Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

York (Neu)
befinden sich viel vornehme Personen
und reiche Handelsleute.

York (Neu-), Provinz, siehe
Neuyork.

Younnan, Provinz, s. Junnan.

Ypern, oder Jpern, lat. Ipra,
franz. Ypres, eine sehr reiche und
wohl gebauete Stadt in dem öster-
reichischen Flandern, an dem klei-
nen Flusse Jperle. Das Land um-
her ist über alle Maaße fruchtbar.
Von den dasigen öffentlichen Gebäu-
den gedenken wir hier nur der Tuch-
macher-Halle,
die groß und schön
ist: wie denn diese Stadt nicht nur
der sehr feinen und schönen Tücher,
die daselbst gemacht werden, sondern
auch anderer Manufacturen wegen,
berühmt ist. Jnsonderheit sind
nebst den Tuchmanufacturen, ins-
besondere die dasigen Lohgärbe-
reyen
in gutem Rufe. Man berei-
tet in denselben nicht allein die grü-
nen Häute von dem in dem Lande
geschlachteten Vieh, sondern auch
diejenigen, die man in Menge aus
England und Jrrland dahin bringt.
Ferner giebt es daselbst Zucker-
raffinereyen,
in welchen die aus
den französischen Jnseln in America
kommende rohe Zucker geläutert
werden; ingleichen Salzkochereyen,
in welchen das graue französische
Seesalz zu einer ungemeinen Weiße
gesotten wird. Sie hat unterschie-
dene Messen, unter welchen die in
der Fasten die vornehmste ist.

Yserholz, siehe Eisenholz.

Yserloon, eine nicht gar große,
aber sauber gebauete Handelsstadt
in der Grafschaft Mark, in West-
phalen, welche insgemein Jserlohn
genennet wird, unter welchem Na-
men wir auch bereits von ihr ge-
handelt haben. Nach der Zeit ist
uns von daher folgende Nachricht
eingeschickt worden: der kleine Fluß
Baar fließt durch die Vorstadt;
die Lehne (Lenne) und Roer aber
gehen seitwärts vorbey, erstere eine
[Spaltenumbruch]

Yserloon
halbe Stunde, und letztere zwey
Stunden davon. Der größte Theil
ber Einwohner besteht aus Kauf-
leuten
und Fabrikanten; die Haupt-
fabrik aber ist der Eisen- und Kra-
tzendraht,
franz. Fil de Fer & Fil
a carde,
wovon sich in und außer-
halb der Stadt einige tausend Men-
schen ernähren. Seit dreyßig Jah-
ren ist die Fabrik einer Kaufmanns
Societät überlassen worden, welche
Compagnie von dem Könige in
Preußen privilegiret ist. Zu dem
Ende stehen die Fabrikanten unter
Eid, und müssen die fertige Waare
auf das Lagerhaus liefern, wo sie
ihnen um gesetzten Preiß baar bezah-
let, und hernach um abermals ge-
setzten Preiß andern überlassen wird.
Die Benennungen des Drahts sind
mancherley: Jn Holland und Frank-
reich wird am meisten No. 000, 00,
0, 1/4, 1/2, 1, gefordert; in Deutsch-
land aber 1, 2, 3, 4, 5 Band. Die-
ser Draht wird nicht sowol durch
Deutschland, als Holland, Eng-
land, Frankreich, Spanien, Por-
tugal, Jtalien, Moscau, Dänne-
mark, und Schweden verführet.
Man hat von dar nur acht Meilen
bis an den Rhein, welches die Ver-
sendung sehr erleichtert, weil die
Waaren vor geringe Schifffracht
nach Amsterdam oder Rotterdam
können gebracht werden. Jm übri-
gen wird allda auch Handlung ge-
trieben mit Nehenadeln, messinge-
nen und eisernen Fingerhüten, Waa-
gebalken, Feilen Schnallen, Rauch-
tabacksdosen, Fischangeln, Mes-
sern, Sensen, Futterklingen, Si-
cheln, Sägen, Zimmermannsge-
räthschaft,
und noch andern Ar-
tikeln von Eisenwaaren, als
auch Stahl, welcher insgemein so-
linger Stahl genennet wird: und
zwar wird alles dieses theils inner-
halb der Stadt, theils in der Nähe,
fabriciret. Vor zwey Jahren wur-
de auch eine Fabrik von Messing-

drahte
H h 3

[Spaltenumbruch]

York (Neu)
befinden ſich viel vornehme Perſonen
und reiche Handelsleute.

