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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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lem, Lycurgus AEschylum, Gratianus Ausonium,
Messela Tibullum &c.
Indem Horatii Worte wahr
werden:

Carmine Dii superi placantur, Carmine Manes.
Eiu wohl gemacht Gedicht wen solt es nicht be-
wegen/
Er macht die Erde weich/ und bringt vom Himmel
Segen.

9 Wer weiß auch nicht/ wie die Edle Poesie ihre Lieb-
haber der Nach-Welt recommendire, daß wenn ihr
Leib schon modert/ doch ihr Nahme und Ruhm in
Schrifften grünet. Olearius gedenckt/ daß die Per-
ser die Poeten vor allen Völckern der Welt am mei-
sten geehrt hätten/ daher sie auch Horatius nennt
gravesque Persae. In Sina probiren sie einen/ ob
er gelehrt sey aus der Dicht-Kunst/ und wer ein
öffentlich Ehren-Ampt begehrt/ der muß erst aus der
Poesie examinirt werden. V. Francisci Indian: Sit-
ten-Spiegel pag. 1277. Wohl sprach Epicurus: Es
gehöre ein kluger Mensch dazu/ wenn etwa von der
Poesie solte gesagt werden/ Gassend. de vit & mor.
Epic. Lib. 8. c. 8. pag. 158 Weiss. Polit.
Redner p.
543. Horatius L. 8. Od. 8. str.
28. macht gleichsam
durch diese Grabschrifft alle Poeten unsterblich:

Dignum laude virum Musa vetat mori,
Caelo Musa beat.

Was ihm ein Mann von Lob auf Erden kan erwerben/
Läst der Poeteu-Kunst zu keiner Zeit verderben.

Wie nun ein guter Nachklang nach dem Tode das
schönste Geleute macht/ also trauret auch vor der Ver-

wesung
B 2

lem, Lycurgus Æſchylum, Gratianus Auſonium,
Mesſela Tibullum &c.
Indem Horatii Worte wahr
werden:

Carmine Dii ſuperi placantur, Carmine Manes.
Eiu wohl gemacht Gedicht wen ſolt es nicht be-
wegen/
Er macht die Erde weich/ und bringt vom Himmel
Segen.

9 Wer weiß auch nicht/ wie die Edle Poeſie ihre Lieb-
haber der Nach-Welt recommendire, daß wenn ihr
Leib ſchon modert/ doch ihr Nahme und Ruhm in
Schrifften gruͤnet. Olearius gedenckt/ daß die Per-
ſer die Poeten vor allen Voͤlckern der Welt am mei-
ſten geehrt haͤtten/ daher ſie auch Horatius nennt
gravesque Perſæ. In Sina probiren ſie einen/ ob
er gelehrt ſey aus der Dicht-Kunſt/ und wer ein
oͤffentlich Ehren-Ampt begehrt/ der muß erſt aus der
Poeſie examinirt werden. V. Franciſci Indian: Sit-
ten-Spiegel pag. 1277. Wohl ſprach Epicurus: Es
gehoͤre ein kluger Menſch dazu/ wenn etwa von der
Poeſie ſolte geſagt werden/ Gasſend. de vit & mor.
Epic. Lib. 8. c. 8. pag. 158 Weisſ. Polit.
Redner p.
543. Horatius L. 8. Od. 8. ſtr.
28. macht gleichſam
durch dieſe Grabſchrifft alle Poeten unſterblich:

Dignum laude virum Muſa vetat mori,
Cælo Muſa beat.

Was ihm ein Mañ von Lob auf Erden kan erwerben/
Laͤſt der Poeteu-Kunſt zu keiner Zeit verderben.

Wie nun ein guter Nachklang nach dem Tode das
ſchoͤnſte Geleute macht/ alſo trauret auch vor der Ver-

weſung
B 2
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[19/0031] lem, Lycurgus Æſchylum, Gratianus Auſonium, Mesſela Tibullum &c. Indem Horatii Worte wahr werden: Carmine Dii ſuperi placantur, Carmine Manes. Eiu wohl gemacht Gedicht wen ſolt es nicht be- wegen/ Er macht die Erde weich/ und bringt vom Himmel Segen. 9 Wer weiß auch nicht/ wie die Edle Poeſie ihre Lieb- haber der Nach-Welt recommendire, daß wenn ihr Leib ſchon modert/ doch ihr Nahme und Ruhm in Schrifften gruͤnet. Olearius gedenckt/ daß die Per- ſer die Poeten vor allen Voͤlckern der Welt am mei- ſten geehrt haͤtten/ daher ſie auch Horatius nennt gravesque Perſæ. In Sina probiren ſie einen/ ob er gelehrt ſey aus der Dicht-Kunſt/ und wer ein oͤffentlich Ehren-Ampt begehrt/ der muß erſt aus der Poeſie examinirt werden. V. Franciſci Indian: Sit- ten-Spiegel pag. 1277. Wohl ſprach Epicurus: Es gehoͤre ein kluger Menſch dazu/ wenn etwa von der Poeſie ſolte geſagt werden/ Gasſend. de vit & mor. Epic. Lib. 8. c. 8. pag. 158 Weisſ. Polit. Redner p. 543. Horatius L. 8. Od. 8. ſtr. 28. macht gleichſam durch dieſe Grabſchrifft alle Poeten unſterblich: Dignum laude virum Muſa vetat mori, Cælo Muſa beat. Was ihm ein Mañ von Lob auf Erden kan erwerben/ Laͤſt der Poeteu-Kunſt zu keiner Zeit verderben. Wie nun ein guter Nachklang nach dem Tode das ſchoͤnſte Geleute macht/ alſo trauret auch vor der Ver- weſung B 2

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/31>, abgerufen am 29.04.2024.