Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Zwirn
daß man ihn fast aus dem Gesichte
verliert, und man braucht bey des-
sen Spinnung so außerordentliche
Vorsicht gegen die Luft und das
Tageslicht, daß man kaum begrei-
fen kann, wie sich noch Personen
finden, die ihn zu spinnen unterneh-
men wollen. Man könnte zwar die-
sen Zwirn zu demjenigen rechnen,
welcher zu Ryssel fabriciret wird,
weil dessen in dieser Stadt und in
den umliegenden Gegenden viel ge-
sponnen wird. Weil man aber doch
denselben am ersten zu Mecheln zu
spinnen angefangen hat, und auch
viel davon zu den Spitzen, die man
mecheler Spitzen nennet, verbraucht
wird: so hat dieser Zwirn auch den
Namen davon behalten. Die
Strehne von selbigem haben keine
gewisse und bestimmte Zahl von Ge-
binden, sondern mehr oder weniger,
nachdem es den Arbeitern gefällig ist,
die sie zur Bequemlichkeit des Ver-
triebs im Einzeln so ungleich machen.
Was aber die Handlung damit im
Großen anbelanget: so wird dieser
Zwirn nach dem Pfunde, und zwar
das schlechteste zu 7 oder 8 Franken
verkauft, welches hernach bis zu 300
und 400 Franken das Pfund, und
wohl noch höher hinauf steigt. Man
vereinzelt ihn aber nach der Unze, und
nach dem Quintlein; g) antwer-
pener Zwirn,
welcher ebenfalls zum
Spitzenmachen dienlich ist, wiewol
dieser nicht so fein, noch auch von
solcher Güte ist, als der mecheler.
Man verkauft aber diesen Zwirn,
eben wie den mecheler, im Kleinen
nach dem Strehne, und im Großen
nach der Unze. c) Den französischen
Zwirn anbelangend: so bekömmt
man a) den sogenannten bretagni-
schen Zwirn
von Rennes, entweder
gefärbt, oder weiß. Es giebt dessen
von allerhand Farben und Feine;
er taugt aber bloß nur zur Nethe-
rey, und wird nur nach dem Pfun-
de gekauft und verkauft. Dieser
[Spaltenumbruch]
