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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
dein armes übel verführtes Geschöpff nicht, was es
vornimmt; die unsaubere Geister führen mich am
Narren-Seil, und haben ihr verfluchtes Affen-Spiel
mit meiner unsterblichen Seelen. HErr JEsu, er-
barme dich meiner! mache deine gute Bottschafft zu
meines Fusses Leuchte, daß ich auf dem Weg zum
Vatter veste und gewisse Schritte thun möge. Ach
es ist hohe Zeit, daß du mir hilffest! JEsu mein
Gnaden-Stuhl, eröffne dich in mir mit allen deinen
Benedeyungen, und wirff mein heßlich-verfaultes,
schändlich-böses Hertz in dem Crystall-lauteren
Strom, so von GOTT und dir dem Lamm aus-
fleußt, damit es ein neues, feines, reines Hertz wer-
de, und die Natur des Stroms an sich ziehe. Rei-
nige mich durch den Glauben an dein Blut durch und
durch, und setze diese deine Arbeit nicht aus, bis
alles unsträfflich ist in der Heiligkeit vor GOtt dem
Vatter und Göttlich-zugerüstet zu deiner künfftigen
Hochzeit. Lebre mich unäbläßig wachen, beten,
kämpffen, bis die Feinde, wie Goliath zu Davids
Füssen ausgestrecket liegen, und keine Stätte, ja
keinen Winckel mehr in mir finden, da sie ihr Hand-
werck forttreiben mögen. Setze die Lüste des Flei-
sches in mir gefangen, und wann sie auch mit ihren
Ketten raßlen und ein greulich Gepolter machen, als
ob sie ihre vorige Herrschafft wieder einnehmen und
behaupten wolten wider dich, so zeige du, mein
Blut-König! ihnen den Meister, damit sie wissen,
daß ich dein seye und bleibe ewiglich; vergilte ihnen
also, wie sie mir gethan haben, bis du sie gar ausrot-
test. So lang sie aber sich noch in mir regen, so
halte alle Zimmer meiner Leibs- und Seelen-Kräfften
verschlossen, und entziehe allen bösen Neigungen ihre

Nah-

Cap. 1. Die erſte Quelle
dein armes uͤbel verfuͤhrtes Geſchoͤpff nicht, was es
vornimmt; die unſaubere Geiſter fuͤhren mich am
Narren-Seil, und haben ihr verfluchtes Affen-Spiel
mit meiner unſterblichen Seelen. HErr JEſu, er-
barme dich meiner! mache deine gute Bottſchafft zu
meines Fuſſes Leuchte, daß ich auf dem Weg zum
Vatter veſte und gewiſſe Schritte thun moͤge. Ach
es iſt hohe Zeit, daß du mir hilffeſt! JEſu mein
Gnaden-Stuhl, eroͤffne dich in mir mit allen deinen
Benedeyungen, und wirff mein heßlich-verfaultes,
ſchaͤndlich-boͤſes Hertz in dem Cryſtall-lauteren
Strom, ſo von GOTT und dir dem Lamm aus-
fleußt, damit es ein neues, feines, reines Hertz wer-
de, und die Natur des Stroms an ſich ziehe. Rei-
nige mich durch den Glauben an dein Blut durch und
durch, und ſetze dieſe deine Arbeit nicht aus, bis
alles unſtraͤfflich iſt in der Heiligkeit vor GOtt dem
Vatter und Goͤttlich-zugeruͤſtet zu deiner kuͤnfftigen
Hochzeit. Lebre mich unaͤblaͤßig wachen, beten,
kaͤmpffen, bis die Feinde, wie Goliath zu Davids
Fuͤſſen ausgeſtrecket liegen, und keine Staͤtte, ja
keinen Winckel mehr in mir finden, da ſie ihr Hand-
werck forttreiben moͤgen. Setze die Luͤſte des Flei-
ſches in mir gefangen, und wann ſie auch mit ihren
Ketten raßlen und ein greulich Gepolter machen, als
ob ſie ihre vorige Herrſchafft wieder einnehmen und
behaupten wolten wider dich, ſo zeige du, mein
Blut-Koͤnig! ihnen den Meiſter, damit ſie wiſſen,
daß ich dein ſeye und bleibe ewiglich; vergilte ihnen
alſo, wie ſie mir gethan haben, bis du ſie gar ausrot-
teſt. So lang ſie aber ſich noch in mir regen, ſo
halte alle Zimmer meiner Leibs- und Seelen-Kraͤfften
verſchloſſen, und entziehe allen boͤſen Neigungen ihre

Nah-
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[38/0056] Cap. 1. Die erſte Quelle dein armes uͤbel verfuͤhrtes Geſchoͤpff nicht, was es vornimmt; die unſaubere Geiſter fuͤhren mich am Narren-Seil, und haben ihr verfluchtes Affen-Spiel mit meiner unſterblichen Seelen. HErr JEſu, er- barme dich meiner! mache deine gute Bottſchafft zu meines Fuſſes Leuchte, daß ich auf dem Weg zum Vatter veſte und gewiſſe Schritte thun moͤge. Ach es iſt hohe Zeit, daß du mir hilffeſt! JEſu mein Gnaden-Stuhl, eroͤffne dich in mir mit allen deinen Benedeyungen, und wirff mein heßlich-verfaultes, ſchaͤndlich-boͤſes Hertz in dem Cryſtall-lauteren Strom, ſo von GOTT und dir dem Lamm aus- fleußt, damit es ein neues, feines, reines Hertz wer- de, und die Natur des Stroms an ſich ziehe. Rei- nige mich durch den Glauben an dein Blut durch und durch, und ſetze dieſe deine Arbeit nicht aus, bis alles unſtraͤfflich iſt in der Heiligkeit vor GOtt dem Vatter und Goͤttlich-zugeruͤſtet zu deiner kuͤnfftigen Hochzeit. Lebre mich unaͤblaͤßig wachen, beten, kaͤmpffen, bis die Feinde, wie Goliath zu Davids Fuͤſſen ausgeſtrecket liegen, und keine Staͤtte, ja keinen Winckel mehr in mir finden, da ſie ihr Hand- werck forttreiben moͤgen. Setze die Luͤſte des Flei- ſches in mir gefangen, und wann ſie auch mit ihren Ketten raßlen und ein greulich Gepolter machen, als ob ſie ihre vorige Herrſchafft wieder einnehmen und behaupten wolten wider dich, ſo zeige du, mein Blut-Koͤnig! ihnen den Meiſter, damit ſie wiſſen, daß ich dein ſeye und bleibe ewiglich; vergilte ihnen alſo, wie ſie mir gethan haben, bis du ſie gar ausrot- teſt. So lang ſie aber ſich noch in mir regen, ſo halte alle Zimmer meiner Leibs- und Seelen-Kraͤfften verſchloſſen, und entziehe allen boͤſen Neigungen ihre Nah-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/56>, abgerufen am 27.04.2024.