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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Von gestrandeten Gut/ Berg-Lohn
"So jemand Schiff-brüchtig Gut berget/ und holet es
"über Riff/ oder in der See/ der soll aber den 3ten
"Theil/ es wäre dann/ daß er es ohne sonderliche Ge-
"fahr bey guten Wetter bergte/ so soll er davon nach
"Gelegenheit und Erkänntniß guter Leute/ was die
"Billigkeit erfordert/ zu geniessen haben; so fern es
"aber jemand zufällig an des Schiffs-Bort getrieben
"käme/ entweder er liege vor Ancker/ oder segelte/ oder
"wäre in seiner Fahrt/ soll ihm der 20ste Pfenning
"allein davon bezahlet werden. Daß es aber der Billig-

keit gemäß sey/ denenjenigen/ die Schiffbrüchige Güter
bergen/ ein Erkleckliches vor ihre Gefahr und Mühe
zu reichen/ ist unstreitig/ dann die Billigkeit erfordert
es/ daß derjenige/ der meinenthalben Verdrieß gehabt/
einigen Nutzen zur Ergötzung erlange/ und mein eigen
Interesse erfodert es/ daß ich reichlich gebe/ damit/
wann ein andermahl das Unglück wieder zuschlagen
solte/ andere aufgemuntert werden mögen/ ebenermas-
sen Dienst-fertig sich zu erweisen.

Bey Bergung der gestrandeten Schiffe wissen sich
insonderheit die Heiligen-Länder/ welche auf einer klip-
pichten Jnsul/ ohnweit des Ausflusses der Elbe/ woh-
nen/ und andere Strand-Wohners mehr/ insonder-
heit die Leute auf Wangero und Ameland, fleißig ein-
zustellen: wie man dann von den letzten zu sagen pfle-
get/ daß sie ordentlich auf den Cantzeln dancken lassen/
wann sie ein Schiffstranden sehen/ sintemahl dessen
Eigenthums-Herr insgemein gar wenig davon wie-
der bekommen kan; das beste wäre/ diesen Leuten
würde die Liebe des Nechsten/ und das 7de Gebot bes-
ser eingeschärffet/ denen Schiffbrüchtigen aber (deren
Gut und Leben durch solche Leute offt mit grosser Ge-
fahr gebargen worden/) daß ein Arbeiter seines

Lohns

Von geſtrandeten Gut/ Berg-Lohn
„So jemand Schiff-bruͤchtig Gut berget/ und holet es
„uͤber Riff/ oder in der See/ der ſoll aber den 3ten
„Theil/ es waͤre dann/ daß er es ohne ſonderliche Ge-
„fahr bey guten Wetter bergte/ ſo ſoll er davon nach
„Gelegenheit und Erkaͤnntniß guter Leute/ was die
„Billigkeit erfordert/ zu genieſſen haben; ſo fern es
„aber jemand zufaͤllig an des Schiffs-Bort getrieben
„kaͤme/ entweder er liege vor Ancker/ oder ſegelte/ oder
„waͤre in ſeiner Fahrt/ ſoll ihm der 20ſte Pfenning
„allein davon bezahlet werden. Daß es aber der Billig-

keit gemaͤß ſey/ denenjenigen/ die Schiffbruͤchige Guͤter
bergen/ ein Erkleckliches vor ihre Gefahr und Muͤhe
zu reichen/ iſt unſtreitig/ dann die Billigkeit erfordert
es/ daß derjenige/ der meinenthalben Verdrieß gehabt/
einigen Nutzen zur Ergoͤtzung erlange/ und mein eigen
Intereſſe erfodert es/ daß ich reichlich gebe/ damit/
wann ein andermahl das Ungluͤck wieder zuſchlagen
ſolte/ andere aufgemuntert werden moͤgen/ ebenermaſ-
ſen Dienſt-fertig ſich zu erweiſen.

Bey Bergung der geſtrandeten Schiffe wiſſen ſich
inſonderheit die Heiligen-Laͤnder/ welche auf einer klip-
pichten Jnſul/ ohnweit des Ausfluſſes der Elbe/ woh-
nen/ und andere Strand-Wohners mehr/ inſonder-
heit die Leute auf Wangero und Ameland, fleißig ein-
zuſtellen: wie man dann von den letzten zu ſagen pfle-
get/ daß ſie ordentlich auf den Cantzeln dancken laſſen/
wann ſie ein Schiffſtranden ſehen/ ſintemahl deſſen
Eigenthums-Herr insgemein gar wenig davon wie-
der bekommen kan; das beſte waͤre/ dieſen Leuten
wuͤrde die Liebe des Nechſten/ und das 7de Gebot beſ-
ſer eingeſchaͤrffet/ denen Schiffbruͤchtigen aber (deren
Gut und Leben durch ſolche Leute offt mit groſſer Ge-
fahr gebargen worden/) daß ein Arbeiter ſeines

Lohns
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[810/0826] Von geſtrandeten Gut/ Berg-Lohn „So jemand Schiff-bruͤchtig Gut berget/ und holet es „uͤber Riff/ oder in der See/ der ſoll aber den 3ten „Theil/ es waͤre dann/ daß er es ohne ſonderliche Ge- „fahr bey guten Wetter bergte/ ſo ſoll er davon nach „Gelegenheit und Erkaͤnntniß guter Leute/ was die „Billigkeit erfordert/ zu genieſſen haben; ſo fern es „aber jemand zufaͤllig an des Schiffs-Bort getrieben „kaͤme/ entweder er liege vor Ancker/ oder ſegelte/ oder „waͤre in ſeiner Fahrt/ ſoll ihm der 20ſte Pfenning „allein davon bezahlet werden. Daß es aber der Billig- keit gemaͤß ſey/ denenjenigen/ die Schiffbruͤchige Guͤter bergen/ ein Erkleckliches vor ihre Gefahr und Muͤhe zu reichen/ iſt unſtreitig/ dann die Billigkeit erfordert es/ daß derjenige/ der meinenthalben Verdrieß gehabt/ einigen Nutzen zur Ergoͤtzung erlange/ und mein eigen Intereſſe erfodert es/ daß ich reichlich gebe/ damit/ wann ein andermahl das Ungluͤck wieder zuſchlagen ſolte/ andere aufgemuntert werden moͤgen/ ebenermaſ- ſen Dienſt-fertig ſich zu erweiſen. Bey Bergung der geſtrandeten Schiffe wiſſen ſich inſonderheit die Heiligen-Laͤnder/ welche auf einer klip- pichten Jnſul/ ohnweit des Ausfluſſes der Elbe/ woh- nen/ und andere Strand-Wohners mehr/ inſonder- heit die Leute auf Wangero und Ameland, fleißig ein- zuſtellen: wie man dann von den letzten zu ſagen pfle- get/ daß ſie ordentlich auf den Cantzeln dancken laſſen/ wann ſie ein Schiffſtranden ſehen/ ſintemahl deſſen Eigenthums-Herr insgemein gar wenig davon wie- der bekommen kan; das beſte waͤre/ dieſen Leuten wuͤrde die Liebe des Nechſten/ und das 7de Gebot beſ- ſer eingeſchaͤrffet/ denen Schiffbruͤchtigen aber (deren Gut und Leben durch ſolche Leute offt mit groſſer Ge- fahr gebargen worden/) daß ein Arbeiter ſeines Lohns

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/826>, abgerufen am 27.04.2024.