Zwirn
Zwirn wird in Packeten von 4 Pfun-
den verschickt, und jedes Packet ist
wiederum in 4 andere von einem
Pfunde abgetheilet, welche man
Botte nennt. Diese Botten beste-
hen aus 32 bis 33 Strehnen, so, daß
ein Strehn ohngefähr eine halbe
Unze wiegt. b) Der beste Zwirn
zum Zeichnen,
so in Frankreich ge-
macht wird, kömmt aus Auvergne,
wo man ihn Filet nennet. Er
wird zu Thiers, Lezoux, Croupines,
Ambert, und in einigen benachbar-
ten Oertern von diesen hier in Men-
ge fabricirt. Hier in Leipzig wer-
den französische Zwirne nicht ge-
führet. d) Jn Deutschland ist inson-
derheit der a) schlesische weiße
Zwirn
berühmt, mit welchem vor-
züglich zu Neiße ein starker Handel
getrieben wird. Er geht insonder-
heit nach Polen und Ungarn; und
wird nach Stücken, die nur 1 Strehn
halten, verkauft: der starke oder
grobe Zwirn wird zu 21/2 Groschen
das Stück, der mittlere zu 3 bis
4 Groschen, und der feine zu 5 bis
6 Groschen das Stück verkauft.
Es fehlet auch den Schlesiern bey
ihrem Zwirne nur die holländische
Zubereitung, sonst dürften sie sich
von den Holländern nicht das Brodt
vor dem Maule wegnehmen lassen,
die aus schlesischem Garne, wie oben
gedacht, ihren holländischen Zwirn
fabriciren, und sodann wieder nach
Deutschland führen. Der b) säch-
sische
Zwirn ist auch sehr gut, wie
denn die Stadt Grimma einen sehr
schönen Zwirn in großer Menge
macht, welcher ehedem gleichfalls
aus schlesischem Garne verfertiget
worden. Es hat diese Stadt von
ihrem Zwirne vortreffliche Nahrung,
immaßen er von dar nach Leipzig,
Holland, in das Reich, und gar
nach Jtalien verführet wird: wie-
wol er doch anitzo nicht mehr so fest
ist, als ehedem, und will man den
dasigen Zwirnbleichern die Ur-

sache
P p 3

[Spaltenumbruch]

Zwirn
daß man ihn faſt aus dem Geſichte
verliert, und man braucht bey deſ-
ſen Spinnung ſo außerordentliche
Vorſicht gegen die Luft und das
Tageslicht, daß man kaum begrei-
fen kann, wie ſich noch Perſonen
finden, die ihn zu ſpinnen unterneh-
men wollen. Man koͤnnte zwar die-
ſen Zwirn zu demjenigen rechnen,
welcher zu Ryſſel fabriciret wird,
weil deſſen in dieſer Stadt und in
den umliegenden Gegenden viel ge-
ſponnen wird. Weil man aber doch
denſelben am erſten zu Mecheln zu
ſpinnen angefangen hat, und auch
viel davon zu den Spitzen, die man
mecheler Spitzen nennet, verbraucht
wird: ſo hat dieſer Zwirn auch den
Namen davon behalten. Die
Strehne von ſelbigem haben keine
gewiſſe und beſtimmte Zahl von Ge-
binden, ſondern mehr oder weniger,
nachdem es den Arbeitern gefaͤllig iſt,
die ſie zur Bequemlichkeit des Ver-
triebs im Einzeln ſo ungleich machen.
Was aber die Handlung damit im
Großen anbelanget: ſo wird dieſer
Zwirn nach dem Pfunde, und zwar
das ſchlechteſte zu 7 oder 8 Franken
verkauft, welches hernach bis zu 300
und 400 Franken das Pfund, und
wohl noch hoͤher hinauf ſteigt. Man
vereinzelt ihn aber nach der Unze, und
nach dem Quintlein; g) antwer-
pener Zwirn,
welcher ebenfalls zum
Spitzenmachen dienlich iſt, wiewol
dieſer nicht ſo fein, noch auch von
ſolcher Guͤte iſt, als der mecheler.
Man verkauft aber dieſen Zwirn,
eben wie den mecheler, im Kleinen
nach dem Strehne, und im Großen
nach der Unze. c) Den franzoͤſiſchen
Zwirn anbelangend: ſo bekoͤmmt
man a) den ſogenannten bretagni-
ſchen Zwirn
von Rennes, entweder
gefaͤrbt, oder weiß. Es giebt deſſen
von allerhand Farben und Feine;
er taugt aber bloß nur zur Nethe-
rey, und wird nur nach dem Pfun-
de gekauft und verkauft. Dieſer
[Spaltenumbruch]
