Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput III. Von den
Schulmeister wieder nach der Stadt zu peitschen
sollten/ welches dann auch würcklich also geschehen/
und hernach so viel gefruchtet/ daß die Faliscer
durch solche des Camilli Großmüthigkeit bewogen/
sich und ihre Stadt so viel eher übergeben haben.

Mit der Verschwiegenheit ist am nechsten
vergeschwistert die Treue und Redlichkeit; Die-
se erfordert von einem jungen Menschen/ daß er
1. GOtt/ 2. sich selbst/ 3. seinem Herrn/
und
4. auch seinem Neben-Menschen getreu sey;
er ist aber und bleibet GOtt getreu/ wann er sich
nach seinen Geboten hält/ und in dem thätigen Chri-
stenthum nicht laß noch müde wird; gegen sich selbst
übet er die Treue aus/ wenn er redlich dienet/ wel-
ches ihme den Seegen und einen guten Namen zu-
weg bringet/ wann er was rechtschaffenes in sei-
nem Diener-Stande bey Handlungen zu lernen su-
chet/ wovon er sich und die Seinige heut oder mor-
gen ehrlich ernehren könne/ ingleichen/ wann er sich
durch sein demüthigen/ leutseeligen Dienst/ und
friedfertigen Umgang mit allen Leuten/ Patronos
suchet/ welche ihm künfftig/ wann er seinen eigenen
Handel anzufangen gedencket/ mit Rath und That
an die Hand gehen können; hingegen heist es sich
nicht selbst getreu seyn/
wann man untreu han-
delt/ und entweder seinen Herrn oder andere Leut
bestielet/ unter dem schmeichlenden/ aber hernach übel
ausschlagenden/ Wahn/ jederman sey sich selbst die
nechste Treu schuldig; da doch hingegen noch viel ve-
ster das Moral-Gesetz/ du sollt nicht stehlen/ noch dei-
nen Bruder vervortheilen im Handel/ uns ins Hertz
eingepräget/ über dem auch zur Gnüge bekandt ist/

daß

Caput III. Von den
Schulmeiſter wieder nach der Stadt zu peitſchen
ſollten/ welches dann auch wuͤrcklich alſo geſchehen/
und hernach ſo viel gefruchtet/ daß die Faliſcer
durch ſolche des Camilli Großmuͤthigkeit bewogen/
ſich und ihre Stadt ſo viel eher uͤbergeben haben.

Mit der Verſchwiegenheit iſt am nechſten
vergeſchwiſtert die Treue und Redlichkeit; Die-
ſe erfordert von einem jungen Menſchen/ daß er
1. GOtt/ 2. ſich ſelbſt/ 3. ſeinem Herꝛn/
und
4. auch ſeinem Neben-Menſchen getreu ſey;
er iſt aber und bleibet GOtt getreu/ wann er ſich
nach ſeinen Geboten haͤlt/ und in dem thaͤtigen Chri-
ſtenthum nicht laß noch muͤde wird; gegen ſich ſelbſt
uͤbet er die Treue aus/ wenn er redlich dienet/ wel-
ches ihme den Seegen und einen guten Namen zu-
weg bringet/ wann er was rechtſchaffenes in ſei-
nem Diener-Stande bey Handlungen zu lernen ſu-
chet/ wovon er ſich und die Seinige heut oder mor-
gen ehrlich ernehren koͤnne/ ingleichen/ wann er ſich
durch ſein demuͤthigen/ leutſeeligen Dienſt/ und
friedfertigen Umgang mit allen Leuten/ Patronos
ſuchet/ welche ihm kuͤnfftig/ wann er ſeinen eigenen
Handel anzufangen gedencket/ mit Rath und That
an die Hand gehen koͤnnen; hingegen heiſt es ſich
nicht ſelbſt getreu ſeyn/
wann man untreu han-
delt/ und entweder ſeinen Herꝛn oder andere Leut
beſtielet/ unter dem ſchmeichlenden/ aber hernach uͤbel
ausſchlagenden/ Wahn/ jederman ſey ſich ſelbſt die
nechſte Treu ſchuldig; da doch hingegen noch viel ve-
ſter das Moral-Geſetz/ du ſollt nicht ſtehlen/ noch dei-
nen Bruder vervortheilen im Handel/ uns ins Hertz
eingepraͤget/ uͤber dem auch zur Gnuͤge bekandt iſt/

