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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 2. Von Begehungs-Sünden
"lasse dich nicht, bis ich in dir Alles in Allein bin."
Laß dir auch seyn, der eingebohrne Sohn GOt-
tes spreche dich mit folgenden Worten an: "Mein
"Hertzens-Kind! wilst du nicht beständig mir an-
"hangen? Bist du mir doch so hertz-innig lieb,
"daß ich deinen Fluch, Tod und Hölle samt dei-
"nen Sünden, deren schon so viel sind, auf mich
"nehme, und alles aus dem Weg schaffe, was
"deine vollkommene Seligkeit nur im geringsten
"mindern könnte; und ich bitte den Vater für
"dich, daß er dich, als mein Schäflein in meiner
"Liebe bis ans Ende bewahre. Bist du darmit noch
"nicht zu frieden, so gebe ich dir mein eigen Fleisch
"und Blut zu essen und zu trincken, damit du auf
"das gewisseste versichert seyest, du habest mich
"den wahrhafftigen GOtt und das ewig- Leben,
"und du solst es ewig wohl bey mir haben in
"GOttes Paradies. Wie kanst du es dann
"nach allen diesen ausnehmenden Liebes-Bezeu-
"gungen über dein Hertz bringen, mein zärtestes
"JEsus-Hertz zu verwunden und zu beleidigen?
"Jch könnte es an allen andern noch eher ertra-
"gen, als an dir, wann du, das ich doch als
"mein eigen Hertz lieb habe, treulos und bundbrü-
"chig an mir werden woltest."

Jn Erwägung dessen flehe deinen Heyland an-
gelegentlich an, er solle nur alles dir begegnen las-
sen; dis allein aber wollest du von seiner Gnade aus-
gebeten haben, daß du ihne ja niemals mehr belei-
digest, als welches dir unerträglich wäre.

§. 55.

Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
“laſſe dich nicht, bis ich in dir Alles in Allein bin.”
Laß dir auch ſeyn, der eingebohrne Sohn GOt-
tes ſpreche dich mit folgenden Worten an: “Mein
“Hertzens-Kind! wilſt du nicht beſtaͤndig mir an-
“hangen? Biſt du mir doch ſo hertz-innig lieb,
“daß ich deinen Fluch, Tod und Hoͤlle ſamt dei-
“nen Suͤnden, deren ſchon ſo viel ſind, auf mich
“nehme, und alles aus dem Weg ſchaffe, was
“deine vollkommene Seligkeit nur im geringſten
“mindern koͤnnte; und ich bitte den Vater fuͤr
“dich, daß er dich, als mein Schaͤflein in meiner
“Liebe bis ans Ende bewahre. Biſt du darmit noch
“nicht zu frieden, ſo gebe ich dir mein eigen Fleiſch
“und Blut zu eſſen und zu trincken, damit du auf
“das gewiſſeſte verſichert ſeyeſt, du habeſt mich
“den wahrhafftigen GOtt und das ewig- Leben,
“und du ſolſt es ewig wohl bey mir haben in
“GOttes Paradies. Wie kanſt du es dann
“nach allen dieſen ausnehmenden Liebes-Bezeu-
“gungen uͤber dein Hertz bringen, mein zaͤrteſtes
“JEſus-Hertz zu verwunden und zu beleidigen?
“Jch koͤnnte es an allen andern noch eher ertra-
“gen, als an dir, wann du, das ich doch als
“mein eigen Hertz lieb habe, treulos und bundbruͤ-
“chig an mir werden wolteſt.”

Jn Erwaͤgung deſſen flehe deinen Heyland an-
gelegentlich an, er ſolle nur alles dir begegnen laſ-
ſen; dis allein aber wolleſt du von ſeiner Gnade aus-
gebeten haben, daß du ihne ja niemals mehr belei-
digeſt, als welches dir unertraͤglich waͤre.

§. 55.
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[226/0244] Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden “laſſe dich nicht, bis ich in dir Alles in Allein bin.” Laß dir auch ſeyn, der eingebohrne Sohn GOt- tes ſpreche dich mit folgenden Worten an: “Mein “Hertzens-Kind! wilſt du nicht beſtaͤndig mir an- “hangen? Biſt du mir doch ſo hertz-innig lieb, “daß ich deinen Fluch, Tod und Hoͤlle ſamt dei- “nen Suͤnden, deren ſchon ſo viel ſind, auf mich “nehme, und alles aus dem Weg ſchaffe, was “deine vollkommene Seligkeit nur im geringſten “mindern koͤnnte; und ich bitte den Vater fuͤr “dich, daß er dich, als mein Schaͤflein in meiner “Liebe bis ans Ende bewahre. Biſt du darmit noch “nicht zu frieden, ſo gebe ich dir mein eigen Fleiſch “und Blut zu eſſen und zu trincken, damit du auf “das gewiſſeſte verſichert ſeyeſt, du habeſt mich “den wahrhafftigen GOtt und das ewig- Leben, “und du ſolſt es ewig wohl bey mir haben in “GOttes Paradies. Wie kanſt du es dann “nach allen dieſen ausnehmenden Liebes-Bezeu- “gungen uͤber dein Hertz bringen, mein zaͤrteſtes “JEſus-Hertz zu verwunden und zu beleidigen? “Jch koͤnnte es an allen andern noch eher ertra- “gen, als an dir, wann du, das ich doch als “mein eigen Hertz lieb habe, treulos und bundbruͤ- “chig an mir werden wolteſt.” Jn Erwaͤgung deſſen flehe deinen Heyland an- gelegentlich an, er ſolle nur alles dir begegnen laſ- ſen; dis allein aber wolleſt du von ſeiner Gnade aus- gebeten haben, daß du ihne ja niemals mehr belei- digeſt, als welches dir unertraͤglich waͤre. §. 55.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/244>, abgerufen am 02.05.2024.