Zwirn
Zwirn wird in Packeten von 4 Pfun-
den verſchickt, und jedes Packet iſt
wiederum in 4 andere von einem
Pfunde abgetheilet, welche man
Botte nennt. Dieſe Botten beſte-
hen aus 32 bis 33 Strehnen, ſo, daß
ein Strehn ohngefaͤhr eine halbe
Unze wiegt. b) Der beſte Zwirn
zum Zeichnen,
ſo in Frankreich ge-
macht wird, koͤmmt aus Auvergne,
wo man ihn Filet nennet. Er
wird zu Thiers, Lezoux, Croupines,
Ambert, und in einigen benachbar-
ten Oertern von dieſen hier in Men-
ge fabricirt. Hier in Leipzig wer-
den franzoͤſiſche Zwirne nicht ge-
fuͤhret. d) Jn Deutſchland iſt inſon-
derheit der a) ſchleſiſche weiße
Zwirn
beruͤhmt, mit welchem vor-
zuͤglich zu Neiße ein ſtarker Handel
getrieben wird. Er geht inſonder-
heit nach Polen und Ungarn; und
wird nach Stuͤcken, die nur 1 Strehn
halten, verkauft: der ſtarke oder
grobe Zwirn wird zu 2½ Groſchen
das Stuͤck, der mittlere zu 3 bis
4 Groſchen, und der feine zu 5 bis
6 Groſchen das Stuͤck verkauft.
Es fehlet auch den Schleſiern bey
ihrem Zwirne nur die hollaͤndiſche
Zubereitung, ſonſt duͤrften ſie ſich
von den Hollaͤndern nicht das Brodt
vor dem Maule wegnehmen laſſen,
die aus ſchleſiſchem Garne, wie oben
gedacht, ihren hollaͤndiſchen Zwirn
fabriciren, und ſodann wieder nach
Deutſchland fuͤhren. Der b) ſaͤch-
ſiſche
Zwirn iſt auch ſehr gut, wie
denn die Stadt Grimma einen ſehr
ſchoͤnen Zwirn in großer Menge
macht, welcher ehedem gleichfalls
aus ſchleſiſchem Garne verfertiget
worden. Es hat dieſe Stadt von
ihrem Zwirne vortreffliche Nahrung,
immaßen er von dar nach Leipzig,
Holland, in das Reich, und gar
nach Jtalien verfuͤhret wird: wie-
wol er doch anitzo nicht mehr ſo feſt
iſt, als ehedem, und will man den
daſigen Zwirnbleichern die Ur-

ſache
P p 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0603" n="[597]"/><cb n="1193"/><fw place="top" type="header">Zwirn</fw><lb/>
daß man ihn fa&#x017F;t aus dem Ge&#x017F;ichte<lb/>
verliert, und man braucht bey de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Spinnung &#x017F;o außerordentliche<lb/>
Vor&#x017F;icht gegen die Luft und das<lb/>
Tageslicht, daß man kaum begrei-<lb/>
fen kann, wie &#x017F;ich noch Per&#x017F;onen<lb/>
finden, die ihn zu &#x017F;pinnen unterneh-<lb/>
men wollen. Man ko&#x0364;nnte zwar die-<lb/>
&#x017F;en Zwirn zu demjenigen rechnen,<lb/>
welcher zu Ry&#x017F;&#x017F;el fabriciret wird,<lb/>
weil de&#x017F;&#x017F;en in die&#x017F;er Stadt und in<lb/>
den umliegenden Gegenden viel ge-<lb/>
&#x017F;ponnen wird. Weil man aber doch<lb/>
den&#x017F;elben am er&#x017F;ten zu Mecheln zu<lb/>
&#x017F;pinnen angefangen hat, und auch<lb/>
viel davon zu den Spitzen, die man<lb/>
mecheler Spitzen nennet, verbraucht<lb/>
wird: &#x017F;o hat die&#x017F;er Zwirn auch den<lb/>
Namen davon behalten. Die<lb/>
Strehne von &#x017F;elbigem haben keine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e und be&#x017F;timmte Zahl von Ge-<lb/>
binden, &#x017F;ondern mehr oder weniger,<lb/>
nachdem es den Arbeitern gefa&#x0364;llig i&#x017F;t,<lb/>
die &#x017F;ie zur Bequemlichkeit des Ver-<lb/>
triebs im Einzeln &#x017F;o ungleich machen.<lb/>
Was aber die Handlung damit im<lb/>
Großen anbelanget: &#x017F;o wird die&#x017F;er<lb/>
Zwirn nach dem Pfunde, und zwar<lb/>
das &#x017F;chlechte&#x017F;te zu 7 oder 8 Franken<lb/>
verkauft, welches hernach bis zu 300<lb/>
und 400 Franken das Pfund, und<lb/>
wohl noch ho&#x0364;her hinauf &#x017F;teigt. Man<lb/>
vereinzelt ihn aber nach der Unze, und<lb/>
nach dem Quintlein; g) <hi rendition="#fr">antwer-<lb/>
pener Zwirn,</hi> welcher ebenfalls zum<lb/>
Spitzenmachen dienlich i&#x017F;t, wiewol<lb/>
die&#x017F;er nicht &#x017F;o fein, noch auch von<lb/>
&#x017F;olcher Gu&#x0364;te i&#x017F;t, als der mecheler.<lb/>
