Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite
Entziehung des Wassers.
[Tabelle]

Die wässerigen Abscheidungen, insbesondere die des Harns, nehmen
beträchtlich ab; sie betrugen an einem verdurstenden Hunde nach Falk
und Scheffer in den ersten drei Hungertagen im Mittel täglich
= 46,0 Gr., in den folgenden drei = 25,5 Gr., in den darauf folgen-
den = 18,1 Gr. und in den letzten drei endlich = 6,6 Gr. -- Die
Angaben über die Verluste der einzelnen Organe schliessen sich an die
bei Gesammthunger mitgetheilten an, mit Ausnahme des Fettes, welches
beim Genuss trockener Nahrung nicht sehr beträchtlich schwindet. Die
Gewichtsabnahme der Organe geschieht allerdings auch durch den Aus-
tritt fester Bestandtheile; vorzugsweise entfernt sich aber das Wasser,
so dass die Organe relativ trockener werden; vergleicht man die Rück-
standsprozente derselben Organe zweier möglichst gleicher Thiere, von
denen das eine nach normaler Ernährung, das andere durch Entziehung
des Wassers getödtet war, so findet man, dass Haut, Sehnen, Muskeln,
Darmkanal und Blut 4 bis 11 pCt. fester Bestandtheile mehr enthalten,
während sich die Zusammensetzung des Hirns und der meisten Drüsen
nicht verändert hat (Scheffer).

Entziehung der Eiweissnahrung. Wir besitzen hierüber
Angaben von Schuchardt, welcher die dem Versuche unterworfenen
Tauben mit einem Gemenge von Amylon, Gummi, Zucker, Oel und den
gewöhnlichen Blutsalzen in einem Verhältnisse fütterte, in dem sie von
Norton*) im englischen Hafer beobachtet wurden. Die Uebersicht
über den täglichen Gewinn und Verlust giebt die folgende Tafel, welche
nur eines der drei untersuchten und in ihren Erscheinungen wohl über-
einstimmenden Thiere berücksichtigt. Die ganze Beobachtungszeit ist in
vier gleiche Theile von je 5 Tagen gespalten und aus jedem derselben

*) Giessener Jahresbericht für 1847. 1095. (Hopetonhafer, 1. Columne).
Entziehung des Wassers.
[Tabelle]

Die wässerigen Abscheidungen, insbesondere die des Harns, nehmen
beträchtlich ab; sie betrugen an einem verdurstenden Hunde nach Falk
und Scheffer in den ersten drei Hungertagen im Mittel täglich
= 46,0 Gr., in den folgenden drei = 25,5 Gr., in den darauf folgen-
den = 18,1 Gr. und in den letzten drei endlich = 6,6 Gr. — Die
Angaben über die Verluste der einzelnen Organe schliessen sich an die
bei Gesammthunger mitgetheilten an, mit Ausnahme des Fettes, welches
beim Genuss trockener Nahrung nicht sehr beträchtlich schwindet. Die
Gewichtsabnahme der Organe geschieht allerdings auch durch den Aus-
tritt fester Bestandtheile; vorzugsweise entfernt sich aber das Wasser,
so dass die Organe relativ trockener werden; vergleicht man die Rück-
standsprozente derselben Organe zweier möglichst gleicher Thiere, von
denen das eine nach normaler Ernährung, das andere durch Entziehung
des Wassers getödtet war, so findet man, dass Haut, Sehnen, Muskeln,
Darmkanal und Blut 4 bis 11 pCt. fester Bestandtheile mehr enthalten,
während sich die Zusammensetzung des Hirns und der meisten Drüsen
nicht verändert hat (Scheffer).

Entziehung der Eiweissnahrung. Wir besitzen hierüber
Angaben von Schuchardt, welcher die dem Versuche unterworfenen
Tauben mit einem Gemenge von Amylon, Gummi, Zucker, Oel und den
gewöhnlichen Blutsalzen in einem Verhältnisse fütterte, in dem sie von
Norton*) im englischen Hafer beobachtet wurden. Die Uebersicht
über den täglichen Gewinn und Verlust giebt die folgende Tafel, welche
nur eines der drei untersuchten und in ihren Erscheinungen wohl über-
einstimmenden Thiere berücksichtigt. Die ganze Beobachtungszeit ist in
vier gleiche Theile von je 5 Tagen gespalten und aus jedem derselben

