Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

gewesen / so müsse auch nun mehr nach dem Fall der Mensch selbst nach seinem Wesen / eine wesentliche Larue deß Sathans / vnd also die Erbsünde selbst worden seyn.

Diesen Grundt müssen wir ein wenig besehen.

Daß der Mensch zu Gottes Bilde Anfänglich / das ist / gantz rein vnd gerecht erschaffen sey / ist kein Zweiffel / dann die Schrifft / Genes. 1. vnd. 2. bezeugt das.

Eben dieselbige Schrifft bezeuget auch Ephes. 4. daß nicht deß Menschen Natur oder Wesen / oder deß Menschen Hertz / Seele / Verstandt vnd Wille / welche wesentliche Theil deß Menschen sindt / selbsten das Bilde Gottes wesentlich gewest: Sondern das Bilde Gottes sey gewest rechtschaffene Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / in welchen der Mensch erschaffen ist.

Nuhn verstehet sichs selbst / daß ein anders sey / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / vnd wesentlich an Leib vnd Seel das Bilde GOttes selbst seyn. Der Mensch ist zwar nach GOttes Bilde gantz heilig / rein vnd gerecht erschaffen. Er ist aber darumb die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich nicht gewest. Heilig / rein vnd gerecht seyn / vnd die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich seyn / sindt nicht einerley / sondern vnderschiedene Sachen. Die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit sindt in dem Menschen / oder in seiner Seel / als in einem Subiecto gewest / aber nicht die Natur deß Leibs vnnd der Seelen selbst. Mensch seyn / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / heilig / rein / gerecht vnnd Grundtgut seyn / oder in rechtschaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit erschaffen seyn / sollen vnd müssen vnterschieden / vnd nicht für eines genommen werden.

Ob nuhn wol die Schrifft oder Moses / Genes. 1. nicht sagt / daß etwas vnderschiedenes am Menschen / heilig vnnd rein von Gott erschaffen sey / sondern der gantz Mensch / etc. So sihet doch menniglich auß Mosis Worten / da er Genes. 1. spricht: Daß Gott den Menschen jhm zum Bilde geschaffen / etc. Daß er vnterscheide

gewesen / so müsse auch nun mehr nach dem Fall der Mensch selbst nach seinem Wesen / eine wesentliche Larue deß Sathans / vnd also die Erbsünde selbst worden seyn.

Diesen Grundt müssen wir ein wenig besehen.

Daß der Mensch zu Gottes Bilde Anfänglich / das ist / gantz rein vnd gerecht erschaffen sey / ist kein Zweiffel / dann die Schrifft / Genes. 1. vnd. 2. bezeugt das.

Eben dieselbige Schrifft bezeuget auch Ephes. 4. daß nicht deß Menschen Natur oder Wesen / oder deß Menschen Hertz / Seele / Verstandt vnd Wille / welche wesentliche Theil deß Menschen sindt / selbsten das Bilde Gottes wesentlich gewest: Sondern das Bilde Gottes sey gewest rechtschaffene Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / in welchen der Mensch erschaffen ist.

Nuhn verstehet sichs selbst / daß ein anders sey / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / vnd wesentlich an Leib vnd Seel das Bilde GOttes selbst seyn. Der Mensch ist zwar nach GOttes Bilde gantz heilig / rein vnd gerecht erschaffen. Er ist aber darumb die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich nicht gewest. Heilig / rein vnd gerecht seyn / vnd die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich seyn / sindt nicht einerley / sondern vnderschiedene Sachen. Die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit sindt in dem Menschen / oder in seiner Seel / als in einem Subiecto gewest / aber nicht die Natur deß Leibs vnnd der Seelen selbst. Mensch seyn / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / heilig / rein / gerecht vnnd Grundtgut seyn / oder in rechtschaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit erschaffen seyn / sollen vnd müssen vnterschieden / vnd nicht für eines genommen werden.

Ob nuhn wol die Schrifft oder Moses / Genes. 1. nicht sagt / daß etwas vnderschiedenes am Menschen / heilig vnnd rein von Gott erschaffen sey / sondern der gantz Mensch / etc. So sihet doch menniglich auß Mosis Worten / da er Genes. 1. spricht: Daß Gott den Menschen jhm zum Bilde geschaffen / etc. Daß er vnterscheide