York (Neu-), Provinz, ſiehe
Neuyork.

Younnan, Provinz, ſ. Junnan.

Ypern, oder Jpern, lat. Ipra,
franz. Ypres, eine ſehr reiche und
wohl gebauete Stadt in dem oͤſter-
reichiſchen Flandern, an dem klei-
nen Fluſſe Jperle. Das Land um-
her iſt uͤber alle Maaße fruchtbar.
Von den daſigen oͤffentlichen Gebaͤu-
den gedenken wir hier nur der Tuch-
macher-Halle,
die groß und ſchoͤn
iſt: wie denn dieſe Stadt nicht nur
der ſehr feinen und ſchoͤnen Tuͤcher,
die daſelbſt gemacht werden, ſondern
auch anderer Manufacturen wegen,
beruͤhmt iſt. Jnſonderheit ſind
nebſt den Tuchmanufacturen, ins-
beſondere die daſigen Lohgaͤrbe-
reyen
in gutem Rufe. Man berei-
tet in denſelben nicht allein die gruͤ-
nen Haͤute von dem in dem Lande
geſchlachteten Vieh, ſondern auch
diejenigen, die man in Menge aus
England und Jrrland dahin bringt.
Ferner giebt es daſelbſt Zucker-
raffinereyen,
in welchen die aus
den franzoͤſiſchen Jnſeln in America
kommende rohe Zucker gelaͤutert
werden; ingleichen Salzkochereyen,
in welchen das graue franzoͤſiſche
Seeſalz zu einer ungemeinen Weiße
geſotten wird. Sie hat unterſchie-
dene Meſſen, unter welchen die in
der Faſten die vornehmſte iſt.

Yſerholz, ſiehe Eiſenholz.

Yſerloon, eine nicht gar große,
aber ſauber gebauete Handelsſtadt
in der Grafſchaft Mark, in Weſt-
phalen, welche insgemein Jſerlohn
genennet wird, unter welchem Na-
men wir auch bereits von ihr ge-
handelt haben. Nach der Zeit iſt
uns von daher folgende Nachricht
eingeſchickt worden: der kleine Fluß
Baar fließt durch die Vorſtadt;
die Lehne (Lenne) und Roer aber
gehen ſeitwaͤrts vorbey, erſtere eine
[Spaltenumbruch]

Yſerloon
halbe Stunde, und letztere zwey
Stunden davon. Der groͤßte Theil
ber Einwohner beſteht aus Kauf-
leuten
und Fabrikanten; die Haupt-
fabrik aber iſt der Eiſen- und Kra-
tzendraht,
franz. Fil de Fer & Fil
a carde,
wovon ſich in und außer-
halb der Stadt einige tauſend Men-
ſchen ernaͤhren. Seit dreyßig Jah-
ren iſt die Fabrik einer Kaufmanns
Societaͤt uͤberlaſſen worden, welche
Compagnie von dem Koͤnige in
Preußen privilegiret iſt. Zu dem
Ende ſtehen die Fabrikanten unter
Eid, und muͤſſen die fertige Waare
auf das Lagerhaus liefern, wo ſie
ihnen um geſetzten Preiß baar bezah-
let, und hernach um abermals ge-
ſetzten Preiß andern uͤberlaſſen wird.
Die Benennungen des Drahts ſind
mancherley: Jn Holland und Frank-
reich wird am meiſten No. 000, 00,
0, ¼, ½, 1, gefordert; in Deutſch-
land aber 1, 2, 3, 4, 5 Band. Die-
ſer Draht wird nicht ſowol durch
Deutſchland, als Holland, Eng-
land, Frankreich, Spanien, Por-
tugal, Jtalien, Moſcau, Daͤnne-
mark, und Schweden verfuͤhret.
Man hat von dar nur acht Meilen
bis an den Rhein, welches die Ver-
ſendung ſehr erleichtert, weil die
Waaren vor geringe Schifffracht
nach Amſterdam oder Rotterdam
koͤnnen gebracht werden. Jm uͤbri-
gen wird allda auch Handlung ge-
trieben mit Nehenadeln, meſſinge-
nen und eiſernen Fingerhuͤten, Waa-
gebalken, Feilen Schnallen, Rauch-
tabacksdoſen, Fiſchangeln, Meſ-
ſern, Senſen, Futterklingen, Si-
cheln, Saͤgen, Zimmermannsge-
raͤthſchaft,
und noch andern Ar-
tikeln von Eiſenwaaren, als
auch Stahl, welcher insgemein ſo-
linger Stahl genennet wird: und
zwar wird alles dieſes theils inner-
halb der Stadt, theils in der Naͤhe,
fabriciret. Vor zwey Jahren wur-
de auch eine Fabrik von Meſſing-

