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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Von Wechseln und Briefschreiben.
gleich sich darauf beziehende Rubriquen und Rech-
nungen in sich schliessen/ so wird darum der Buchhal-
ter/ welcher die Handels-Bücher führet/ nichts dar-
aus klüger/ ob solche gleich in der Bilanz unter denen
Debitoribus und Creditoribus anzutreffen seyn/
indem in die fernere Conexion, und ihr ursprüng-
licher Zusammen-Hang unbekandt ist. Wie aber der-
gleichen mit den Haupt-Handels-Büchern corre-
spondiren
de Geheim-Bücher/ künstlich zu führen
seyn/ solches soll künfftig in unserm vollkommenen
Buchhalter angeführet werden/ in dessen gedencke
ein Handels-Diener/ dessen Patron geheime Bü-
cher hält darum nicht/ daß aus denen täglich lauffen-
den Handels-Verrichtungen/ wie sich ihre Gestalt
in den Büchern zeiget/ jemand was zu offenbaren sey/
sondern er ist verpflichtet/ nicht allein gegenwärtig in
seinen Dienst-Jahren/ sondern auch ausser densel-
ben über lang oder kurtz reinen Mund zu halten/ und
keinen Menschen zu seines Herrn Nachtheil etwas
daraus zu offenbaren. Er lasse sich auch die Weise
gefallen/ die auf seines Herrn Contoir in Scriptu-
ri
ren/ eingeführet ist/ in so fern sein Herr solches nicht
abgeschafft wissen will; dann viel Kaufsleute/ welche
sich zwantzig/ dreyßig und mehr Jahr/ bey ihrer alt-
vätterischen mühsamen/ und undeutlichen Buchhal-
ten wohl befunden/ und alles/ worzu sie nicht gewöh-
net/ vor eine schädliche Neuerung ansehen/ wollen
durch aus von keiner Veränderung wissen/ bey wel-
cher Beschaffenheit unser kluger Handels-Diener
gedencken muß/ daß er dessen/ der ihm Brod giebet/
sein Lied singen müsse/ wiewohl er dabey so viel als
möglich und mit Bescheidenheit/ seinem Herrn ein

und
N 4

Von Wechſeln und Briefſchreiben.
gleich ſich darauf beziehende Rubriquen und Rech-
nungen in ſich ſchlieſſen/ ſo wird darum der Buchhal-
ter/ welcher die Handels-Buͤcher fuͤhret/ nichts dar-
aus kluͤger/ ob ſolche gleich in der Bilanz unter denen
Debitoribus und Creditoribus anzutreffen ſeyn/
indem in die fernere Conexion, und ihr urſpruͤng-
licher Zuſammen-Hang unbekandt iſt. Wie aber der-
gleichen mit den Haupt-Handels-Buͤchern corre-
ſpondiren
de Geheim-Buͤcher/ kuͤnſtlich zu fuͤhren
ſeyn/ ſolches ſoll kuͤnfftig in unſerm vollkommenen
Buchhalter angefuͤhret werden/ in deſſen gedencke
ein Handels-Diener/ deſſen Patron geheime Buͤ-
cher haͤlt darum nicht/ daß aus denen taͤglich lauffen-
den Handels-Verrichtungen/ wie ſich ihre Geſtalt
in den Buͤchern zeiget/ jemand was zu offenbaren ſey/
ſondern er iſt verpflichtet/ nicht allein gegenwaͤrtig in
ſeinen Dienſt-Jahren/ ſondern auch auſſer denſel-
ben uͤber lang oder kurtz reinen Mund zu halten/ und
keinen Menſchen zu ſeines Herꝛn Nachtheil etwas
daraus zu offenbaren. Er laſſe ſich auch die Weiſe
gefallen/ die auf ſeines Herꝛn Contoir in Scriptu-
ri
ren/ eingefuͤhret iſt/ in ſo fern ſein Herꝛ ſolches nicht
abgeſchafft wiſſen will; dann viel Kaufſleute/ welche
ſich zwantzig/ dreyßig und mehr Jahr/ bey ihrer alt-
vaͤtteriſchen muͤhſamen/ und undeutlichen Buchhal-
ten wohl befunden/ und alles/ worzu ſie nicht gewoͤh-
net/ vor eine ſchaͤdliche Neuerung anſehen/ wollen
durch aus von keiner Veraͤnderung wiſſen/ bey wel-
cher Beſchaffenheit unſer kluger Handels-Diener
gedencken muß/ daß er deſſen/ der ihm Brod giebet/
ſein Lied ſingen muͤſſe/ wiewohl er dabey ſo viel als
moͤglich und mit Beſcheidenheit/ ſeinem Herꝛn ein

und
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[199/0223] Von Wechſeln und Briefſchreiben. gleich ſich darauf beziehende Rubriquen und Rech- nungen in ſich ſchlieſſen/ ſo wird darum der Buchhal- ter/ welcher die Handels-Buͤcher fuͤhret/ nichts dar- aus kluͤger/ ob ſolche gleich in der Bilanz unter denen Debitoribus und Creditoribus anzutreffen ſeyn/ indem in die fernere Conexion, und ihr urſpruͤng- licher Zuſammen-Hang unbekandt iſt. Wie aber der- gleichen mit den Haupt-Handels-Buͤchern corre- ſpondirende Geheim-Buͤcher/ kuͤnſtlich zu fuͤhren ſeyn/ ſolches ſoll kuͤnfftig in unſerm vollkommenen Buchhalter angefuͤhret werden/ in deſſen gedencke ein Handels-Diener/ deſſen Patron geheime Buͤ- cher haͤlt darum nicht/ daß aus denen taͤglich lauffen- den Handels-Verrichtungen/ wie ſich ihre Geſtalt in den Buͤchern zeiget/ jemand was zu offenbaren ſey/ ſondern er iſt verpflichtet/ nicht allein gegenwaͤrtig in ſeinen Dienſt-Jahren/ ſondern auch auſſer denſel- ben uͤber lang oder kurtz reinen Mund zu halten/ und keinen Menſchen zu ſeines Herꝛn Nachtheil etwas daraus zu offenbaren. Er laſſe ſich auch die Weiſe gefallen/ die auf ſeines Herꝛn Contoir in Scriptu- riren/ eingefuͤhret iſt/ in ſo fern ſein Herꝛ ſolches nicht abgeſchafft wiſſen will; dann viel Kaufſleute/ welche ſich zwantzig/ dreyßig und mehr Jahr/ bey ihrer alt- vaͤtteriſchen muͤhſamen/ und undeutlichen Buchhal- ten wohl befunden/ und alles/ worzu ſie nicht gewoͤh- net/ vor eine ſchaͤdliche Neuerung anſehen/ wollen durch aus von keiner Veraͤnderung wiſſen/ bey wel- cher Beſchaffenheit unſer kluger Handels-Diener gedencken muß/ daß er deſſen/ der ihm Brod giebet/ ſein Lied ſingen muͤſſe/ wiewohl er dabey ſo viel als moͤglich und mit Beſcheidenheit/ ſeinem Herꝛn ein und N 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/223>, abgerufen am 02.05.2024.