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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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ausgiebt/ wünscht ihr Glück/ und befiehlt ihr: 1. Fürchte
GOtt/ 2. liebe deinen Mann/ 3. halte wohl hauß;
eben auff den Schlag könte es gebraucht werden/ bey
Installirung eines Verwalters oder Rentmeisters;
und dieses ist kein Plagium, ob gleich ein und andere
Strophe behalten wird/ sondern vielmehr ein Mei-
sterstücke. Es solten aber die Parodien am meisten
getrieben werden/ weil sie zu der Kunst den Weg am
besten bahnen/ doch solten sie von liederlichen Liedern
auff Geistl. Oden gerichtet seyn.

Ein Exempel einer Parodie giebt Herr D. Müller
in seiner Creutz- und Leidens-Schule über die Worte
des Weltl. Liedes:

Lebt jemand so wie ich/ so lebt er kümmerlich. etc.
Wornach er also parodiret.
Lebt jemand so wie ich/ so lebt er seeliglich.

Dergleichen Parodie hat Herr Lotich in seinem Poe-
tischen Klee-Blatt aus dem Opitz auch gesetzt. Conf.
M. Joh. Peiskers Poet. Tabellen. Tab. 5. Matronis
Parodiae.
Wir wollen ein Exempel einer Parodie ma-
chen/ aus der Grabschrifft so Hallman in seinen an-
gehenckten Todten-Gedichten seiner Leich-Reden aus
dem Italiänischen p. 122. setzt/ über eine schöne Frau:
Hier ruht ein schönes Weib. Ihr Buhler die ihr sie/
Mit Thränen auff der Welt bedienet spat und früh/

Ach seyd doch auch bemüht itzt ihre Todten-Aschen/
Mit wasserreicher Fluth der Thränen stets zu wa-
Parodie. schen.
Hier liegt ein schönes Bild/ ihr lieben Buhler thränet/
Die ihr euch auf der Welt nach ihrer Gunst gesehnet.
Seyd
K

ausgiebt/ wuͤnſcht ihr Gluͤck/ und befiehlt ihr: 1. Fuͤrchte
GOtt/ 2. liebe deinen Mann/ 3. halte wohl hauß;
eben auff den Schlag koͤnte es gebraucht werden/ bey
Inſtallirung eines Verwalters oder Rentmeiſters;
und dieſes iſt kein Plagium, ob gleich ein und andere
Strophe behalten wird/ ſondern vielmehr ein Mei-
ſterſtuͤcke. Es ſolten aber die Parodien am meiſten
getrieben werden/ weil ſie zu der Kunſt den Weg am
beſten bahnen/ doch ſolten ſie von liederlichen Liedern
auff Geiſtl. Oden gerichtet ſeyn.

Ein Exempel einer Parodie giebt Herr D. Muͤller
in ſeiner Creutz- und Leidens-Schule uͤber die Worte
des Weltl. Liedes:

Lebt jemand ſo wie ich/ ſo lebt er kuͤmmerlich. ꝛc.
Wornach er alſo parodiret.
Lebt jemand ſo wie ich/ ſo lebt er ſeeliglich.

Dergleichen Parodie hat Herr Lotich in ſeinem Poe-
tiſchen Klee-Blatt aus dem Opitz auch geſetzt. Conf.
M. Joh. Peiskers Poet. Tabellen. Tab. 5. Matronis
Parodiæ.
Wir wollen ein Exempel einer Parodie ma-
chen/ aus der Grabſchrifft ſo Hallman in ſeinen an-
gehenckten Todten-Gedichten ſeiner Leich-Reden aus
dem Italiaͤniſchen p. 122. ſetzt/ uͤber eine ſchoͤne Frau:
Hier ruht ein ſchoͤnes Weib. Ihr Buhler die ihr ſie/
Mit Thraͤnen auff der Welt bedienet ſpat und fruͤh/

Ach ſeyd doch auch bemuͤht itzt ihre Todten-Aſchen/
Mit waſſerreicher Fluth der Thraͤnen ſtets zu wa-
Parodie. ſchen.
Hier liegt ein ſchoͤnes Bild/ ihr lieben Buhler thraͤnet/
Die ihr euch auf der Welt nach ihrer Gunſt geſehnet.
Seyd
K
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[145/0163] ausgiebt/ wuͤnſcht ihr Gluͤck/ und befiehlt ihr: 1. Fuͤrchte GOtt/ 2. liebe deinen Mann/ 3. halte wohl hauß; eben auff den Schlag koͤnte es gebraucht werden/ bey Inſtallirung eines Verwalters oder Rentmeiſters; und dieſes iſt kein Plagium, ob gleich ein und andere Strophe behalten wird/ ſondern vielmehr ein Mei- ſterſtuͤcke. Es ſolten aber die Parodien am meiſten getrieben werden/ weil ſie zu der Kunſt den Weg am beſten bahnen/ doch ſolten ſie von liederlichen Liedern auff Geiſtl. Oden gerichtet ſeyn. Ein Exempel einer Parodie giebt Herr D. Muͤller in ſeiner Creutz- und Leidens-Schule uͤber die Worte des Weltl. Liedes: Lebt jemand ſo wie ich/ ſo lebt er kuͤmmerlich. ꝛc. Wornach er alſo parodiret. Lebt jemand ſo wie ich/ ſo lebt er ſeeliglich. Dergleichen Parodie hat Herr Lotich in ſeinem Poe- tiſchen Klee-Blatt aus dem Opitz auch geſetzt. Conf. M. Joh. Peiskers Poet. Tabellen. Tab. 5. Matronis Parodiæ. Wir wollen ein Exempel einer Parodie ma- chen/ aus der Grabſchrifft ſo Hallman in ſeinen an- gehenckten Todten-Gedichten ſeiner Leich-Reden aus dem Italiaͤniſchen p. 122. ſetzt/ uͤber eine ſchoͤne Frau: Hier ruht ein ſchoͤnes Weib. Ihr Buhler die ihr ſie/ Mit Thraͤnen auff der Welt bedienet ſpat und fruͤh/ Ach ſeyd doch auch bemuͤht itzt ihre Todten-Aſchen/ Mit waſſerreicher Fluth der Thraͤnen ſtets zu wa- Parodie. ſchen. Hier liegt ein ſchoͤnes Bild/ ihr lieben Buhler thraͤnet/ Die ihr euch auf der Welt nach ihrer Gunſt geſehnet. Seyd K

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/163>, abgerufen am 28.04.2024.