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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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gelassen werden/ daher der Thon wohl in acht zuneh-
men ist/ ob er mehr Buchstaben erfodere/ zumahlen
die Endung und der Nach-Klang solches bald anzei-
get/ denn da schreib ich Stimm/ Mann/ weißt/ nicht
Stirn/ Man/ weist/

Reg. 4. Die Worte/ so ihren Ursprung aus an-
dern Wörtern bringen/ müssen gleichfals wohl be-
trachtet werden/ damit man[/] nicht vor ein schlecht
e ein ae schreibe/ e. g. nicht ände oder ändern/
sondern Ende und ändern. Da ich den Grund Ori-
ginal
und Stamm-Buchstabe/ woher es kommt/
muß behalten/ wegen guter Unterscheidung. So ist
es auch bewandt mit den Wörtern/ die in der Mit-
ten einen Vocalem oder ae haben/ Nachläßigkeit/ daß
ich nicht ein schlecht e davorsetze. So bleibt auch
das D unänderlich/ und kan in kein T verwandelt
werden.

Reg. 5. U und V wechseln sich nicht/ daß ich
schreibe/ Vnd/ Unter/ keines weges/ sondern und
mit dem U und Vater mit dem V.

Reg. 6. In der deutschen Poesi verkehren sich in
den Nominibus Propriis nach Belieben die Vocales
in schlechte Diphtongos, wenn der Thon verhanden/ e.
g.
ich kan schreiben Mecenas, Eneas, Egypten, Et-
na,
oder nach dem Lateinischen/ Maecenas, AEneas,
AEgypten, AEtna,
denn weil ich deutsch schreibe/
kan ich auch die deutsche Freyheit brauchen.

Reg. 7. Wie auch die Lateiner/ wann sie ein grie-
chisch Wort annehmen/ solches mit Lateinischen
Buchstaben schreibeu/ so können es auch die Deut-

schen

gelaſſen werden/ daher der Thon wohl in acht zuneh-
men iſt/ ob er mehr Buchſtaben erfodere/ zumahlen
die Endung und der Nach-Klang ſolches bald anzei-
get/ denn da ſchreib ich Stimm/ Mann/ weißt/ nicht
Stirn/ Man/ weiſt/

Reg. 4. Die Worte/ ſo ihren Urſprung aus an-
dern Woͤrtern bringen/ muͤſſen gleichfals wohl be-
trachtet werden/ damit man[/] nicht vor ein ſchlecht
e ein æ ſchreibe/ e. g. nicht aͤnde oder aͤndern/
ſondern Ende und aͤndern. Da ich den Grund Ori-
ginal
und Stamm-Buchſtabe/ woher es kommt/
muß behalten/ wegen guter Unterſcheidung. So iſt
es auch bewandt mit den Woͤrtern/ die in der Mit-
ten einen Vocalem oder æ haben/ Nachlaͤßigkeit/ daß
ich nicht ein ſchlecht e davorſetze. So bleibt auch
das D unaͤnderlich/ und kan in kein T verwandelt
werden.

Reg. 5. U und V wechſeln ſich nicht/ daß ich
ſchreibe/ Vnd/ Unter/ keines weges/ ſondern und
mit dem U und Vater mit dem V.

Reg. 6. In der deutſchen Poeſi verkehren ſich in
den Nominibus Propriis nach Belieben die Vocales
in ſchlechte Diphtongos, wenn der Thon verhanden/ e.
g.
ich kan ſchreiben Mecenas, Eneas, Egypten, Et-
na,
oder nach dem Lateiniſchen/ Mæcenas, Æneas,
Ægypten, Ætna,
denn weil ich deutſch ſchreibe/
kan ich auch die deutſche Freyheit brauchen.

Reg. 7. Wie auch die Lateiner/ wann ſie ein grie-
chiſch Wort annehmen/ ſolches mit Lateiniſchen
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[38/0050] gelaſſen werden/ daher der Thon wohl in acht zuneh- men iſt/ ob er mehr Buchſtaben erfodere/ zumahlen die Endung und der Nach-Klang ſolches bald anzei- get/ denn da ſchreib ich Stimm/ Mann/ weißt/ nicht Stirn/ Man/ weiſt/ Reg. 4. Die Worte/ ſo ihren Urſprung aus an- dern Woͤrtern bringen/ muͤſſen gleichfals wohl be- trachtet werden/ damit man/ nicht vor ein ſchlecht e ein æ ſchreibe/ e. g. nicht aͤnde oder aͤndern/ ſondern Ende und aͤndern. Da ich den Grund Ori- ginal und Stamm-Buchſtabe/ woher es kommt/ muß behalten/ wegen guter Unterſcheidung. So iſt es auch bewandt mit den Woͤrtern/ die in der Mit- ten einen Vocalem oder æ haben/ Nachlaͤßigkeit/ daß ich nicht ein ſchlecht e davorſetze. So bleibt auch das D unaͤnderlich/ und kan in kein T verwandelt werden. Reg. 5. U und V wechſeln ſich nicht/ daß ich ſchreibe/ Vnd/ Unter/ keines weges/ ſondern und mit dem U und Vater mit dem V. Reg. 6. In der deutſchen Poeſi verkehren ſich in den Nominibus Propriis nach Belieben die Vocales in ſchlechte Diphtongos, wenn der Thon verhanden/ e. g. ich kan ſchreiben Mecenas, Eneas, Egypten, Et- na, oder nach dem Lateiniſchen/ Mæcenas, Æneas, Ægypten, Ætna, denn weil ich deutſch ſchreibe/ kan ich auch die deutſche Freyheit brauchen. Reg. 7. Wie auch die Lateiner/ wann ſie ein grie- chiſch Wort annehmen/ ſolches mit Lateiniſchen Buchſtaben ſchreibeu/ ſo koͤnnen es auch die Deut- ſchen

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/50>, abgerufen am 29.04.2024.