drahte
H h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0491" n="[485]"/><cb n="969"/><fw place="top" type="header">York (Neu)</fw><lb/>
befinden &#x017F;ich viel vornehme Per&#x017F;onen<lb/>
und reiche Handelsleute.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">York (Neu-),</hi> Provinz, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Neuyork.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Younnan,</hi> Provinz, &#x017F;. <hi rendition="#fr">Junnan.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Ypern,</hi> oder <hi rendition="#fr">Jpern,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ipra,</hi></hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ypres,</hi></hi> eine &#x017F;ehr reiche und<lb/>
wohl gebauete Stadt in dem o&#x0364;&#x017F;ter-<lb/>
reichi&#x017F;chen Flandern, an dem klei-<lb/>
nen Flu&#x017F;&#x017F;e Jperle. Das Land um-<lb/>
her i&#x017F;t u&#x0364;ber alle Maaße fruchtbar.<lb/>
Von den da&#x017F;igen o&#x0364;ffentlichen Geba&#x0364;u-<lb/>
den gedenken wir hier nur der <hi rendition="#fr">Tuch-<lb/>
macher-Halle,</hi> die groß und &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
i&#x017F;t: wie denn die&#x017F;e Stadt nicht nur<lb/>
der &#x017F;ehr feinen und &#x017F;cho&#x0364;nen Tu&#x0364;cher,<lb/>
die da&#x017F;elb&#x017F;t gemacht werden, &#x017F;ondern<lb/>
auch anderer Manufacturen wegen,<lb/>
beru&#x0364;hmt i&#x017F;t. Jn&#x017F;onderheit &#x017F;ind<lb/>
neb&#x017F;t den Tuchmanufacturen, ins-<lb/>
be&#x017F;ondere die da&#x017F;igen <hi rendition="#fr">Lohga&#x0364;rbe-<lb/>
reyen</hi> in gutem Rufe. Man berei-<lb/>
tet in den&#x017F;elben nicht allein die gru&#x0364;-<lb/>
nen Ha&#x0364;ute von dem in dem Lande<lb/>
ge&#x017F;chlachteten Vieh, &#x017F;ondern auch<lb/>
diejenigen, die man in Menge aus<lb/>
England und Jrrland dahin bringt.<lb/>
Ferner giebt es da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#fr">Zucker-<lb/>
raffinereyen,</hi> in welchen die aus<lb/>
den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Jn&#x017F;eln in America<lb/>
kommende rohe Zucker gela&#x0364;utert<lb/>
werden; ingleichen <hi rendition="#fr">Salzkochereyen,</hi><lb/>
in welchen das graue franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
See&#x017F;alz zu einer ungemeinen Weiße<lb/>
ge&#x017F;otten wird. Sie hat unter&#x017F;chie-<lb/>
dene <hi rendition="#fr">Me&#x017F;&#x017F;en,</hi> unter welchen die in<lb/>
der Fa&#x017F;ten die vornehm&#x017F;te i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Y&#x017F;erholz,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;enholz.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Y&#x017F;erloon,</hi> eine nicht gar große,<lb/>
aber &#x017F;auber gebauete Handels&#x017F;tadt<lb/>
in der Graf&#x017F;chaft Mark, in We&#x017F;t-<lb/>
phalen, welche insgemein <hi rendition="#fr">J&#x017F;erlohn</hi><lb/>
genennet wird, unter welchem Na-<lb/>
men wir auch bereits von ihr ge-<lb/>
handelt haben. Nach der Zeit i&#x017F;t<lb/>
uns von daher folgende Nachricht<lb/>
einge&#x017F;chickt worden: der kleine Fluß<lb/>
Baar fließt durch die Vor&#x017F;tadt;<lb/>
die Lehne (Lenne) und Roer aber<lb/>
gehen &#x017F;eitwa&#x0364;rts vorbey, er&#x017F;tere eine<lb/><cb n="970"/>
