Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Zehende Buch. Nur dieses einige bitt ich durch das verzeihenUnd gnade/ die man mag den feinden auch verleyhen/ Wenn sie bezwungen sind/ laß meinen leichnam seyn/ Daß er werd in das grab gescharret ehrlich ein. Ich weiß den bittern haß der meinen gar zu eben/ Die mir fürdessen offt gestrebt nach leib und leben. Derselben wüten halt von meinen leichnam ab/ Und laß mich werden ein geleget in ein grab Mit meinem sohn (bitt ich) so redet er/ und reckte Die gurgel willig hin/ der degen ihn nicht schreckte Den ihm Eneas stieß hinein/ und gab von sich Mit blut/ das häuffig floß/ die seele jämmerlich. Das Eilffte Buch. IMmittelst kam herfür die morgenröthe gangen: Eneas (ob er wol mit sorgen war befangen/ Den todten seines volcks zu gönnen ihre zeit/ Daß ihnen man nach recht gemeiner sterbligkeit Ihr grab bereitete/ und war in seinem hertzen Ob des Pallantis leich mit kummer/ noht und schmertzen Berührt) bezahlete mit früher tages zeit Den Göttern sein gelübd/ nach dem er aus dem streit Als sieger wiederkam. Er ließ ein hohe eiche Behauen umb und umb/ und machen glat und gleiche/ Und richten in die höh: Da wurde zeug und wehr/ Und was Mezentius der fürst verlor im heer/ Ge-
Das Zehende Buch. Nur dieſes einige bitt ich durch das verzeihenUnd gnade/ die man mag den feinden auch verleyhen/ Wenn ſie bezwungen ſind/ laß meinen leichnam ſeyn/ Daß er werd in das grab geſcharret ehrlich ein. Ich weiß den bittern haß der meinen gar zu eben/ Die mir fuͤrdeſſen offt geſtrebt nach leib und leben. Derſelben wuͤten halt von meinen leichnam ab/ Und laß mich werden ein geleget in ein grab Mit meinem ſohn (bitt ich) ſo redet er/ und reckte Die gurgel willig hin/ der degen ihn nicht ſchreckte Den ihm Eneas ſtieß hinein/ und gab von ſich Mit blut/ das haͤuffig floß/ die ſeele jaͤmmerlich. Das Eilffte Buch. IMmittelſt kam herfuͤr die morgenroͤthe gangen: Eneas (ob er wol mit ſorgen war befangen/ Den todten ſeines volcks zu goͤnnen ihre zeit/ Daß ihnen man nach recht gemeiner ſterbligkeit Ihr grab bereitete/ und war in ſeinem hertzen Ob des Pallantis leich mit kummer/ noht und ſchmertzen Beruͤhrt) bezahlete mit fruͤher tages zeit Den Goͤttern ſein geluͤbd/ nach dem er aus dem ſtreit Als ſieger wiederkam. Er ließ ein hohe eiche Behauen umb und umb/ und machen glat und gleiche/ Und richten in die hoͤh: Da wurde zeug und wehr/ Und was Mezentius der fuͤrſt verlor im heer/ Ge-
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Das Zehende Buch.
Nur dieſes einige bitt ich durch das verzeihen
Und gnade/ die man mag den feinden auch verleyhen/
Wenn ſie bezwungen ſind/ laß meinen leichnam ſeyn/
Daß er werd in das grab geſcharret ehrlich ein.
Ich weiß den bittern haß der meinen gar zu eben/
Die mir fuͤrdeſſen offt geſtrebt nach leib und leben.
Derſelben wuͤten halt von meinen leichnam ab/
Und laß mich werden ein geleget in ein grab
Mit meinem ſohn (bitt ich) ſo redet er/ und reckte
Die gurgel willig hin/ der degen ihn nicht ſchreckte
Den ihm Eneas ſtieß hinein/ und gab von ſich
Mit blut/ das haͤuffig floß/ die ſeele jaͤmmerlich.
Das Eilffte Buch.
IMmittelſt kam herfuͤr die morgenroͤthe gangen:
Eneas (ob er wol mit ſorgen war befangen/
Den todten ſeines volcks zu goͤnnen ihre zeit/
Daß ihnen man nach recht gemeiner ſterbligkeit
Ihr grab bereitete/ und war in ſeinem hertzen
Ob des Pallantis leich mit kummer/ noht und ſchmertzen
Beruͤhrt) bezahlete mit fruͤher tages zeit
Den Goͤttern ſein geluͤbd/ nach dem er aus dem ſtreit
Als ſieger wiederkam. Er ließ ein hohe eiche
Behauen umb und umb/ und machen glat und gleiche/
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/556>, abgerufen am 28.11.2023. |