Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht erlöset ist / Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnd der Verdamniß vnterworffen ist. Daß aber dar auß recht solt geschlossen werden: Es ist alles Sünde / was durch Christi Blut nicht erlöst ist / Ergo so ist deß verderbten Menschen Natur / Wesen Leib vnd Seel die Sünde selbst / Das sagt D. Lutherus nicht / sondern das Gegentheil dichtet jhm solchs fälschlich auff. Dann Genes. 38. erkläret er sich außdrücklich das Sünde vnnd Todt im Menschen mala separabilia sind / das ist / solche Schäden / so können von deß Menschen Natur gescheiden werden / welchs er nicht würde gesagt haben / wo fern er eygentlich gehalten / daß die Erbsünde deß verderbten Menschen Natur vnd Wesen selbst were.

Das D. Lutherus Psal. 51. spricht: Sünde ist alles was von Vatter vnd Mutter geboren wirdt. Item / Sünde ist mein gantze Natur vnd Wesen / etc. hat eben den Verstandt / wie kurtz zuvor gemeldet / daß die gantze Natur sündig / das ist / durch die Sünde verderbet / Gottes Zorn / der Tyranney deß Sathans / verfluchung deß Gesetzes / dem Tode vnd ewiger Verdamniß vnterworffen sey. Vnd daß dieses D. Lutheri Meynung sey / erscheinet darauß / daß er bald darauff an gemeltem Ort diese Wort setzet: Tota natura primum per peccatum corrupta & aeternae morti subiecta est: Die gantze Natur ist erst durch die Sünde verderbt / vnd dem ewigen Todt vnterworffen. Dar auß zu vornemen / daß wenn D. Lutherus schreibet: Das alles sey Sünde was von Vatter vnd Mutter geboren ist / vnd Sünde sey seine gantze Natur / etc. dz er anderst nichts damit verstehe / dann daß er mit folgenden Worten sagt: meine gantze Natur ist durch die Erbsünde verderbet / vnd das er abermals an gemelten Ort schreibet: Dauid sic definit peccatun ut significet peccatun esse corruptionem omnium virium, interiorun & exteriorum, adeo vt nullum membrum ita officium suum nunc faciat sicut in paradiso ante peccatum, &c. Dauid defimert die Erbsünde also / das sie sey eine Verderbung aller Kräfften im Menschen / der jnnerlichen vnd eusserlichen / also daß kein Glidt mehr sein Ampt dergestalt verrichte / wie es im Paradiß vor der Sünde gethan hat.

nicht erlöset ist / Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnd der Verdamniß vnterworffen ist. Daß aber dar auß recht solt geschlossen werdẽ: Es ist alles Sünde / was durch Christi Blut nicht erlöst ist / Ergo so ist deß verderbten Menschen Natur / Wesen Leib vñ Seel die Sünde selbst / Das sagt D. Lutherus nicht / sondern das Gegentheil dichtet jhm solchs fälschlich auff. Dann Genes. 38. erkläret er sich außdrücklich das Sünde vnnd Todt im Menschen mala separabilia sind / das ist / solche Schäden / so können von deß Menschen Natur gescheiden werden / welchs er nicht würde gesagt haben / wo fern er eygentlich gehalten / daß die Erbsünde deß verderbten Menschen Natur vnd Wesen selbst were.

