reicht nach dem Mittagsessen ein Maximum. -- Die Grenzen, innerhalb der bei gesunden Erwachsenen das tägliche Harnwasser variirt, liegen zwischen 500 und 25,000 Gr. -- Nach Becquerel und Vogel liegt bei jungen Männern das Tagesmittel zwischen 1200 bis 1600 Gr.
Gesammtharn*). Die mitgetheilten Thatsachen genügen, um sich eine Vorstellung zu bilden von dem ungemeinen Wechsel der pro- zentischen Zusammensetzung des Harns; indem man innerhalb der mit- getheilten Grenzen einen beliebigen Werth des Wassers, der Salze, des Harnstoffs, der Harnsäure u. s. w. nimmt, kann man sich alle möglichen und wirklich vorkommenden Harne zusammensetzen.
Die Aerzte legen nun mit Recht noch einen Werth auf die Fest- stellung der sog. physikalischen Eigenschaften des Harns und insbeson- dere auf die Färbung, die Durchsichtigkeit und das spezifische Gewicht.
Die Färbung des Harns ist im normalen Zustand zwischen rothgelb und hellgelb der Vogel'schen Farbenskala. Die dunkleren Nuancen sind im Allgemeinen dem sparsam gelassenen Harn eigen; darum ist der Morgenharn (während der Nacht bereitet) dunkler als der Getränk- und Mittagsharn. -- Kinderharn ist im Allgemeinen heller, als der der Er- wachsenen.
Durchsichtigkeit. Schwachsaurer und schwachalkalischer Harn ist meist klar; eine starke Reaktion nach der einen oder der andern Seite ist meist von Niederschlägen begleitet. Diese bestehen im alkalischen Harn meist aus phosphorsaurer Kalkerde und Magnesia; im sauren aus harnsaurem Ammoniak oder Natron, zuweilen auch aus reiner Harnsäure.
Das spezifische Gewicht des mittleren täglichen Harns liegt bei 1020 (Vogel). Da es natürlich in einiger Beziehung zu den gelösten Stoffen steht, so muss es natürlich sehr variiren, und namentlich wird bei reichlicher Harnentleerung das spez. Gewicht niedriger als bei sparsamer Ausschei- dung des Harns sein. -- Man hat, um den Zusammenhang zwischen spez. Gewicht und dem Gehalt an festen Stoffen festzustellen, empirische Regeln aufgestellt (Becquerel, Millon, Trapp, Haeser). Wir erwähnen hier nur die Trapp'sche, wobei wir die von ihm selbst ge- gebene Bemerkung wiederholen, dass sie nur eine Annäherung an die Wahrheit giebt. -- Setzt man die Einheit des spezifischen Gewichts (die des Wassers) = 1000, so soll man von dem gefundenen spez. Gewicht des Harns diese Einheit abziehen; die hintere Zahl des Restes soll man durch ein Komma abschneiden von der vordern und dann den Rest ver- doppeln. Die hier ausgefundene Zahl drückt den Prozentgehalt des Harns an festen Stoffen aus; wäre also z. B. das gefundene spezifische
*) J. Vogel, Archiv für gemeinsame Arbeiten. I. Bd. p. 79. -- Becquerel, Der Urin, übersetzt von Neuber. -- Millon, compt. rend. XXVI. 120. -- Trapp, Beiträge zur Kenntniss u. s. w. Giessen 1850. -- Haeser u. Vogel, Archiv. f. gem. Arbeiten. I. Bd. p. 267.
Niere; Harn, physikalische Eigenschaften.
reicht nach dem Mittagsessen ein Maximum. — Die Grenzen, innerhalb der bei gesunden Erwachsenen das tägliche Harnwasser variirt, liegen zwischen 500 und 25,000 Gr. — Nach Becquerel und Vogel liegt bei jungen Männern das Tagesmittel zwischen 1200 bis 1600 Gr.
Gesammtharn*). Die mitgetheilten Thatsachen genügen, um sich eine Vorstellung zu bilden von dem ungemeinen Wechsel der pro- zentischen Zusammensetzung des Harns; indem man innerhalb der mit- getheilten Grenzen einen beliebigen Werth des Wassers, der Salze, des Harnstoffs, der Harnsäure u. s. w. nimmt, kann man sich alle möglichen und wirklich vorkommenden Harne zusammensetzen.
Die Aerzte legen nun mit Recht noch einen Werth auf die Fest- stellung der sog. physikalischen Eigenschaften des Harns und insbeson- dere auf die Färbung, die Durchsichtigkeit und das spezifische Gewicht.
Die Färbung des Harns ist im normalen Zustand zwischen rothgelb und hellgelb der Vogel’schen Farbenskala. Die dunkleren Nuancen sind im Allgemeinen dem sparsam gelassenen Harn eigen; darum ist der Morgenharn (während der Nacht bereitet) dunkler als der Getränk- und Mittagsharn. — Kinderharn ist im Allgemeinen heller, als der der Er- wachsenen.
