Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Münd- und schrifftliche Complimenten
Voraus in Kauffmann-Stand/ da man den Handel
treibt/
Und Freunde/ Haus und Geld fast täglich muß ge-
brauchen/
Da besser sehen gleich zwey als nur ein paar Augen/
Und grösser ist der Fleiß/ wann man erst ist beweibt/
Da läst Contoir und Haus noch eins so gut sich lieben/
Wann erst die Einsamkeit aus solchen ist vertrieben.
Liebt man der Waaren Meng? wer leget mehr zu
Schau?
Und bringt/ was uns vergnügt/ wol besser aus der
Ferne?
Der Lippen Blut Corall/ der Augen helle Sterne/
Die Diamanten gleich/ als eine junge Frau/
Mit deren Anmuths-Lieb/ nichts stehet zu vergleichen/
Als welchen Sammt und Seid/ Schwan/ Perl und
Marmor weichen.
Des Handels Function lehrt man bey ihr erst recht/
Der Küsse Zucker-Brod läst sie im Kauff geniessen/
So offt man ein Parthey beginnt mit ihr zu schliessen;
Sie ist auf dem Contoir der allertreuste Knecht.
Sie weiß/ wie sich die Zeit/ von Tag zu Tag veränder/
Und stellet herrlich vor den richtigsten Calender.
Jn welchen steht der Mont/ bald nehmend ab/ bald voll/
Sie regulirt gar offt des Hauses sein Gewitter/
Daß auch ihr Ehstand-Schiff kein Ungestühm er-
schütter/
Zeigt sie an Stund und Cours, wann man fortsee-
geln soll.
Wie glücklich ist der dann vor andern nicht zu preisen/
Der kan zu gleicher Zeit ein Kauff- und Eh-Mann
heissen.
Nun
Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten
Voraus in Kauffmann-Stand/ da man den Handel
treibt/
Und Freunde/ Haus und Geld faſt taͤglich muß ge-
brauchen/
Da beſſer ſehen gleich zwey als nur ein paar Augen/
Und groͤſſer iſt der Fleiß/ wann man erſt iſt beweibt/
Da laͤſt Contoir und Haus noch eins ſo gut ſich lieben/
Wann erſt die Einſamkeit aus ſolchen iſt vertrieben.
Liebt man der Waaren Meng? wer leget mehr zu
Schau?
Und bringt/ was uns vergnuͤgt/ wol beſſer aus der
Ferne?
Der Lippen Blut Corall/ der Augen helle Sterne/
Die Diamanten gleich/ als eine junge Frau/
Mit deren Anmuths-Lieb/ nichts ſtehet zu vergleichen/
Als welchen Sammt und Seid/ Schwan/ Perl und
Marmor weichen.
Des Handels Function lehrt man bey ihr erſt recht/
Der Kuͤſſe Zucker-Brod laͤſt ſie im Kauff genieſſen/
So offt man ein Parthey beginnt mit ihr zu ſchlieſſen;
Sie iſt auf dem Contoir der allertreuſte Knecht.
Sie weiß/ wie ſich die Zeit/ von Tag zu Tag veraͤnder/
Und ſtellet herrlich vor den richtigſten Calender.
Jn welchen ſteht der Mont/ bald nehmend ab/ bald voll/
Sie regulirt gar offt des Hauſes ſein Gewitter/
Daß auch ihr Ehſtand-Schiff kein Ungeſtuͤhm er-
ſchuͤtter/
Zeigt ſie an Stund und Cours, wann man fortſee-
geln ſoll.
Wie gluͤcklich iſt der dann vor andern nicht zu preiſen/
Der kan zu gleicher Zeit ein Kauff- und Eh-Mann
heiſſen.
Nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f1046" n="1030"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mu&#x0364;nd- und &#x017F;chrifftliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Complimenten</hi></hi></hi> </fw><lb/>
            <l>Voraus in Kauffmann-Stand/ da man den Handel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">treibt/</hi> </l><lb/>
            <l>Und Freunde/ Haus und Geld fa&#x017F;t ta&#x0364;glich muß ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">brauchen/</hi> </l><lb/>
            <l>Da be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ehen gleich zwey als nur ein paar Augen/</l><lb/>
            <l>Und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t der Fleiß/ wann man er&#x017F;t i&#x017F;t beweibt/</l><lb/>
            <l>Da la&#x0364;&#x017F;t <hi rendition="#aq">Contoir</hi> und Haus noch eins &#x017F;o gut &#x017F;ich lieben/</l><lb/>
            <l>Wann er&#x017F;t die Ein&#x017F;amkeit aus &#x017F;olchen i&#x017F;t vertrieben.</l><lb/>
            <l>Liebt man der Waaren Meng? wer leget mehr zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schau?</hi> </l><lb/>
            <l>Und bringt/ was uns vergnu&#x0364;gt/ wol be&#x017F;&#x017F;er aus der</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ferne?</hi> </l><lb/>
            <l>Der Lippen Blut Corall/ der Augen helle Sterne/</l><lb/>
            <l>Die Diamanten gleich/ als eine junge Frau/</l><lb/>
            <l>Mit deren Anmuths-Lieb/ nichts &#x017F;tehet zu vergleichen/</l><lb/>
            <l>Als welchen Sammt und Seid/ Schwan/ Perl und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Marmor weichen.</hi> </l><lb/>
            <l>Des Handels <hi rendition="#aq">Function</hi> lehrt man bey ihr er&#x017F;t recht/</l><lb/>
            <l>Der Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Zucker-Brod la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie im Kauff genie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So offt man ein Parthey beginnt mit ihr zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Sie i&#x017F;t auf dem <hi rendition="#aq">Contoir</hi> der allertreu&#x017F;te Knecht.</l><lb/>
            <l>Sie weiß/ wie &#x017F;ich die Zeit/ von Tag zu Tag vera&#x0364;nder/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;tellet herrlich vor den richtig&#x017F;ten Calender.</l><lb/>
            <l>Jn welchen &#x017F;teht der Mont/ bald nehmend ab/ bald voll/</l><lb/>
            <l>Sie <hi rendition="#aq">reguli</hi>rt gar offt des Hau&#x017F;es &#x017F;ein Gewitter/</l><lb/>
            <l>Daß auch ihr Eh&#x017F;tand-Schiff kein Unge&#x017F;tu&#x0364;hm er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chu&#x0364;tter/</hi> </l><lb/>
            <l>Zeigt &#x017F;ie an Stund und <hi rendition="#aq">Cours,</hi> wann man fort&#x017F;ee-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">geln &#x017F;oll.</hi> </l><lb/>
            <l>Wie glu&#x0364;cklich i&#x017F;t der dann vor andern nicht zu prei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Der kan zu gleicher Zeit ein Kauff- und Eh-Mann</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">hei&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1030/1046] Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten Voraus in Kauffmann-Stand/ da man den Handel treibt/ Und Freunde/ Haus und Geld faſt taͤglich muß ge- brauchen/ Da beſſer ſehen gleich zwey als nur ein paar Augen/ Und groͤſſer iſt der Fleiß/ wann man erſt iſt beweibt/ Da laͤſt Contoir und Haus noch eins ſo gut ſich lieben/ Wann erſt die Einſamkeit aus ſolchen iſt vertrieben. Liebt man der Waaren Meng? wer leget mehr zu Schau? Und bringt/ was uns vergnuͤgt/ wol beſſer aus der Ferne? Der Lippen Blut Corall/ der Augen helle Sterne/ Die Diamanten gleich/ als eine junge Frau/ Mit deren Anmuths-Lieb/ nichts ſtehet zu vergleichen/ Als welchen Sammt und Seid/ Schwan/ Perl und Marmor weichen. Des Handels Function lehrt man bey ihr erſt recht/ Der Kuͤſſe Zucker-Brod laͤſt ſie im Kauff genieſſen/ So offt man ein Parthey beginnt mit ihr zu ſchlieſſen; Sie iſt auf dem Contoir der allertreuſte Knecht. Sie weiß/ wie ſich die Zeit/ von Tag zu Tag veraͤnder/ Und ſtellet herrlich vor den richtigſten Calender. Jn welchen ſteht der Mont/ bald nehmend ab/ bald voll/ Sie regulirt gar offt des Hauſes ſein Gewitter/ Daß auch ihr Ehſtand-Schiff kein Ungeſtuͤhm er- ſchuͤtter/ Zeigt ſie an Stund und Cours, wann man fortſee- geln ſoll. Wie gluͤcklich iſt der dann vor andern nicht zu preiſen/ Der kan zu gleicher Zeit ein Kauff- und Eh-Mann heiſſen. Nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/1046
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 1030. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/1046>, abgerufen am 28.04.2024.