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0029" n="9"/>
gewesen / so müsse auch nun                      mehr nach dem Fall der Mensch selbst nach seinem Wesen / eine wesentliche Larue                      deß Sathans / vnd also die Erbsünde selbst worden seyn.</p>
        <l>Diesen Grundt müssen wir ein wenig besehen.</l>
        <p>Daß der Mensch zu Gottes Bilde Anfänglich / das ist / gantz rein vnd gerecht                      erschaffen sey / ist kein Zweiffel / dann die Schrifft / Genes. 1. vnd. 2.                      bezeugt das.</p>
        <p>Eben dieselbige Schrifft bezeuget auch Ephes. 4. daß nicht deß Menschen Natur                      oder Wesen / oder deß Menschen Hertz / Seele / Verstandt vnd Wille / welche                      wesentliche Theil deß Menschen sindt / selbsten das Bilde Gottes wesentlich                      gewest: Sondern das Bilde Gottes sey gewest rechtschaffene Gerechtigkeit vnd                      Heiligkeit / in welchen der Mensch erschaffen ist.</p>
        <p>Nuhn verstehet sichs selbst / daß ein anders sey / nach Gottes Bilde erschaffen                      seyn / vnd wesentlich an Leib vnd Seel das Bilde GOttes selbst seyn. Der Mensch                      ist zwar nach GOttes Bilde gantz heilig / rein vnd gerecht erschaffen. Er ist                      aber darumb die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich                      nicht gewest. Heilig / rein vnd gerecht seyn / vnd die Heiligkeit / Reinigkeit                      vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich seyn / sindt nicht einerley / sondern                      vnderschiedene Sachen. Die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit sindt in                      dem Menschen / oder in seiner Seel / als in einem Subiecto gewest / aber nicht                      die Natur deß Leibs vnnd der Seelen selbst. Mensch seyn / nach Gottes Bilde                      erschaffen seyn / heilig / rein / gerecht vnnd Grundtgut seyn / oder in                      rechtschaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit erschaffen seyn / sollen vnd müssen                      vnterschieden / vnd nicht für eines genommen werden.</p>
        <p>Ob nuhn wol die Schrifft oder Moses / Genes. 1. nicht sagt / daß etwas                      vnderschiedenes am Menschen / heilig vnnd rein von Gott erschaffen sey / sondern                      der gantz Mensch / etc. So sihet doch menniglich auß Mosis Worten / da er Genes.                      1. spricht: Daß Gott den Menschen jhm zum Bilde geschaffen / etc. Daß er                      vnterscheide
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0029] gewesen / so müsse auch nun mehr nach dem Fall der Mensch selbst nach seinem Wesen / eine wesentliche Larue deß Sathans / vnd also die Erbsünde selbst worden seyn. Diesen Grundt müssen wir ein wenig besehen. Daß der Mensch zu Gottes Bilde Anfänglich / das ist / gantz rein vnd gerecht erschaffen sey / ist kein Zweiffel / dann die Schrifft / Genes. 1. vnd. 2. bezeugt das. Eben dieselbige Schrifft bezeuget auch Ephes. 4. daß nicht deß Menschen Natur oder Wesen / oder deß Menschen Hertz / Seele / Verstandt vnd Wille / welche wesentliche Theil deß Menschen sindt / selbsten das Bilde Gottes wesentlich gewest: Sondern das Bilde Gottes sey gewest rechtschaffene Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / in welchen der Mensch erschaffen ist. Nuhn verstehet sichs selbst / daß ein anders sey / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / vnd wesentlich an Leib vnd Seel das Bilde GOttes selbst seyn. Der Mensch ist zwar nach GOttes Bilde gantz heilig / rein vnd gerecht erschaffen. Er ist aber darumb die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich nicht gewest. Heilig / rein vnd gerecht seyn / vnd die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit selbst wesentlich seyn / sindt nicht einerley / sondern vnderschiedene Sachen. Die Heiligkeit / Reinigkeit vnd Gerechtigkeit sindt in dem Menschen / oder in seiner Seel / als in einem Subiecto gewest / aber nicht die Natur deß Leibs vnnd der Seelen selbst. Mensch seyn / nach Gottes Bilde erschaffen seyn / heilig / rein / gerecht vnnd Grundtgut seyn / oder in rechtschaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit erschaffen seyn / sollen vnd müssen vnterschieden / vnd nicht für eines genommen werden. Ob nuhn wol die Schrifft oder Moses / Genes. 1. nicht sagt / daß etwas vnderschiedenes am Menschen / heilig vnnd rein von Gott erschaffen sey / sondern der gantz Mensch / etc. So sihet doch menniglich auß Mosis Worten / da er Genes. 1. spricht: Daß Gott den Menschen jhm zum Bilde geschaffen / etc. Daß er vnterscheide

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/29
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/29>, abgerufen am 01.05.2024.