Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
liche Einfälle verfalle; und sage ihm, daß du dei-
ner Seits nichts beständiges versprechen könnest,
und er solle dir nur nicht trauen, sondern sich selber
deiner Treue versichern, dem Abfall, auf eine Sr.
Göttlichen Majestät, Weisheit, Bruders-Treue
und allmächtigen Barmhertzigkeit gemässe Weise
wehren, und sich aller Zugänge zu der Seele be-
mächtigen, mithin deinen Willen zu seinem Scla-
ven machen, und dein Hertz mit einer starcken und
muntern Schild-Wache versehen, damit er, der
König, nicht wieder verliere, was er mit einem so
blutigen Durchbruch erobert, und wovon er schon
so viele Reichthümer seiner Güte, Gedult, Lang-
muth und Erbarmung gewendet hat.

Mein Kind! Du hast noch von Gnade zu sin-
gen, wann du bey allem deinem Beten bestehest;
geschweige, wo du säumig darinnen würdest. Wer
da stehet/ sehe zu, daß er nicht falle: Sey
nicht übermüthig, sondern fürchte dich.

Es liegen viele tausend mahl tausend Kinder im
Feuer-Pfuhl, die jetzt ewig in Freude und Herr-
lichkeit schweben kunten, wann sie nicht den Bund
mit GOtt gebrochen, und Eyd und Ehre verges-
sen hätten: Weil ihnen aber die Ehre und Gunst
ihrer Cameraden und Gespielen lieber, als GOttes
Gnade ware, so stehen sie jetzt vor deinen Augen
als feurige Brand-schwartze Warnungs-Säulen,
daß du dich an ihnen spiegelst, und es nicht ma-
chest wie sie. Oder, mein Kind! Wolltest du dich
auf einen glatten Stein hinaus wagen, davon du
wustest, daß ein anderer entschlipfft, gestürtzet und
in viele Stücker zerfallen seye? Wann du gewisse

Nach-
S 4

der Verfuͤhrung der Jugend.
liche Einfaͤlle verfalle; und ſage ihm, daß du dei-
ner Seits nichts beſtaͤndiges verſprechen koͤnneſt,
und er ſolle dir nur nicht trauen, ſondern ſich ſelber
deiner Treue verſichern, dem Abfall, auf eine Sr.
Goͤttlichen Majeſtaͤt, Weisheit, Bruders-Treue
und allmaͤchtigen Barmhertzigkeit gemaͤſſe Weiſe
wehren, und ſich aller Zugaͤnge zu der Seele be-
maͤchtigen, mithin deinen Willen zu ſeinem Scla-
ven machen, und dein Hertz mit einer ſtarcken und
muntern Schild-Wache verſehen, damit er, der
Koͤnig, nicht wieder verliere, was er mit einem ſo
blutigen Durchbruch erobert, und wovon er ſchon
ſo viele Reichthuͤmer ſeiner Guͤte, Gedult, Lang-
muth und Erbarmung gewendet hat.

Mein Kind! Du haſt noch von Gnade zu ſin-
gen, wann du bey allem deinem Beten beſteheſt;
geſchweige, wo du ſaͤumig darinnen wuͤrdeſt. Wer
da ſtehet/ ſehe zu, daß er nicht falle: Sey
nicht uͤbermuͤthig, ſondern fuͤrchte dich.

Es liegen viele tauſend mahl tauſend Kinder im
Feuer-Pfuhl, die jetzt ewig in Freude und Herr-
lichkeit ſchweben kunten, wann ſie nicht den Bund
mit GOtt gebrochen, und Eyd und Ehre vergeſ-
ſen haͤtten: Weil ihnen aber die Ehre und Gunſt
ihrer Cameraden und Geſpielen lieber, als GOttes
Gnade ware, ſo ſtehen ſie jetzt vor deinen Augen
als feurige Brand-ſchwartze Warnungs-Saͤulen,
daß du dich an ihnen ſpiegelſt, und es nicht ma-
cheſt wie ſie. Oder, mein Kind! Wollteſt du dich
auf einen glatten Stein hinaus wagen, davon du
wuſteſt, daß ein anderer entſchlipfft, geſtuͤrtzet und
in viele Stuͤcker zerfallen ſeye? Wann du gewiſſe

