Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Berahtfragungs-Schreiben.
man den Dürfftigen geben könne) etwas gutes schaf-
fen will/ jetzt von mir fordert. Ehe ich aber zur Ent-
schliessung schreite/ muß ich ihm erstlich der Welt-
Stände Requisita, samt ihren Beschwer- und Be-
quemlichkeiten etlicher massen vorstellen; Den Re-
gier-Lehr- und Wehr-Stand gleich an die Seite ge-
setzet/ weil meines Wissens der Herr niemahls zum
Studiren (welches an Obrigkeitlichen und lehrenden
Personen erfordert wird) incliniret. Zwar möchte
mit der Zeit ein gutes Wohlverhalten/ reiffe Erfah-
rung/ Lesung guter Bücher/ ein subtiler natürlicher
Verstand/ der Verdienst um das Vaterland/ die
Verbindlichkeit mit vornehmen Familien, der zu
Führung des Staats wohl-gespickte Seckel/ densel-
ben noch wohl der Zahl der Regenten seines Volcks
beyschreiben; Aber solches ist eher zu hoffen/ als zu er-
warten. Jm Soldaten-Leben ist heutiges Tages auch
nicht viel Vortheil zu finden; Eine unglückliche Kugel
kan uns in dem gemeinen Soldaten-Stande das Licht
ausblasen und danieder legen/ daß wir die vielen vor
uns habende Stuffen bis zu dem höchsten Generalat
nicht mit saurer Mühe und Arbeit zu übersteigen nöh-
tig haben. Wolte man denn diesem zugegen auf ein
friedliches Land-Leben Reflexion machen/ und die
anererbte Geld-Summen in ein profitables Land-
Gut verwenden/ so sind Kriegs-Durchzüge/ un-
fruchtbahre Jahre/ Mißwachs/ veränderliche Zei-
ten/ da Korn und Wolle nicht viel gilt/ zu besorgen/
und heutigem Welt-Lauffe nach schwerlich die einge-
schossene Capitalia, gute und böse Jahre in einander
gerechnet/ über 5. bis 6. pro centum gut zu machen/
Andere Stände finden auch das Jhrige/ und ist inson-
derheit die Kauffmannschafft von allerhand Unglücks

Fällen/

Berahtfragungs-Schreiben.
man den Duͤrfftigen geben koͤnne) etwas gutes ſchaf-
fen will/ jetzt von mir fordert. Ehe ich aber zur Ent-
ſchlieſſung ſchreite/ muß ich ihm erſtlich der Welt-
Staͤnde Requiſita, ſamt ihren Beſchwer- und Be-
quemlichkeiten etlicher maſſen vorſtellen; Den Re-
gier-Lehr- und Wehr-Stand gleich an die Seite ge-
ſetzet/ weil meines Wiſſens der Herr niemahls zum
Studiren (welches an Obrigkeitlichen und lehrenden
Perſonen erfordert wird) incliniret. Zwar moͤchte
mit der Zeit ein gutes Wohlverhalten/ reiffe Erfah-
rung/ Leſung guter Buͤcher/ ein ſubtiler natuͤrlicher
Verſtand/ der Verdienſt um das Vaterland/ die
Verbindlichkeit mit vornehmen Familien, der zu
Fuͤhrung des Staats wohl-geſpickte Seckel/ denſel-
ben noch wohl der Zahl der Regenten ſeines Volcks
beyſchreiben; Aber ſolches iſt eher zu hoffen/ als zu er-
warten. Jm Soldaten-Leben iſt heutiges Tages auch
nicht viel Vortheil zu finden; Eine ungluͤckliche Kugel
kan uns in dem gemeinen Soldaten-Stande das Licht
ausblaſen und danieder legen/ daß wir die vielen vor
uns habende Stuffen bis zu dem hoͤchſten Generalat
nicht mit ſaurer Muͤhe und Arbeit zu uͤberſteigen noͤh-
tig haben. Wolte man denn dieſem zugegen auf ein
friedliches Land-Leben Reflexion machen/ und die
anererbte Geld-Summen in ein profitables Land-
Gut verwenden/ ſo ſind Kriegs-Durchzuͤge/ un-
fruchtbahre Jahre/ Mißwachs/ veraͤnderliche Zei-
ten/ da Korn und Wolle nicht viel gilt/ zu beſorgen/
und heutigem Welt-Lauffe nach ſchwerlich die einge-
ſchoſſene Capitalia, gute und boͤſe Jahre in einander
gerechnet/ uͤber 5. bis 6. pro centum gut zu machen/
Andere Staͤnde finden auch das Jhrige/ und iſt inſon-
derheit die Kauffmannſchafft von allerhand Ungluͤcks