<fw place="top" type="header">Y&#x017F;erloon</fw><lb/>
halbe Stunde, und letztere zwey<lb/>
Stunden davon. Der gro&#x0364;ßte Theil<lb/>
ber Einwohner be&#x017F;teht aus <hi rendition="#fr">Kauf-<lb/>
leuten</hi> und <hi rendition="#fr">Fabrikanten;</hi> die Haupt-<lb/>
fabrik aber i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;en-</hi> und <hi rendition="#fr">Kra-<lb/>
tzendraht,</hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fil de Fer &amp; Fil<lb/>
a carde,</hi></hi> wovon &#x017F;ich in und außer-<lb/>
halb der Stadt einige tau&#x017F;end Men-<lb/>
&#x017F;chen erna&#x0364;hren. Seit dreyßig Jah-<lb/>
ren i&#x017F;t die Fabrik einer Kaufmanns<lb/>
Societa&#x0364;t u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en worden, welche<lb/>
Compagnie von dem Ko&#x0364;nige in<lb/>
Preußen privilegiret i&#x017F;t. Zu dem<lb/>
Ende &#x017F;tehen die Fabrikanten unter<lb/>
Eid, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die fertige Waare<lb/>
auf das Lagerhaus liefern, wo &#x017F;ie<lb/>
ihnen um ge&#x017F;etzten Preiß baar bezah-<lb/>
let, und hernach um abermals ge-<lb/>
&#x017F;etzten Preiß andern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wird.<lb/>
Die Benennungen des Drahts &#x017F;ind<lb/>
mancherley: Jn Holland und Frank-<lb/>
reich wird am mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">No.</hi> 000, 00,<lb/>
0, ¼, ½, 1, gefordert; in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land aber 1, 2, 3, 4, 5 Band. Die-<lb/>
&#x017F;er Draht wird nicht &#x017F;owol durch<lb/>
Deut&#x017F;chland, als Holland, Eng-<lb/>
land, Frankreich, Spanien, Por-<lb/>
tugal, Jtalien, Mo&#x017F;cau, Da&#x0364;nne-<lb/>
mark, und Schweden verfu&#x0364;hret.<lb/>
Man hat von dar nur acht Meilen<lb/>
bis an den Rhein, welches die Ver-<lb/>
&#x017F;endung &#x017F;ehr erleichtert, weil die<lb/>
Waaren vor geringe Schifffracht<lb/>
nach Am&#x017F;terdam oder Rotterdam<lb/>
ko&#x0364;nnen gebracht werden. Jm u&#x0364;bri-<lb/>
gen wird allda auch Handlung ge-<lb/>
trieben mit <hi rendition="#fr">Nehenadeln,</hi> me&#x017F;&#x017F;inge-<lb/>
nen und ei&#x017F;ernen <hi rendition="#fr">Fingerhu&#x0364;ten, Waa-<lb/>
gebalken, Feilen Schnallen, Rauch-<lb/>
tabacksdo&#x017F;en, Fi&#x017F;changeln, Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, Sen&#x017F;en, Futterklingen, Si-<lb/>
cheln, Sa&#x0364;gen, Zimmermannsge-<lb/>
ra&#x0364;th&#x017F;chaft,</hi> und noch andern Ar-<lb/>
tikeln von <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;enwaaren,</hi> als<lb/>
auch <hi rendition="#fr">Stahl,</hi> welcher insgemein &#x017F;o-<lb/>
linger Stahl genennet wird: und<lb/>
zwar wird alles die&#x017F;es theils inner-<lb/>
halb der Stadt, theils in der Na&#x0364;he,<lb/>
fabriciret. Vor zwey Jahren wur-<lb/>
de auch eine Fabrik von <hi rendition="#fr">Me&#x017F;&#x017F;ing-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">drahte</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[485]/0491] York (Neu) Yſerloon befinden ſich viel vornehme Perſonen und reiche Handelsleute. York (Neu-), Provinz, ſiehe Neuyork. Younnan, Provinz, ſ. Junnan. Ypern, oder Jpern, lat. Ipra, franz. Ypres, eine ſehr reiche und wohl gebauete Stadt in dem oͤſter- reichiſchen Flandern, an dem klei- nen Fluſſe