Nach-
S 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0297" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
liche Einfa&#x0364;lle verfalle; und &#x017F;age ihm, daß du dei-<lb/>
ner Seits nichts be&#x017F;ta&#x0364;ndiges ver&#x017F;prechen ko&#x0364;nne&#x017F;t,<lb/>
und er &#x017F;olle dir nur nicht trauen, &#x017F;ondern &#x017F;ich &#x017F;elber<lb/>
deiner Treue ver&#x017F;ichern, dem Abfall, auf eine Sr.<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t, Weisheit, Bruders-Treue<lb/>
und allma&#x0364;chtigen Barmhertzigkeit gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
wehren, und &#x017F;ich aller Zuga&#x0364;nge zu der Seele be-<lb/>
ma&#x0364;chtigen, mithin deinen Willen zu &#x017F;einem Scla-<lb/>
ven machen, und dein Hertz mit einer &#x017F;tarcken und<lb/>
muntern Schild-Wache ver&#x017F;ehen, damit er, der<lb/>
Ko&#x0364;nig, nicht wieder verliere, was er mit einem &#x017F;o<lb/>
blutigen Durchbruch erobert, und wovon er &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;o viele Reichthu&#x0364;mer &#x017F;einer Gu&#x0364;te, Gedult, Lang-<lb/>
muth und Erbarmung gewendet hat.</p><lb/>
          <p>Mein Kind! Du ha&#x017F;t noch von Gnade zu &#x017F;in-<lb/>
gen, wann du bey allem deinem Beten be&#x017F;tehe&#x017F;t;<lb/>
ge&#x017F;chweige, wo du &#x017F;a&#x0364;umig darinnen wu&#x0364;rde&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Wer<lb/>
da &#x017F;tehet/ &#x017F;ehe zu, daß er nicht falle: Sey<lb/>
nicht u&#x0364;bermu&#x0364;thig, &#x017F;ondern fu&#x0364;rchte dich.</hi><lb/>
Es liegen viele tau&#x017F;end mahl tau&#x017F;end Kinder im<lb/>
Feuer-Pfuhl, die jetzt ewig in Freude und Herr-<lb/>
lichkeit &#x017F;chweben kunten, wann &#x017F;ie nicht den Bund<lb/>
mit GOtt gebrochen, und Eyd und Ehre verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ha&#x0364;tten: Weil ihnen aber die Ehre und Gun&#x017F;t<lb/>
ihrer Cameraden und Ge&#x017F;pielen lieber, als GOttes<lb/>
Gnade ware, &#x017F;o &#x017F;tehen &#x017F;ie jetzt vor deinen Augen<lb/>
als feurige Brand-&#x017F;chwartze Warnungs-Sa&#x0364;ulen,<lb/>
daß du dich an ihnen &#x017F;piegel&#x017F;t, und es nicht ma-<lb/>
che&#x017F;t wie &#x017F;ie. Oder, mein Kind! Wollte&#x017F;t du dich<lb/>
auf einen glatten Stein hinaus wagen, davon du<lb/>
wu&#x017F;te&#x017F;t, daß ein anderer ent&#x017F;chlipfft, ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet und<lb/>
in viele Stu&#x0364;cker zerfallen &#x017F;eye? Wann du gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0297] der Verfuͤhrung der Jugend. liche Einfaͤlle verfalle; und ſage ihm, daß du dei- ner Seits nichts beſtaͤndiges verſprechen koͤnneſt, und er ſolle dir nur nicht trauen, ſondern ſich ſelber deiner Treue verſichern, dem Abfall, auf eine Sr. Goͤttlichen Majeſtaͤt, Weisheit, Bruders-Treue und allmaͤchtigen Barmhertzigkeit gemaͤſſe Weiſe wehren, und ſich aller Zugaͤnge zu der Seele be- maͤchtigen, mithin deinen Willen zu ſeinem Scla- ven machen, und dein Hertz mit einer ſtarcken und muntern Schild-Wache verſehen, damit er, der Koͤnig, nicht wieder verliere, was er mit einem ſo blutigen Durchbruch erobert, und wovon er ſchon ſo viele Reichthuͤmer ſeiner Guͤte, Gedult, Lang- muth und Erbarmung gewendet hat. Mein Kind! Du haſt noch von Gnade zu ſin- gen, wann du bey allem deinem Beten beſteheſt; geſchweige, wo du ſaͤumig darinnen wuͤrdeſt. Wer da ſtehet/ ſehe zu, daß er nicht falle: Sey nicht uͤbermuͤthig, ſondern fuͤrchte dich. Es liegen viele tauſend mahl tauſend Kinder im Feuer-Pfuhl, die jetzt ewig in Freude und Herr- lichkeit ſchweben kunten, wann ſie nicht den Bund mit GOtt gebrochen, und Eyd und Ehre vergeſ- ſen haͤtten: Weil ihnen aber die Ehre und Gunſt ihrer Cameraden und Geſpielen lieber, als GOttes Gnade ware, ſo ſtehen ſie jetzt vor deinen Augen als feurige Brand-ſchwartze Warnungs-Saͤulen, daß du dich an ihnen ſpiegelſt, und es nicht ma- cheſt wie ſie. Oder, mein Kind! Wollteſt du dich auf einen glatten Stein hinaus wagen, davon du wuſteſt, daß ein anderer entſchlipfft, geſtuͤrtzet und in viele Stuͤcker zerfallen ſeye? Wann du gewiſſe Nach- S 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/297
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/297>, abgerufen am 05.05.2024.