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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Banquiern und Cambisten.
hagen würde von dem Hoff daselbst auffgetragen/ Gesandschaffts-Gel-
der in Londen/ Paris/ Wien/ und andern ausländischen Höfen aus-
zahlen zu lassen/ worzu ihm dann die Gelder gleich baar vom Hofe an-
geschaffet werden/ oder es käme ein vornehmer Herr oder Minister des-
selbigen Hofes zu ihm/ der seinen Sohn nach Franckreich/ Jtalien oder
Engeland wolte reisen lassen/ und dannenhero gute Wechsel-Brieffe
auff Venedig/ Rom/ Neapolis, Turin, Lyon, Bourdeaux, Paris
oder Londen von ihm verlangte/ solcher Kauffmann aber solche nicht
recta dahin geben/ sondern dem Ministro sagen müste/ daß er ihme der-
gleichen Wechsel in Hamburg durch den und den Banquier wolte
fourniren lassen/ und daß sich der vornehme Passagier nur an den-
selben adressiren solte/ oder wann er/ umb seine Blösse nicht
kund zu geben/ die Hof- und Passagiers-Commission zwar an-
nimmt/ die Subsidien-Gesandschafft- und Reise-Gelder auch an denen
verlangten Oertern einzuziehen oder bezahlen zu lassen verspricht/ hierauf
aber gleich an seinen Correspondenten nach Hamburg schreibet/ daß
selbiger solche Eincassirungen und Auszahlungen an frembden Oertern
besorgen/ und des Belauffs wegen sich wieder auff ihm praevaliren möch-
te/ so ist solches kein rechter Banquier zu nennen/ wann er gleich auff
solche Weise des Jahrs etliche Millionen verkehrte/ weil er nicht selbst an
all den oberzehlten Oertern Correspondentes und Credit hat/ daß er
solche Eincassirungen oder Auszahlungen durch dieselbe selbst leisten und
praestiren könte/ dabey er dann sich und seinen Committentibus ein
ehrliches an Unkosten und Agio schon erspahren würde/ die er ihnen hin-
gegen verursachet/ wann er durch seinen einigen Correspondenten/ den
er in Hamburg oder Amsterdam hat/ alle solche Wechsel bestellen muß/
dieser ihme auch/ weil ihme gemeiniglich die Notitia der Wechsel-Be-
rechnung fehlet/ an Wechsel-Agio, Provision/ Brieff-Port, Senseria,
und andern Unkosten berechnet/ und weiß machet/ was er will/ hierauff
alle diese Summen in Hamburger Banco-Geld oder Dänische Cronen re-
duc
irt/ und was er alsdann in allen zu bezahlen habe/ ihme überschrei-
bet/ worauff endlich unser angemaster Banquier dem Hoff oder andern
vornehmen Leuten und Ministris mit Hinzuthun seines Lucri, den er da-
bey zu machen gedencket/ die Rechnung stellet/ wann er es anders nicht
zuvor schon gethan/ und beyläufftig übercalculiret/ wie viel er/ wann er
sich auch dabey bedencken wolte/ Geld an solche frembde Oerter/ und

zwar
U u 2

Von denen Banquiern und Cambiſten.
hagen wuͤrde von dem Hoff daſelbſt auffgetragen/ Geſandſchaffts-Gel-
der in Londen/ Paris/ Wien/ und andern auslaͤndiſchen Hoͤfen aus-
zahlen zu laſſen/ worzu ihm dann die Gelder gleich baar vom Hofe an-
geſchaffet werden/ oder es kaͤme ein vornehmer Herr oder Miniſter deſ-
ſelbigen Hofes zu ihm/ der ſeinen Sohn nach Franckreich/ Jtalien oder
Engeland wolte reiſen laſſen/ und dannenhero gute Wechſel-Brieffe
auff Venedig/ Rom/ Neapolis, Turin, Lyon, Bourdeaux, Paris
oder Londen von ihm verlangte/ ſolcher Kauffmann aber ſolche nicht
recta dahin geben/ ſondern dem Miniſtro ſagen muͤſte/ daß er ihme der-
gleichen Wechſel in Hamburg durch den und den Banquier wolte
fourniren laſſen/ und daß ſich der vornehme Paſſagier nur an den-
ſelben adreſſiren ſolte/ oder wann er/ umb ſeine Bloͤſſe nicht
kund zu geben/ die Hof- und Paſſagiers-Commiſſion zwar an-
nimmt/ die Subſidien-Geſandſchafft- und Reiſe-Gelder auch an denen
verlangten Oertern einzuziehen oder bezahlen zu laſſen verſpricht/ hierauf
aber gleich an ſeinen Correſpondenten nach Hamburg ſchreibet/ daß
ſelbiger ſolche Eincaſſirungen und Auszahlungen an frembden Oertern
beſorgen/ und des Belauffs wegen ſich wieder auff ihm prævaliren moͤch-
te/ ſo iſt ſolches kein rechter Banquier zu nennen/ wann er gleich auff
ſolche Weiſe des Jahrs etliche Millionen verkehrte/ weil er nicht ſelbſt an
all den oberzehlten Oertern Correſpondentes und Credit hat/ daß er
ſolche Eincaſſirungen oder Auszahlungen durch dieſelbe ſelbſt leiſten und
præſtiren koͤnte/ dabey er dann ſich und ſeinen Committentibus ein
ehrliches an Unkoſten und Agio ſchon erſpahren wuͤrde/ die er ihnen hin-
gegen verurſachet/ wann er durch ſeinen einigen Correſpondenten/ den
er in Hamburg oder Amſterdam hat/ alle ſolche Wechſel beſtellen muß/
dieſer ihme auch/ weil ihme gemeiniglich die Notitia der Wechſel-Be-
rechnung fehlet/ an Wechſel-Agio, Proviſion/ Brieff-Port, Senſeria,
und andern Unkoſten berechnet/ und weiß machet/ was er will/ hierauff
alle dieſe Summen in Hamburger Banco-Geld oder Daͤniſche Cronen re-
duc
irt/ und was er alsdann in allen zu bezahlen habe/ ihme uͤberſchrei-
bet/ worauff endlich unſer angemaſter Banquier dem Hoff oder andern
vornehmen Leuten und Miniſtris mit Hinzuthun ſeines Lucri, den er da-
bey zu machen gedencket/ die Rechnung ſtellet/ wann er es anders nicht
zuvor ſchon gethan/ und beylaͤufftig uͤbercalculiret/ wie viel er/ wann er
ſich auch dabey bedencken wolte/ Geld an ſolche frembde Oerter/ und