Das D. Lutherus Psal. 51. spricht: Sünde ist alles was von Vatter vnd Mutter geboren wirdt. Item / Sünde ist mein gantze Natur vnd Wesen / etc. hat eben den Verstandt / wie kurtz zuvor gemeldet / daß die gantze Natur sündig / das ist / durch die Sünde verderbet / Gottes Zorn / der Tyrañey deß Sathans / verfluchung deß Gesetzes / dem Tode vñ ewiger Verdamniß vnterworffen sey. Vñ daß dieses D. Lutheri Meynung sey / erscheinet darauß / daß er bald darauff an gemeltem Ort diese Wort setzet: Tota natura primum per peccatum corrupta & aeternae morti subiecta est: Die gantze Natur ist erst durch die Sünde verderbt / vnd dem ewigen Todt vnterworffen. Dar auß zu vornemen / daß wenn D. Lutherus schreibet: Das alles sey Sünde was von Vatter vñ Mutter geboren ist / vnd Sünde sey seine gãtze Natur / etc. dz er anderst nichts damit verstehe / dañ daß er mit folgendẽ Worten sagt: meine gantze Natur ist durch die Erbsünde verderbet / vnd das er abermals an gemeltẽ Ort schreibet: Dauid sic definit peccatũ ut significet peccatũ esse corruptionem omnium virium, interiorũ & exteriorum, adeo vt nullum membrum ita officium suum nunc faciat sicut in paradiso ante peccatum, &c. Dauid defimert die Erbsünde also / das sie sey eine Verderbung aller Kräfften im Menschen / der jnnerlichen vnd eusserlichen / also daß kein Glidt mehr sein Ampt dergestalt verrichte / wie es im Paradiß vor der Sünde gethan hat.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0034"/>
nicht erlöset ist /                      Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnd der Verdamniß vnterworffen ist. Daß                      aber dar auß recht solt geschlossen werde&#x0303;: Es ist alles Sünde /                      was durch Christi Blut nicht erlöst ist / Ergo so ist deß verderbten Menschen                      Natur / Wesen Leib vn&#x0303; Seel die Sünde selbst / Das sagt D.                      Lutherus nicht / sondern das Gegentheil dichtet jhm solchs fälschlich auff. Dann                      Genes. 38. erkläret er sich außdrücklich das Sünde vnnd Todt im Menschen mala                      separabilia sind / das ist / solche Schäden / so können von deß Menschen Natur                      gescheiden werden / welchs er nicht würde gesagt haben / wo fern er eygentlich                      gehalten / daß die Erbsünde deß verderbten Menschen Natur vnd Wesen selbst                      were.</p>
        <p>Das D. Lutherus Psal. 51. spricht: Sünde ist alles was von Vatter vnd Mutter                      geboren wirdt. Item / Sünde ist mein gantze Natur vnd Wesen / etc. hat eben den                      Verstandt / wie kurtz zuvor gemeldet / daß die gantze Natur sündig / das ist /                      durch die Sünde verderbet / Gottes Zorn / der Tyran&#x0303;ey deß Sathans                      / verfluchung deß Gesetzes / dem Tode vn&#x0303; ewiger Verdamniß                      vnterworffen sey. Vn&#x0303; daß dieses D. Lutheri Meynung sey /                      erscheinet darauß / daß er bald darauff an gemeltem Ort diese Wort setzet: Tota                      natura primum per peccatum corrupta &amp; aeternae morti subiecta est: Die                      gantze Natur ist erst durch die Sünde verderbt / vnd dem ewigen Todt                      vnterworffen. Dar auß zu vornemen / daß wenn D. Lutherus schreibet: Das alles                      sey Sünde was von Vatter vn&#x0303; Mutter geboren ist / vnd Sünde sey                      seine ga&#x0303;tze Natur / etc. dz er anderst nichts damit verstehe /                          dan&#x0303; daß er mit folgende&#x0303; Worten sagt: meine                      gantze Natur ist durch die Erbsünde verderbet / vnd das er abermals an                          gemelte&#x0303; Ort schreibet: Dauid sic definit peccatu&#x0303; ut significet peccatu&#x0303; esse corruptionem omnium virium,                          interioru&#x0303; &amp; exteriorum, adeo vt nullum membrum ita                      officium suum nunc faciat sicut in paradiso ante peccatum, &amp;c. Dauid                      defimert die Erbsünde also / das sie sey eine Verderbung aller Kräfften im                      Menschen / der jnnerlichen vnd eusserlichen / also daß kein Glidt mehr sein Ampt                      dergestalt verrichte / wie es im Paradiß vor der Sünde gethan hat.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0034] nicht erlöset ist / Sünde / das ist / sündig / verderbt / vnd der Verdamniß vnterworffen ist. Daß aber dar auß recht solt geschlossen werdẽ: Es ist alles Sünde / was durch Christi Blut nicht erlöst ist / Ergo so ist deß verderbten Menschen Natur / Wesen Leib vñ Seel die Sünde selbst / Das sagt D. Lutherus nicht / sondern das Gegentheil dichtet jhm solchs fälschlich auff. Dann Genes. 38. erkläret er sich außdrücklich das Sünde vnnd Todt im Menschen mala separabilia sind / das ist / solche Schäden / so können von deß Menschen Natur gescheiden werden / welchs er nicht würde gesagt haben / wo fern er eygentlich gehalten / daß die Erbsünde deß verderbten Menschen Natur vnd Wesen selbst were. Das D. Lutherus Psal. 51. spricht: Sünde ist alles was von Vatter vnd Mutter geboren wirdt. Item / Sünde ist mein gantze Natur vnd Wesen / etc. hat eben den Verstandt / wie kurtz zuvor gemeldet / daß die gantze Natur sündig / das ist / durch die Sünde verderbet / Gottes Zorn / der Tyrañey deß Sathans / verfluchung deß Gesetzes / dem Tode vñ ewiger Verdamniß vnterworffen sey. Vñ daß dieses D. Lutheri Meynung sey / erscheinet darauß / daß er bald darauff an gemeltem Ort diese Wort setzet: Tota natura primum per peccatum corrupta & aeternae morti subiecta est: Die gantze Natur ist erst durch die Sünde verderbt / vnd dem ewigen Todt vnterworffen. Dar auß zu vornemen / daß wenn D. Lutherus schreibet: Das alles sey Sünde was von Vatter vñ Mutter geboren ist / vnd Sünde sey seine gãtze Natur / etc. dz er anderst nichts damit verstehe / dañ daß er mit folgendẽ Worten sagt: meine gantze Natur ist durch die Erbsünde verderbet / vnd das er abermals an gemeltẽ Ort schreibet: Dauid sic definit peccatũ ut significet peccatũ esse corruptionem omnium virium, interiorũ & exteriorum, adeo vt nullum membrum ita officium suum nunc faciat sicut in paradiso ante peccatum, &c. Dauid defimert die Erbsünde also / das sie sey eine Verderbung aller Kräfften im Menschen / der jnnerlichen vnd eusserlichen / also daß kein Glidt mehr sein Ampt dergestalt verrichte / wie es im Paradiß vor der Sünde gethan hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/34
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/34>, abgerufen am 01.05.2024.