Durchsichtigkeit. Schwachsaurer und schwachalkalischer Harn ist meist klar; eine starke Reaktion nach der einen oder der andern Seite ist meist von Niederschlägen begleitet. Diese bestehen im alkalischen Harn meist aus phosphorsaurer Kalkerde und Magnesia; im sauren aus harnsaurem Ammoniak oder Natron, zuweilen auch aus reiner Harnsäure.
Das spezifische Gewicht des mittleren täglichen Harns liegt bei 1020 (Vogel). Da es natürlich in einiger Beziehung zu den gelösten Stoffen steht, so muss es natürlich sehr variiren, und namentlich wird bei reichlicher Harnentleerung das spez. Gewicht niedriger als bei sparsamer Ausschei- dung des Harns sein. — Man hat, um den Zusammenhang zwischen spez. Gewicht und dem Gehalt an festen Stoffen festzustellen, empirische Regeln aufgestellt (Becquerel, Millon, Trapp, Haeser). Wir erwähnen hier nur die Trapp’sche, wobei wir die von ihm selbst ge- gebene Bemerkung wiederholen, dass sie nur eine Annäherung an die Wahrheit giebt. — Setzt man die Einheit des spezifischen Gewichts (die des Wassers) = 1000, so soll man von dem gefundenen spez. Gewicht des Harns diese Einheit abziehen; die hintere Zahl des Restes soll man durch ein Komma abschneiden von der vordern und dann den Rest ver- doppeln. Die hier ausgefundene Zahl drückt den Prozentgehalt des Harns an festen Stoffen aus; wäre also z. B. das gefundene spezifische
*) J. Vogel, Archiv für gemeinsame Arbeiten. I. Bd. p. 79. — Becquerel, Der Urin, übersetzt von Neuber. — Millon, compt. rend. XXVI. 120. — Trapp, Beiträge zur Kenntniss u. s. w. Giessen 1850. — Haeser u. Vogel, Archiv. f. gem. Arbeiten. I. Bd. p. 267.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0286"n="270"/><fwplace="top"type="header">Niere; Harn, physikalische Eigenschaften.</fw><lb/>
reicht nach dem Mittagsessen ein Maximum. — Die Grenzen, innerhalb<lb/>
der bei gesunden Erwachsenen das tägliche Harnwasser variirt, liegen<lb/>
zwischen <hirendition="#b">500</hi> und <hirendition="#b">25,000</hi> Gr. — Nach <hirendition="#g">Becquerel</hi> und <hirendition="#g">Vogel</hi> liegt<lb/>
bei jungen Männern das Tagesmittel zwischen <hirendition="#b">1200</hi> bis <hirendition="#b">1600</hi> Gr.</p><lb/><p><hirendition="#g">Gesammtharn</hi><noteplace="foot"n="*)">J. <hirendition="#g">Vogel</hi>, Archiv für gemeinsame Arbeiten. I. Bd. p. 79. —<hirendition="#g">Becquerel</hi>, Der Urin, übersetzt<lb/>
von <hirendition="#g">Neuber</hi>. —<hirendition="#g">Millon</hi>, compt. rend. XXVI. 120. —<hirendition="#g">Trapp</hi>, Beiträge zur Kenntniss u. s. w.<lb/>
Giessen 1850. —<hirendition="#g">Haeser u. Vogel</hi>, Archiv. f. gem. Arbeiten. I. Bd. p. 267.</note>. Die mitgetheilten Thatsachen genügen, um<lb/>
sich eine Vorstellung zu bilden von dem ungemeinen Wechsel der pro-<lb/>
zentischen Zusammensetzung des Harns; indem man innerhalb der mit-<lb/>
getheilten Grenzen einen beliebigen Werth des Wassers, der Salze, des<lb/>
Harnstoffs, der Harnsäure u. s. w. nimmt, kann man sich alle möglichen<lb/>
und wirklich vorkommenden Harne zusammensetzen.</p><lb/><p>Die Aerzte legen nun mit Recht noch einen Werth auf die Fest-<lb/>
stellung der sog. physikalischen Eigenschaften des Harns und insbeson-<lb/>
dere auf die Färbung, die Durchsichtigkeit und das spezifische Gewicht.</p><lb/><p>Die Färbung des Harns ist im normalen Zustand zwischen rothgelb<lb/>
und hellgelb der <hirendition="#g">Vogel</hi>’schen Farbenskala. Die dunkleren Nuancen<lb/>
sind im Allgemeinen dem sparsam gelassenen Harn eigen; darum ist der<lb/>
Morgenharn (während der Nacht bereitet) dunkler als der Getränk- und<lb/>
Mittagsharn. — Kinderharn ist im Allgemeinen heller, als der der Er-<lb/>
wachsenen.</p><lb/><p>Durchsichtigkeit. Schwachsaurer und schwachalkalischer Harn ist<lb/>
meist klar; eine starke Reaktion nach der einen oder der andern Seite<lb/>
ist meist von Niederschlägen begleitet. Diese bestehen im alkalischen<lb/>
Harn meist aus phosphorsaurer Kalkerde und Magnesia; im sauren aus<lb/>
harnsaurem Ammoniak oder Natron, zuweilen auch aus reiner Harnsäure.</p><lb/><p>Das spezifische Gewicht des mittleren täglichen Harns liegt bei <hirendition="#b">1020</hi><lb/>
