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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
deine Seligkeit zu schaffen und bewah-
ren mit Furcht und Zittern. Jnsonder-
heit hüte dich sehr/ daß du nicht bösen
und unnützen Gedancken/ die offtmals
in der Seele aufsteigen/ nachhängest;
sonst gibst du selbst deinem unbändi-
gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu
rauben.

Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/
b) Nachläßigkeit/ da man nemlich das Ge-
bet, und die heilige Schrifft um anderer Wissen-
schafften willen armselig unterläßt; c) Unacht-
samkeit/
vermög deren man der einfallenden
unkenschen, lustsüchtigen, hoffärtigen, gehäßi-
gen, geitzigen, neidigen Phantaseyen nicht ach-
tet, hat schon manchen an den Rand der Höl-
len geworffen, und in das äusserste Verderben
gestürtzet. Darum fleuch vor diesen drey Stü-
cken als vor teuflischen Schlangen und Scorpio-
nen, als vor höllischen Löwen und Drachen, daß
du nicht gleich geachtet werdest denen Thoren,
die das Licht nie gesehen haben: Behalte treu-
lich, was du einmal empfangen hast; beharre auf
dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende:
Sey getreu bis in den Tod; anderst bist du
der Crone des Lebens nicht würdig. Nimmest
du dich nun vor obigen dreyen Püffen sorgfäl-
tig in Acht; so entgehest du einem grausamen,
ewigen Jammer und Schaden, und lernest deinen
unendlichen Liebhaber und Gutthäter desto besser er-
kennen, so, daß du deinen Sinn nimmermehr än-
dern, oder das Paradies, welches du zuvor

gegen

der Verfuͤhrung der Jugend.
deine Seligkeit zu ſchaffen und bewah-
ren mit Furcht und Zittern. Jnſonder-
heit huͤte dich ſehr/ daß du nicht boͤſen
und unnuͤtzen Gedancken/ die offtmals
in der Seele aufſteigen/ nachhaͤngeſt;
ſonſt gibſt du ſelbſt deinem unbaͤndi-
gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu
rauben.

Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/
b) Nachlaͤßigkeit/ da man nemlich das Ge-
bet, und die heilige Schrifft um anderer Wiſſen-
ſchafften willen armſelig unterlaͤßt; c) Unacht-
ſamkeit/
vermoͤg deren man der einfallenden
unkenſchen, luſtſuͤchtigen, hoffaͤrtigen, gehaͤßi-
gen, geitzigen, neidigen Phantaſeyen nicht ach-
tet, hat ſchon manchen an den Rand der Hoͤl-
len geworffen, und in das aͤuſſerſte Verderben
geſtuͤrtzet. Darum fleuch vor dieſen drey Stuͤ-
cken als vor teufliſchen Schlangen und Scorpio-
nen, als vor hoͤlliſchen Loͤwen und Drachen, daß
du nicht gleich geachtet werdeſt denen Thoren,
die das Licht nie geſehen haben: Behalte treu-
lich, was du einmal empfangen haſt; beharre auf
dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende:
Sey getreu bis in den Tod; anderſt biſt du
der Crone des Lebens nicht wuͤrdig. Nimmeſt
du dich nun vor obigen dreyen Puͤffen ſorgfaͤl-
tig in Acht; ſo entgeheſt du einem grauſamen,
ewigen Jammer und Schaden, und lerneſt deinen
unendlichen Liebhaber und Gutthaͤter deſto beſſer er-
kennen, ſo, daß du deinen Sinn nimmermehr aͤn-
dern, oder das Paradies, welches du zuvor

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[77/0095] der Verfuͤhrung der Jugend. deine Seligkeit zu ſchaffen und bewah- ren mit Furcht und Zittern. Jnſonder- heit huͤte dich ſehr/ daß du nicht boͤſen und unnuͤtzen Gedancken/ die offtmals in der Seele aufſteigen/ nachhaͤngeſt; ſonſt gibſt du ſelbſt deinem unbaͤndi- gen Hertzen Anlaß/ dir deine Crone zu rauben. Ach ja, liebes Kind! a) hohe Einbildung/ b) Nachlaͤßigkeit/ da man nemlich das Ge- bet, und die heilige Schrifft um anderer Wiſſen- ſchafften willen armſelig unterlaͤßt; c) Unacht- ſamkeit/ vermoͤg deren man der einfallenden unkenſchen, luſtſuͤchtigen, hoffaͤrtigen, gehaͤßi- gen, geitzigen, neidigen Phantaſeyen nicht ach- tet, hat ſchon manchen an den Rand der Hoͤl- len geworffen, und in das aͤuſſerſte Verderben geſtuͤrtzet. Darum fleuch vor dieſen drey Stuͤ- cken als vor teufliſchen Schlangen und Scorpio- nen, als vor hoͤlliſchen Loͤwen und Drachen, daß du nicht gleich geachtet werdeſt denen Thoren, die das Licht nie geſehen haben: Behalte treu- lich, was du einmal empfangen haſt; beharre auf dem angetrettenen Lebens-Weg bis ans Ende: Sey getreu bis in den Tod; anderſt biſt du der Crone des Lebens nicht wuͤrdig. Nimmeſt du dich nun vor obigen dreyen Puͤffen ſorgfaͤl- tig in Acht; ſo entgeheſt du einem grauſamen, ewigen Jammer und Schaden, und lerneſt deinen unendlichen Liebhaber und Gutthaͤter deſto beſſer er- kennen, ſo, daß du deinen Sinn nimmermehr aͤn- dern, oder das Paradies, welches du zuvor gegen

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/95>, abgerufen am 30.04.2024.