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0152" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Caput III.</hi> Von den</hi></fw><lb/>
Schulmei&#x017F;ter wieder nach der Stadt zu peit&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ollten/ welches dann auch wu&#x0364;rcklich al&#x017F;o ge&#x017F;chehen/<lb/>
und hernach &#x017F;o viel gefruchtet/ daß die <hi rendition="#aq">Fali&#x017F;cer</hi><lb/>
durch &#x017F;olche des <hi rendition="#aq">Camilli</hi> Großmu&#x0364;thigkeit bewogen/<lb/>
&#x017F;ich und ihre Stadt &#x017F;o viel eher u&#x0364;bergeben haben.</p><lb/>
        <p>Mit der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chwiegenheit</hi> i&#x017F;t am nech&#x017F;ten<lb/>
verge&#x017F;chwi&#x017F;tert <hi rendition="#fr">die Treue und Redlichkeit;</hi> Die-<lb/>
&#x017F;e erfordert von einem jungen Men&#x017F;chen/ daß <hi rendition="#fr">er<lb/>
1. GOtt/ 2. &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ 3. &#x017F;einem Her&#xA75B;n/</hi> und<lb/>
4. <hi rendition="#fr">auch &#x017F;einem Neben-Men&#x017F;chen</hi> getreu &#x017F;ey;<lb/>
er i&#x017F;t aber und bleibet GOtt getreu/ wann er &#x017F;ich<lb/>
nach &#x017F;einen Geboten ha&#x0364;lt/ und in dem tha&#x0364;tigen Chri-<lb/>
&#x017F;tenthum nicht laß noch mu&#x0364;de wird; gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;bet er die Treue aus/ wenn er redlich dienet/ wel-<lb/>
ches ihme den Seegen und einen guten Namen zu-<lb/>
weg bringet/ wann er was recht&#x017F;chaffenes in &#x017F;ei-<lb/>
nem Diener-Stande bey Handlungen zu lernen &#x017F;u-<lb/>
chet/ wovon er &#x017F;ich und die Seinige heut oder mor-<lb/>
gen ehrlich ernehren ko&#x0364;nne/ ingleichen/ wann er &#x017F;ich<lb/>
durch &#x017F;ein demu&#x0364;thigen/ leut&#x017F;eeligen Dien&#x017F;t/ und<lb/>
friedfertigen Umgang mit allen Leuten/ <hi rendition="#aq">Patronos</hi><lb/>
&#x017F;uchet/ welche ihm ku&#x0364;nfftig/ wann er &#x017F;einen eigenen<lb/>
Handel anzufangen gedencket/ mit Rath und That<lb/>
an die Hand gehen ko&#x0364;nnen; hingegen hei&#x017F;t es <hi rendition="#fr">&#x017F;ich<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t getreu &#x017F;eyn/</hi> wann man untreu han-<lb/>
delt/ und entweder &#x017F;einen Her&#xA75B;n oder andere Leut<lb/>
be&#x017F;tielet/ unter dem &#x017F;chmeichlenden/ aber hernach u&#x0364;bel<lb/>
aus&#x017F;chlagenden/ Wahn/ jederman &#x017F;ey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
nech&#x017F;te Treu &#x017F;chuldig; da doch hingegen noch viel ve-<lb/>
&#x017F;ter das <hi rendition="#aq">Moral-</hi>Ge&#x017F;etz/ du &#x017F;ollt nicht &#x017F;tehlen/ noch dei-<lb/>
nen Bruder vervortheilen im Handel/ uns ins Hertz<lb/>
eingepra&#x0364;get/ u&#x0364;ber dem auch zur Gnu&#x0364;ge bekandt i&#x017F;t/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0152] Caput III. Von den Schulmeiſter wieder nach der Stadt zu peitſchen ſollten/ welches dann auch wuͤrcklich alſo geſchehen/ und hernach ſo viel gefruchtet/ daß die Faliſcer durch ſolche des Camilli Großmuͤthigkeit bewogen/ ſich und ihre Stadt ſo viel eher uͤbergeben haben. Mit der Verſchwiegenheit iſt am nechſten vergeſchwiſtert die Treue und Redlichkeit; Die- ſe erfordert von einem jungen Menſchen/ daß er 1. GOtt/ 2. ſich ſelbſt/ 3. ſeinem Herꝛn/ und 4. auch ſeinem Neben-Menſchen getreu ſey; er iſt aber und bleibet GOtt getreu/ wann er ſich nach ſeinen Geboten haͤlt/ und in dem thaͤtigen Chri- ſtenthum nicht laß noch muͤde wird; gegen ſich ſelbſt uͤbet er die Treue aus/ wenn er redlich dienet/ wel- ches ihme den Seegen und einen guten Namen zu- weg bringet/ wann er was rechtſchaffenes in ſei- nem Diener-Stande bey Handlungen zu lernen ſu- chet/ wovon er ſich und die Seinige heut oder mor- gen ehrlich ernehren koͤnne/ ingleichen/ wann er ſich durch ſein demuͤthigen/ leutſeeligen Dienſt/ und friedfertigen Umgang mit allen Leuten/ Patronos ſuchet/ welche ihm kuͤnfftig/ wann er ſeinen eigenen Handel anzufangen gedencket/ mit Rath und That an die Hand gehen koͤnnen; hingegen heiſt es ſich nicht ſelbſt getreu ſeyn/ wann man untreu han- delt/ und entweder ſeinen Herꝛn oder andere Leut beſtielet/ unter dem ſchmeichlenden/ aber hernach uͤbel ausſchlagenden/ Wahn/ jederman ſey ſich ſelbſt die nechſte Treu ſchuldig; da doch hingegen noch viel ve- ſter das Moral-Geſetz/ du ſollt nicht ſtehlen/ noch dei- nen Bruder vervortheilen im Handel/ uns ins Hertz eingepraͤget/ uͤber dem auch zur Gnuͤge bekandt iſt/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/152
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/152>, abgerufen am 03.05.2024.