(<hirendition="#g">Vogel</hi>). Da es natürlich in einiger Beziehung zu den gelösten Stoffen steht,<lb/>
so muss es natürlich sehr variiren, und namentlich wird bei reichlicher<lb/>
Harnentleerung das spez. Gewicht niedriger als bei sparsamer Ausschei-<lb/>
dung des Harns sein. — Man hat, um den Zusammenhang zwischen<lb/>
spez. Gewicht und dem Gehalt an festen Stoffen festzustellen, empirische<lb/>
Regeln aufgestellt (<hirendition="#g">Becquerel, Millon, Trapp, Haeser</hi>). Wir<lb/>
erwähnen hier nur die <hirendition="#g">Trapp</hi>’sche, wobei wir die von ihm selbst ge-<lb/>
gebene Bemerkung wiederholen, dass sie nur eine Annäherung an die<lb/>
Wahrheit giebt. — Setzt man die Einheit des spezifischen Gewichts (die<lb/>
des Wassers) = <hirendition="#b">1000</hi>, so soll man von dem gefundenen spez. Gewicht<lb/>
des Harns diese Einheit abziehen; die hintere Zahl des Restes soll man<lb/>
durch ein Komma abschneiden von der vordern und dann den Rest ver-<lb/>
doppeln. Die hier ausgefundene Zahl drückt den Prozentgehalt des<lb/>
Harns an festen Stoffen aus; wäre also z. B. das gefundene spezifische<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[270/0286]
Niere; Harn, physikalische Eigenschaften.
reicht nach dem Mittagsessen ein Maximum. — Die Grenzen, innerhalb
der bei gesunden Erwachsenen das tägliche Harnwasser variirt, liegen
zwischen 500 und 25,000 Gr. — Nach Becquerel und Vogel liegt
bei jungen Männern das Tagesmittel zwischen 1200 bis 1600 Gr.
Gesammtharn *). Die mitgetheilten Thatsachen genügen, um
sich eine Vorstellung zu bilden von dem ungemeinen Wechsel der pro-
zentischen Zusammensetzung des Harns; indem man innerhalb der mit-
getheilten Grenzen einen beliebigen Werth des Wassers, der Salze, des
Harnstoffs, der Harnsäure u. s. w. nimmt, kann man sich alle möglichen
und wirklich vorkommenden Harne zusammensetzen.
Die Aerzte legen nun mit Recht noch einen Werth auf die Fest-
stellung der sog. physikalischen Eigenschaften des Harns und insbeson-
dere auf die Färbung, die Durchsichtigkeit und das spezifische Gewicht.
Die Färbung des Harns ist im normalen Zustand zwischen rothgelb
und hellgelb der Vogel’schen Farbenskala. Die dunkleren Nuancen
sind im Allgemeinen dem sparsam gelassenen Harn eigen; darum ist der
Morgenharn (während der Nacht bereitet) dunkler als der Getränk- und
Mittagsharn. — Kinderharn ist im Allgemeinen heller, als der der Er-
wachsenen.
Durchsichtigkeit. Schwachsaurer und schwachalkalischer Harn ist
meist klar; eine starke Reaktion nach der einen oder der andern Seite
ist meist von Niederschlägen begleitet. Diese bestehen im alkalischen
Harn meist aus phosphorsaurer Kalkerde und Magnesia; im sauren aus
harnsaurem Ammoniak oder Natron, zuweilen auch aus reiner Harnsäure.
Das spezifische Gewicht des mittleren täglichen Harns liegt bei 1020
(Vogel). Da es natürlich in einiger Beziehung zu den gelösten Stoffen steht,
so muss es natürlich sehr variiren, und namentlich wird bei reichlicher
Harnentleerung das spez. Gewicht niedriger als bei sparsamer Ausschei-
dung des Harns sein. — Man hat, um den Zusammenhang zwischen
spez. Gewicht und dem Gehalt an festen Stoffen festzustellen, empirische
Regeln aufgestellt (Becquerel, Millon, Trapp, Haeser). Wir
erwähnen hier nur die Trapp’sche, wobei wir die von ihm selbst ge-
gebene Bemerkung wiederholen, dass sie nur eine Annäherung an die
Wahrheit giebt. — Setzt man die Einheit des spezifischen Gewichts (die
des Wassers) = 1000, so soll man von dem gefundenen spez. Gewicht
des Harns diese Einheit abziehen; die hintere Zahl des Restes soll man
durch ein Komma abschneiden von der vordern und dann den Rest ver-
doppeln. Die hier ausgefundene Zahl drückt den Prozentgehalt des
Harns an festen Stoffen aus; wäre also z. B. das gefundene spezifische
*) J. Vogel, Archiv für gemeinsame Arbeiten. I. Bd. p. 79. — Becquerel, Der Urin, übersetzt
von Neuber. — Millon, compt. rend. XXVI. 120. — Trapp, Beiträge zur Kenntniss u. s. w.
Giessen 1850. — Haeser u. Vogel, Archiv. f. gem. Arbeiten. I. Bd. p. 267.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/286>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.