Man verkauft aber die&#x017F;en Zwirn,<lb/>
eben wie den mecheler, im Kleinen<lb/>
nach dem Strehne, und im Großen<lb/>
nach der Unze. <hi rendition="#aq">c</hi>) Den <hi rendition="#fr">franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen</hi><lb/>
Zwirn anbelangend: &#x017F;o beko&#x0364;mmt<lb/>
man a) den &#x017F;ogenannten <hi rendition="#fr">bretagni-<lb/>
&#x017F;chen Zwirn</hi> von Rennes, entweder<lb/>
gefa&#x0364;rbt, oder weiß. Es giebt de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von allerhand Farben und Feine;<lb/>
er taugt aber bloß nur zur Nethe-<lb/>
rey, und wird nur nach dem Pfun-<lb/>
de gekauft und verkauft. Die&#x017F;er<lb/><cb n="1194"/>
<fw place="top" type="header">Zwirn</fw><lb/>
Zwirn wird in Packeten von 4 Pfun-<lb/>
den ver&#x017F;chickt, und jedes Packet i&#x017F;t<lb/>
wiederum in 4 andere von einem<lb/>
Pfunde abgetheilet, welche man<lb/><hi rendition="#fr">Botte</hi> nennt. Die&#x017F;e Botten be&#x017F;te-<lb/>
hen aus 32 bis 33 Strehnen, &#x017F;o, daß<lb/>
ein Strehn ohngefa&#x0364;hr eine halbe<lb/>
Unze wiegt. b) Der be&#x017F;te <hi rendition="#fr">Zwirn<lb/>
zum Zeichnen,</hi> &#x017F;o in Frankreich ge-<lb/>
macht wird, ko&#x0364;mmt aus Auvergne,<lb/>
wo man ihn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Filet</hi></hi> nennet. Er<lb/>
wird zu Thiers, Lezoux, Croupines,<lb/>
Ambert, und in einigen benachbar-<lb/>
ten Oertern von die&#x017F;en hier in Men-<lb/>
ge fabricirt. Hier in Leipzig wer-<lb/>
den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Zwirne nicht ge-<lb/>
fu&#x0364;hret. <hi rendition="#aq">d</hi>) Jn <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chland</hi> i&#x017F;t in&#x017F;on-<lb/>
derheit der a) <hi rendition="#fr">&#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;che weiße<lb/>
Zwirn</hi> beru&#x0364;hmt, mit welchem vor-<lb/>
zu&#x0364;glich zu Neiße ein &#x017F;tarker Handel<lb/>
getrieben wird. Er geht in&#x017F;onder-<lb/>
heit nach Polen und Ungarn; und<lb/>
wird nach Stu&#x0364;cken, die nur 1 Strehn<lb/>
halten, verkauft: der &#x017F;tarke oder<lb/>
grobe Zwirn wird zu 2½ Gro&#x017F;chen<lb/>
das Stu&#x0364;ck, der mittlere zu 3 bis<lb/>
4 Gro&#x017F;chen, und der feine zu 5 bis<lb/>
6 Gro&#x017F;chen das Stu&#x0364;ck verkauft.<lb/>
Es fehlet auch den Schle&#x017F;iern bey<lb/>
ihrem Zwirne nur die holla&#x0364;ndi&#x017F;che<lb/>
Zubereitung, &#x017F;on&#x017F;t du&#x0364;rften &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
von den Holla&#x0364;ndern nicht das Brodt<lb/>
vor dem Maule wegnehmen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die aus &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;chem Garne, wie oben<lb/>
gedacht, ihren holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Zwirn<lb/>
fabriciren, und &#x017F;odann wieder nach<lb/>
Deut&#x017F;chland fu&#x0364;hren. Der b) <hi rendition="#fr">&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che</hi> Zwirn i&#x017F;t auch &#x017F;ehr gut, wie<lb/>
denn die Stadt <hi rendition="#fr">Grimma</hi> einen &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Zwirn in großer Menge<lb/>
macht, welcher ehedem gleichfalls<lb/>
aus &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;chem Garne verfertiget<lb/>
worden. Es hat die&#x017F;e Stadt von<lb/>
ihrem Zwirne vortreffliche Nahrung,<lb/>
immaßen er von dar nach Leipzig,<lb/>
Holland, in das Reich, und gar<lb/>
nach Jtalien verfu&#x0364;hret wird: wie-<lb/>
wol er doch anitzo nicht mehr &#x017F;o fe&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t, als ehedem, und will man den<lb/>
