, &#x017F;onderlich vornehmet<lb/>
Kinder al&#x017F;o eingerichter/ daß die Nei-<lb/>
gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin-<lb/>
dern dadurch recht aufgewa&#x0364;rmet und in<lb/>
Brand ge&#x017F;tecket werden.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 5. <hi rendition="#fr">So</hi></fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0161] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. an GOTT und ſeinem Reich, Blindheit an den himmliſchen Geheimniſſen, Abkehr vom Buß- Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Suͤn- den, Wahn-Glaube, Kaltſinnigkeit gegen den Heyland ſamt ihrer falſchen Hoffnung ihnen zum Greuel wird. Wann dieſem allem zufolg die Kin- der von denen ſo gar nahen Verſuchungs-Kraͤff- ten ihrer eigenen Eltern nicht ſollen beſchaͤdiget wer- den; ſo muß Oel und Wein, Geiſt und Leben reichlich in ihren Hertzen ſeyn: Eben wie die Trau- ben in Lacoten den Reiffen widerſtehen, ſo daß ſie nicht nur keinen Schaden kriegen, ſondern nur noch milder und ſuͤſſer davon werden, weilen ſie mehr Geiſt als andere in ſich haben. §. 4. Nicht nur aber biſt du, liebes Kind, des boͤ- ſen Evempels halben deiner Eltern, alle Ta- ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei- den: Sondern auch und vornemlich dannzumah- len, wann dazu kommt/ daß ſich die El- tern mit Fleiß Muͤhe geben, den boshaff- ten und uͤppigen Welt-Sinn in den Kindern zu pflantzen: Es iſt ja die heutige Art der Erziehung, ſonderlich vornehmet Kinder alſo eingerichter/ daß die Nei- gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin- dern dadurch recht aufgewaͤrmet und in Brand geſtecket werden. §. 5. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/161
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/161>, abgerufen am 28.04.2024.