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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
daß es durch die härtesten Schläge nicht abtrün-
nig gemacht werden kunte; so ergriffen sie die
schmertzliche Feuer-Pein, und liessen es eine gerau-
me Zeit mit dieser empfindlichen Quaal an seinen
zarten Gliedmassen martern und brennen. Da
aber das Kind auch hier zu seiner Feinden grösten
Beschämung den Sieg der ausharrenden Gedult
behielte; so nahmen sie endlich den zerschlagenen
und versengten Leib des lieben Schlacht-Lämmleins,
und warffen ihn den grimmigen Thieren vor; un-
ter deren Zähnen es in beständigem Beten und
Flehen seinen Geist aufgegeben. (*)

6) Als die Christliche Kirche im Zehenden Jahr-
hundert sonderlich in Spanien von den Sarace-
nen viel Ungemach erdulten mußte; liesse der heyd-
nische König Abderam auch einen zehen-jähri-
gen Knaben/
mit Namen Pelagius, nach-
dem er durch keinerley Verheissungen zum Abfall
bewogen werden kunte, lebendig in die Höhe ziehen
und ihme mit eisernen Zangen ein Glied nach dem
andern vom Leibe reissen; obgleich nun solche Mar-
ter fast einen gantzen Tag währete; so bliebe dan-
noch der kleine Martyrer durch die Krafft Christi
standhafft bis in den Tod. (**)

7) Eine zwölff-jährige Jungfrau, Fe-
licola/
sollte entweder einen vornehmen Edelmann
zu Rom ehlichen oder den Göttern opffern. Da
sie aber heldenmüthig zur Antwort gabe: Jch
begehre weder dein Eheweib zu werden/
weil ich Christo verlobt bin; noch auch
deinen Göttern zu opffern/ weil ich eine

Chri-
(*) Collins Schau-Platz. p. 132.
(**) l. c. p. 149.
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
daß es durch die haͤrteſten Schlaͤge nicht abtruͤn-
nig gemacht werden kunte; ſo ergriffen ſie die
ſchmertzliche Feuer-Pein, und lieſſen es eine gerau-
me Zeit mit dieſer empfindlichen Quaal an ſeinen
zarten Gliedmaſſen martern und brennen. Da
aber das Kind auch hier zu ſeiner Feinden groͤſten
Beſchaͤmung den Sieg der ausharrenden Gedult
behielte; ſo nahmen ſie endlich den zerſchlagenen
und verſengten Leib des lieben Schlacht-Laͤmmleins,
und warffen ihn den grimmigen Thieren vor; un-
ter deren Zaͤhnen es in beſtaͤndigem Beten und
Flehen ſeinen Geiſt aufgegeben. (*)

6) Als die Chriſtliche Kirche im Zehenden Jahr-
hundert ſonderlich in Spanien von den Sarace-
nen viel Ungemach erdulten mußte; lieſſe der heyd-
niſche Koͤnig Abderam auch einen zehen-jaͤhri-
gen Knaben/
mit Namen Pelagius, nach-
dem er durch keinerley Verheiſſungen zum Abfall
bewogen werden kunte, lebendig in die Hoͤhe ziehen
und ihme mit eiſernen Zangen ein Glied nach dem
andern vom Leibe reiſſen; obgleich nun ſolche Mar-
ter faſt einen gantzen Tag waͤhrete; ſo bliebe dan-
noch der kleine Martyrer durch die Krafft Chriſti
ſtandhafft bis in den Tod. (**)

7) Eine zwoͤlff-jaͤhrige Jungfrau, Fe-
licola/
ſollte entweder einen vornehmen Edelmann
zu Rom ehlichen oder den Goͤttern opffern. Da
ſie aber heldenmuͤthig zur Antwort gabe: Jch
begehre weder dein Eheweib zu werden/
weil ich Chriſto verlobt bin; noch auch
deinen Goͤttern zu opffern/ weil ich eine

Chri-
(*) Collins Schau-Platz. p. 132.
(**) l. c. p. 149.
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[217/0235] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. daß es durch die haͤrteſten Schlaͤge nicht abtruͤn- nig gemacht werden kunte; ſo ergriffen ſie die ſchmertzliche Feuer-Pein, und lieſſen es eine gerau- me Zeit mit dieſer empfindlichen Quaal an ſeinen zarten Gliedmaſſen martern und brennen. Da aber das Kind auch hier zu ſeiner Feinden groͤſten Beſchaͤmung den Sieg der ausharrenden Gedult behielte; ſo nahmen ſie endlich den zerſchlagenen und verſengten Leib des lieben Schlacht-Laͤmmleins, und warffen ihn den grimmigen Thieren vor; un- ter deren Zaͤhnen es in beſtaͤndigem Beten und Flehen ſeinen Geiſt aufgegeben. (*) 6) Als die Chriſtliche Kirche im Zehenden Jahr- hundert ſonderlich in Spanien von den Sarace- nen viel Ungemach erdulten mußte; lieſſe der heyd- niſche Koͤnig Abderam auch einen zehen-jaͤhri- gen Knaben/ mit Namen Pelagius, nach- dem er durch keinerley Verheiſſungen zum Abfall bewogen werden kunte, lebendig in die Hoͤhe ziehen und ihme mit eiſernen Zangen ein Glied nach dem andern vom Leibe reiſſen; obgleich nun ſolche Mar- ter faſt einen gantzen Tag waͤhrete; ſo bliebe dan- noch der kleine Martyrer durch die Krafft Chriſti ſtandhafft bis in den Tod. (**) 7) Eine zwoͤlff-jaͤhrige Jungfrau, Fe- licola/ ſollte entweder einen vornehmen Edelmann zu Rom ehlichen oder den Goͤttern opffern. Da ſie aber heldenmuͤthig zur Antwort gabe: Jch begehre weder dein Eheweib zu werden/ weil ich Chriſto verlobt bin; noch auch deinen Goͤttern zu opffern/ weil ich eine Chri- (*) Collins Schau-Platz. p. 132. (**) l. c. p. 149. O 5

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/235>, abgerufen am 29.04.2024.