*) Giessener Jahresbericht für 1847. 1095. (Hopetonhafer, 1. Columne).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0454" n="438"/>
          <fw place="top" type="header">Entziehung des Wassers.</fw><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Die wässerigen Abscheidungen, insbesondere die des Harns, nehmen<lb/>
beträchtlich ab; sie betrugen an einem verdurstenden Hunde nach <hi rendition="#g">Falk</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Scheffer</hi> in den ersten drei Hungertagen im Mittel täglich<lb/>
= <hi rendition="#b">46,0</hi> Gr., in den folgenden drei = <hi rendition="#b">25,5</hi> Gr., in den darauf folgen-<lb/>
den = <hi rendition="#b">18,1</hi> Gr. und in den letzten drei endlich = <hi rendition="#b">6,6</hi> Gr. &#x2014; Die<lb/>
Angaben über die Verluste der einzelnen Organe schliessen sich an die<lb/>
bei Gesammthunger mitgetheilten an, mit Ausnahme des Fettes, welches<lb/>
beim Genuss trockener Nahrung nicht sehr beträchtlich schwindet. Die<lb/>
Gewichtsabnahme der Organe geschieht allerdings auch durch den Aus-<lb/>
tritt fester Bestandtheile; vorzugsweise entfernt sich aber das Wasser,<lb/>
so dass die Organe relativ trockener werden; vergleicht man die Rück-<lb/>
standsprozente derselben Organe zweier möglichst gleicher Thiere, von<lb/>
denen das eine nach normaler Ernährung, das andere durch Entziehung<lb/>
des Wassers getödtet war, so findet man, dass Haut, Sehnen, Muskeln,<lb/>
Darmkanal und Blut <hi rendition="#b">4</hi> bis <hi rendition="#b">11</hi> pCt. fester Bestandtheile mehr enthalten,<lb/>
während sich die Zusammensetzung des Hirns und der meisten Drüsen<lb/>
nicht verändert hat (<hi rendition="#g">Scheffer</hi>).</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Entziehung der Eiweissnahrung</hi>. Wir besitzen hierüber<lb/>
Angaben von <hi rendition="#g">Schuchardt</hi>, welcher die dem Versuche unterworfenen<lb/>
Tauben mit einem Gemenge von Amylon, Gummi, Zucker, Oel und den<lb/>
gewöhnlichen Blutsalzen in einem Verhältnisse fütterte, in dem sie von<lb/><hi rendition="#g">Norton</hi><note place="foot" n="*)">Giessener Jahresbericht für 1847. 1095. (Hopetonhafer, 1. Columne).</note> im englischen Hafer beobachtet wurden. Die Uebersicht<lb/>
über den täglichen Gewinn und Verlust giebt die folgende Tafel, welche<lb/>
nur eines der drei untersuchten und in ihren Erscheinungen wohl über-<lb/>
einstimmenden Thiere berücksichtigt. Die ganze Beobachtungszeit ist in<lb/>
vier gleiche Theile von je <hi rendition="#b">5</hi> Tagen gespalten und aus jedem derselben<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0454] Entziehung des Wassers. Die wässerigen Abscheidungen, insbesondere die des Harns, nehmen beträchtlich ab; sie betrugen an einem verdurstenden Hunde nach Falk und Scheffer in den ersten drei Hungertagen im Mittel täglich = 46,0 Gr., in den folgenden drei = 25,5 Gr., in den darauf folgen- den = 18,1 Gr. und in den letzten drei endlich = 6,6 Gr. — Die Angaben über die Verluste der einzelnen Organe schliessen sich an die bei Gesammthunger mitgetheilten an, mit Ausnahme des Fettes, welches beim Genuss trockener Nahrung nicht sehr beträchtlich schwindet. Die Gewichtsabnahme der Organe geschieht allerdings auch durch den Aus- tritt fester Bestandtheile; vorzugsweise entfernt sich aber das Wasser, so dass die Organe relativ trockener werden; vergleicht man die Rück- standsprozente derselben Organe zweier möglichst gleicher Thiere, von denen das eine nach normaler Ernährung, das andere durch Entziehung des Wassers getödtet war, so findet man, dass Haut, Sehnen, Muskeln, Darmkanal und Blut 4 bis 11 pCt. fester Bestandtheile mehr enthalten, während sich die Zusammensetzung des Hirns und der meisten Drüsen nicht verändert hat (Scheffer). Entziehung der Eiweissnahrung. Wir besitzen hierüber Angaben von Schuchardt, welcher die dem Versuche unterworfenen Tauben mit einem Gemenge von Amylon, Gummi, Zucker, Oel und den gewöhnlichen Blutsalzen in einem Verhältnisse fütterte, in dem sie von Norton *) im englischen Hafer beobachtet wurden. Die Uebersicht über den täglichen Gewinn und Verlust giebt die folgende Tafel, welche nur eines der drei untersuchten und in ihren Erscheinungen wohl über- einstimmenden Thiere berücksichtigt. Die ganze Beobachtungszeit ist in vier gleiche Theile von je 5 Tagen gespalten und aus jedem derselben *) Giessener Jahresbericht für 1847. 1095. (Hopetonhafer, 1. Columne).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/454
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/454>, abgerufen am 23.05.2024.