Faͤllen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0254" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Berahtfragungs-Schreiben.</hi></fw><lb/>
man den Du&#x0364;rfftigen geben ko&#x0364;nne) etwas gutes &#x017F;chaf-<lb/>
fen will/ jetzt von mir fordert. Ehe ich aber zur Ent-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;chreite/ muß ich ihm er&#x017F;tlich der Welt-<lb/>
Sta&#x0364;nde <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita,</hi> &#x017F;amt ihren Be&#x017F;chwer- und Be-<lb/>
quemlichkeiten etlicher ma&#x017F;&#x017F;en vor&#x017F;tellen; Den Re-<lb/>
gier-Lehr- und Wehr-Stand gleich an die Seite ge-<lb/>
&#x017F;etzet/ weil meines Wi&#x017F;&#x017F;ens der Herr niemahls zum<lb/>
Studiren (welches an Obrigkeitlichen und lehrenden<lb/>
Per&#x017F;onen erfordert wird) <hi rendition="#aq">inclini</hi>ret. Zwar mo&#x0364;chte<lb/>
mit der Zeit ein gutes Wohlverhalten/ reiffe Erfah-<lb/>
rung/ Le&#x017F;ung guter Bu&#x0364;cher/ ein <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>er natu&#x0364;rlicher<lb/>
Ver&#x017F;tand/ der Verdien&#x017F;t um das Vaterland/ die<lb/>
Verbindlichkeit mit vornehmen <hi rendition="#aq">Familien,</hi> der zu<lb/>
Fu&#x0364;hrung des Staats wohl-ge&#x017F;pickte Seckel/ den&#x017F;el-<lb/>
ben noch wohl der Zahl der Regenten &#x017F;eines Volcks<lb/>
bey&#x017F;chreiben; Aber &#x017F;olches i&#x017F;t eher zu hoffen/ als zu er-<lb/>
warten. Jm Soldaten-Leben i&#x017F;t heutiges Tages auch<lb/>
nicht viel Vortheil zu finden; Eine unglu&#x0364;ckliche Kugel<lb/>
kan uns in dem gemeinen Soldaten-Stande das Licht<lb/>
ausbla&#x017F;en und danieder legen/ daß wir die vielen vor<lb/>
uns habende Stuffen bis zu dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Generalat</hi><lb/>
nicht mit &#x017F;aurer Mu&#x0364;he und Arbeit zu u&#x0364;ber&#x017F;teigen no&#x0364;h-<lb/>
tig haben. Wolte man denn die&#x017F;em zugegen auf ein<lb/>
friedliches Land-Leben <hi rendition="#aq">Reflexion</hi> machen/ und die<lb/>
anererbte Geld-Summen in ein <hi rendition="#aq">profitables</hi> Land-<lb/>
Gut verwenden/ &#x017F;o &#x017F;ind Kriegs-Durchzu&#x0364;ge/ un-<lb/>
fruchtbahre Jahre/ Mißwachs/ vera&#x0364;nderliche Zei-<lb/>
ten/ da Korn und Wolle nicht viel gilt/ zu be&#x017F;orgen/<lb/>
und heutigem Welt-Lauffe nach &#x017F;chwerlich die einge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene <hi rendition="#aq">Capitalia,</hi> gute und bo&#x0364;&#x017F;e Jahre in einander<lb/>
gerechnet/ u&#x0364;ber 5. bis 6. <hi rendition="#aq">pro centum</hi> gut zu machen/<lb/>
Andere Sta&#x0364;nde finden auch das Jhrige/ und i&#x017F;t in&#x017F;on-<lb/>
derheit die Kauffmann&#x017F;chafft von allerhand Unglu&#x0364;cks<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fa&#x0364;llen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0254] Berahtfragungs-Schreiben. man den Duͤrfftigen geben koͤnne) etwas gutes ſchaf- fen will/ jetzt von mir fordert. Ehe ich aber zur Ent- ſchlieſſung ſchreite/ muß ich ihm erſtlich der Welt- Staͤnde Requiſita, ſamt ihren Beſchwer- und Be- quemlichkeiten etlicher maſſen vorſtellen; Den Re- gier-Lehr- und Wehr-Stand gleich an die Seite ge- ſetzet/ weil meines Wiſſens der Herr niemahls zum Studiren (welches an Obrigkeitlichen und lehrenden Perſonen erfordert wird) incliniret. Zwar moͤchte mit der Zeit ein gutes Wohlverhalten/ reiffe Erfah- rung/ Leſung guter Buͤcher/ ein ſubtiler natuͤrlicher Verſtand/ der Verdienſt um das Vaterland/ die Verbindlichkeit mit vornehmen Familien, der zu Fuͤhrung des Staats wohl-geſpickte Seckel/ denſel- ben noch wohl der Zahl der Regenten ſeines Volcks beyſchreiben; Aber ſolches iſt eher zu hoffen/ als zu er- warten. Jm Soldaten-Leben iſt heutiges Tages auch nicht viel Vortheil zu finden; Eine ungluͤckliche Kugel kan uns in dem gemeinen Soldaten-Stande das Licht ausblaſen und danieder legen/ daß wir die vielen vor uns habende Stuffen bis zu dem hoͤchſten Generalat nicht mit ſaurer Muͤhe und Arbeit zu uͤberſteigen noͤh- tig haben. Wolte man denn dieſem zugegen auf ein friedliches Land-Leben Reflexion machen/ und die anererbte Geld-Summen in ein profitables Land- Gut verwenden/ ſo ſind Kriegs-Durchzuͤge/ un- fruchtbahre Jahre/ Mißwachs/ veraͤnderliche Zei- ten/ da Korn und Wolle nicht viel gilt/ zu beſorgen/ und heutigem Welt-Lauffe nach ſchwerlich die einge- ſchoſſene Capitalia, gute und boͤſe Jahre in einander gerechnet/ uͤber 5. bis 6. pro centum gut zu machen/ Andere Staͤnde finden auch das Jhrige/ und iſt inſon- derheit die Kauffmannſchafft von allerhand Ungluͤcks Faͤllen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/254
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/254>, abgerufen am 05.05.2024.