Jperle. Das Land um- her iſt uͤber alle Maaße fruchtbar. Von den daſigen oͤffentlichen Gebaͤu- den gedenken wir hier nur der Tuch- macher-Halle, die groß und ſchoͤn iſt: wie denn dieſe Stadt nicht nur der ſehr feinen und ſchoͤnen Tuͤcher, die daſelbſt gemacht werden, ſondern auch anderer Manufacturen wegen, beruͤhmt iſt. Jnſonderheit ſind nebſt den Tuchmanufacturen, ins- beſondere die daſigen Lohgaͤrbe- reyen in gutem Rufe. Man berei- tet in denſelben nicht allein die gruͤ- nen Haͤute von dem in dem Lande geſchlachteten Vieh, ſondern auch diejenigen, die man in Menge aus England und Jrrland dahin bringt. Ferner giebt es daſelbſt Zucker- raffinereyen, in welchen die aus den franzoͤſiſchen Jnſeln in America kommende rohe Zucker gelaͤutert werden; ingleichen Salzkochereyen, in welchen das graue franzoͤſiſche Seeſalz zu einer ungemeinen Weiße geſotten wird. Sie hat unterſchie- dene Meſſen, unter welchen die in der Faſten die vornehmſte iſt. Yſerholz, ſiehe Eiſenholz. Yſerloon, eine nicht gar große, aber ſauber gebauete Handelsſtadt in der Grafſchaft Mark, in Weſt- phalen, welche insgemein Jſerlohn genennet wird, unter welchem Na- men wir auch bereits von ihr ge- handelt haben. Nach der Zeit iſt uns von daher folgende Nachricht eingeſchickt worden: der kleine Fluß Baar fließt durch die Vorſtadt; die Lehne (Lenne) und Roer aber gehen ſeitwaͤrts vorbey, erſtere eine halbe Stunde, und letztere zwey Stunden davon. Der groͤßte Theil ber Einwohner beſteht aus Kauf- leuten und Fabrikanten; die Haupt- fabrik aber iſt der Eiſen- und Kra- tzendraht, franz. Fil de Fer & Fil a carde, wovon ſich in und außer- halb der Stadt einige tauſend Men- ſchen ernaͤhren. Seit dreyßig Jah- ren iſt die Fabrik einer Kaufmanns Societaͤt uͤberlaſſen worden, welche Compagnie von dem Koͤnige in Preußen privilegiret iſt. Zu dem Ende ſtehen die Fabrikanten unter Eid, und muͤſſen die fertige Waare auf das Lagerhaus liefern, wo ſie ihnen um geſetzten Preiß baar bezah- let, und hernach um abermals ge- ſetzten Preiß andern uͤberlaſſen wird. Die Benennungen des Drahts ſind mancherley: Jn Holland und Frank- reich wird am meiſten No. 000, 00, 0, ¼, ½, 1, gefordert; in Deutſch- land aber 1, 2, 3, 4, 5 Band. Die- ſer Draht wird nicht ſowol durch Deutſchland, als Holland, Eng- land, Frankreich, Spanien, Por- tugal, Jtalien, Moſcau, Daͤnne- mark, und Schweden verfuͤhret. Man hat von dar nur acht Meilen bis an den Rhein, welches die Ver- ſendung ſehr erleichtert, weil die Waaren vor geringe Schifffracht nach Amſterdam oder Rotterdam koͤnnen gebracht werden. Jm uͤbri- gen wird allda auch Handlung ge- trieben mit Nehenadeln, meſſinge- nen und eiſernen Fingerhuͤten, Waa- gebalken, Feilen Schnallen, Rauch- tabacksdoſen, Fiſchangeln, Meſ- ſern, Senſen, Futterklingen, Si- cheln, Saͤgen, Zimmermannsge- raͤthſchaft, und noch andern Ar- tikeln von Eiſenwaaren, als auch Stahl, welcher insgemein ſo- linger Stahl genennet wird: und zwar wird alles dieſes theils inner- halb der Stadt, theils in der Naͤhe, fabriciret. Vor zwey Jahren wur- de auch eine Fabrik von Meſſing- drahte H h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/491
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [485]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/491>, abgerufen am 28.05.2024.