zwar
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[339/0359] Von denen Banquiern und Cambiſten. hagen wuͤrde von dem Hoff daſelbſt auffgetragen/ Geſandſchaffts-Gel- der in Londen/ Paris/ Wien/ und andern auslaͤndiſchen Hoͤfen aus- zahlen zu laſſen/ worzu ihm dann die Gelder gleich baar vom Hofe an- geſchaffet werden/ oder es kaͤme ein vornehmer Herr oder Miniſter deſ- ſelbigen Hofes zu ihm/ der ſeinen Sohn nach Franckreich/ Jtalien oder Engeland wolte reiſen laſſen/ und dannenhero gute Wechſel-Brieffe auff Venedig/ Rom/ Neapolis, Turin, Lyon, Bourdeaux, Paris oder Londen von ihm verlangte/ ſolcher Kauffmann aber ſolche nicht recta dahin geben/ ſondern dem Miniſtro ſagen muͤſte/ daß er ihme der- gleichen Wechſel in Hamburg durch den und den Banquier wolte fourniren laſſen/ und daß ſich der vornehme Paſſagier nur an den- ſelben adreſſiren ſolte/ oder wann er/ umb ſeine Bloͤſſe nicht kund zu geben/ die Hof- und Paſſagiers-Commiſſion zwar an- nimmt/ die Subſidien-Geſandſchafft- und Reiſe-Gelder auch an denen verlangten Oertern einzuziehen oder bezahlen zu laſſen verſpricht/ hierauf aber gleich an ſeinen Correſpondenten nach Hamburg ſchreibet/ daß ſelbiger ſolche Eincaſſirungen und Auszahlungen an frembden Oertern beſorgen/ und des Belauffs wegen ſich wieder auff ihm prævaliren moͤch- te/ ſo iſt ſolches kein rechter Banquier zu nennen/ wann er gleich auff ſolche Weiſe des Jahrs etliche Millionen verkehrte/ weil er nicht ſelbſt an all den oberzehlten Oertern Correſpondentes und Credit hat/ daß er ſolche Eincaſſirungen oder Auszahlungen durch dieſelbe ſelbſt leiſten und præſtiren koͤnte/ dabey er dann ſich und ſeinen Committentibus ein ehrliches an Unkoſten und Agio ſchon erſpahren wuͤrde/ die er ihnen hin- gegen verurſachet/ wann er durch ſeinen einigen Correſpondenten/ den er in Hamburg oder Amſterdam hat/ alle ſolche Wechſel beſtellen muß/ dieſer ihme auch/ weil ihme gemeiniglich die Notitia der Wechſel-Be- rechnung fehlet/ an Wechſel-Agio, Proviſion/ Brieff-Port, Senſeria, und andern Unkoſten berechnet/ und weiß machet/ was er will/ hierauff alle dieſe Summen in Hamburger Banco-Geld oder Daͤniſche Cronen re- ducirt/ und was er alsdann in allen zu bezahlen habe/ ihme uͤberſchrei- bet/ worauff endlich unſer angemaſter Banquier dem Hoff oder andern vornehmen Leuten und Miniſtris mit Hinzuthun ſeines Lucri, den er da- bey zu machen gedencket/ die Rechnung ſtellet/ wann er es anders nicht zuvor ſchon gethan/ und beylaͤufftig uͤbercalculiret/ wie viel er/ wann er ſich auch dabey bedencken wolte/ Geld an ſolche frembde Oerter/ und zwar U u 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/359>, abgerufen am 30.04.2024.