da&#x017F;igen Zwirnbleichern die Ur-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ache</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[597]/0603] Zwirn Zwirn daß man ihn faſt aus dem Geſichte verliert, und man braucht bey deſ- ſen Spinnung ſo außerordentliche Vorſicht gegen die Luft und das Tageslicht, daß man kaum begrei- fen kann, wie ſich noch Perſonen finden, die ihn zu ſpinnen unterneh- men wollen. Man koͤnnte zwar die- ſen Zwirn zu demjenigen rechnen, welcher zu Ryſſel fabriciret wird, weil deſſen in dieſer Stadt und in den umliegenden Gegenden viel ge- ſponnen wird. Weil man aber doch denſelben am erſten zu Mecheln zu ſpinnen angefangen hat, und auch viel davon zu den Spitzen, die man mecheler Spitzen nennet, verbraucht wird: ſo hat dieſer Zwirn auch den Namen davon behalten. Die Strehne von ſelbigem haben keine gewiſſe und beſtimmte Zahl von Ge- binden, ſondern mehr oder weniger, nachdem es den Arbeitern gefaͤllig iſt, die ſie zur Bequemlichkeit des Ver- triebs im Einzeln ſo ungleich machen. Was aber die Handlung damit im Großen anbelanget: ſo wird dieſer Zwirn nach dem Pfunde, und zwar das ſchlechteſte zu 7 oder 8 Franken verkauft, welches hernach bis zu 300 und 400 Franken das Pfund, und wohl noch hoͤher hinauf ſteigt. Man vereinzelt ihn aber nach der Unze, und nach dem Quintlein; g) antwer- pener Zwirn, welcher ebenfalls zum Spitzenmachen dienlich iſt, wiewol dieſer nicht ſo fein, noch auch von ſolcher Guͤte iſt, als der mecheler. Man verkauft aber dieſen Zwirn, eben wie den mecheler, im Kleinen nach dem Strehne, und im Großen nach der Unze. c) Den franzoͤſiſchen Zwirn anbelangend: ſo bekoͤmmt man a) den ſogenannten bretagni- ſchen Zwirn von Rennes, entweder gefaͤrbt, oder weiß. Es giebt deſſen von allerhand Farben und Feine; er taugt aber bloß nur zur Nethe- rey, und wird nur nach dem Pfun- de gekauft und verkauft. Dieſer Zwirn wird in Packeten von 4 Pfun- den verſchickt, und jedes Packet iſt wiederum in 4 andere von einem Pfunde abgetheilet, welche man Botte nennt. Dieſe Botten beſte- hen aus 32 bis 33 Strehnen, ſo, daß ein Strehn ohngefaͤhr eine halbe Unze wiegt. b) Der beſte Zwirn zum Zeichnen, ſo in Frankreich ge- macht wird, koͤmmt aus Auvergne, wo man ihn Filet nennet. Er wird zu Thiers, Lezoux, Croupines, Ambert, und in einigen benachbar- ten Oertern von dieſen hier in Men- ge fabricirt. Hier in Leipzig wer- den franzoͤſiſche Zwirne nicht ge- fuͤhret. d) Jn Deutſchland iſt inſon- derheit der a) ſchleſiſche weiße Zwirn beruͤhmt, mit welchem vor- zuͤglich zu Neiße ein ſtarker Handel getrieben wird. Er geht inſonder- heit nach Polen und Ungarn; und wird nach Stuͤcken, die nur 1 Strehn halten, verkauft: der ſtarke oder grobe Zwirn wird zu 2½ Groſchen das Stuͤck, der mittlere zu 3 bis 4 Groſchen, und der feine zu 5 bis 6 Groſchen das Stuͤck verkauft. Es fehlet auch den Schleſiern bey ihrem Zwirne nur die hollaͤndiſche Zubereitung, ſonſt duͤrften ſie ſich von den Hollaͤndern nicht das Brodt vor dem Maule wegnehmen laſſen, die aus ſchleſiſchem Garne, wie oben gedacht, ihren hollaͤndiſchen Zwirn fabriciren, und ſodann wieder nach Deutſchland fuͤhren. Der b) ſaͤch- ſiſche Zwirn iſt auch ſehr gut, wie denn die Stadt Grimma einen ſehr ſchoͤnen Zwirn in großer Menge macht, welcher ehedem gleichfalls aus ſchleſiſchem Garne verfertiget worden. Es hat dieſe Stadt von ihrem Zwirne vortreffliche Nahrung, immaßen er von dar nach Leipzig, Holland, in das Reich, und gar nach Jtalien verfuͤhret wird: wie- wol er doch anitzo nicht mehr ſo feſt iſt, als ehedem, und will man den daſigen Zwirnbleichern die Ur- ſache P p 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/603
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [597]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/603>, abgerufen am 28.04.2024.