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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Müßige Nebenstunden zu appliciren.
daß ihnen/ was die Polus-Höhe/ die Longitudo
und Latitudo, ein Clima, Zona und dergleichen
sey/ gewiesen/ und etlicher massen der Nutzen davon
erkläret würde.

Wann nun solches ein Grosses zur Wissenschafft
der Schiff-Farth beytragen kan/ viel aber auch an
der Rechen-Kunst gelegen/ als wollte ich/ daß einige
unsere Kauffmanns-Diener dieselbe ein wenig bes-
ser excolirten/ als sie biß anhero gethan. Jch will
nicht sagen/ daß viel unter ihnen nicht sollten ein
Stück Waar/ wovon die Ele so und so theuer
kommt/ zur Noth ausrechnen können; in Wechseln
hält es schon etwas härter/ und wird doch endlich so
viel erlernet/ als etwan auf des Patrons seinem
Contoir am gewöhnlichsten vorkommt; allein aus
Curiosität/ und an statt müssiger Stunden/ in wei-
tere/ und zur Geographie, Schiffarth/ Geome-
trie
und Stereometrie, (welche doch alle zur Kauff-
mannschafft gehören) hinein zu gehen/ da ist bey ei-
nigen solcher Leuten altum Silentium, und wenig
oder gar keine Begierde. Genug/ daß bey dem Bött-
ger ein Vaß/ bey dem Tischer eine Kiste bestellet/
von dem Schiffsbauer/ vor des Patrons Rechnung/
ein Schiff gebauet/ und der Diener/ ob die Arbeit
gut von statten gehe/ hingeschicket werde/ worinn
aber das Wein-Visiren/ die Proportion der Vässer
und Schiffe/ der Kisten und Kasten bestehe/ davon
lassen sich die guten Herren unbekümmert/ gleich
wanns eine Sache wäre/ die der Handlung gantz
nicht angienge.

Nächst diesem/ wird auch das Erlernen fremb-
der Sprachen unsern Teutschen Kauffmanns-Die-

nern

Muͤßige Nebenſtunden zu appliciren.
daß ihnen/ was die Polus-Hoͤhe/ die Longitudo
und Latitudo, ein Clima, Zona und dergleichen
ſey/ gewieſen/ und etlicher maſſen der Nutzen davon
erklaͤret wuͤrde.

Wann nun ſolches ein Groſſes zur Wiſſenſchafft
der Schiff-Farth beytragen kan/ viel aber auch an
der Rechen-Kunſt gelegen/ als wollte ich/ daß einige
unſere Kauffmanns-Diener dieſelbe ein wenig beſ-
ſer excolirten/ als ſie biß anhero gethan. Jch will
nicht ſagen/ daß viel unter ihnen nicht ſollten ein
Stuͤck Waar/ wovon die Ele ſo und ſo theuer
kommt/ zur Noth ausrechnen koͤnnen; in Wechſeln
haͤlt es ſchon etwas haͤrter/ und wird doch endlich ſo
viel erlernet/ als etwan auf des Patrons ſeinem
Contoir am gewoͤhnlichſten vorkommt; allein aus
Curioſitaͤt/ und an ſtatt muͤſſiger Stunden/ in wei-
tere/ und zur Geographie, Schiffarth/ Geome-
trie
und Stereometrie, (welche doch alle zur Kauff-
mannſchafft gehoͤren) hinein zu gehen/ da iſt bey ei-
nigen ſolcher Leuten altum Silentium, und wenig
oder gar keine Begierde. Genug/ daß bey dem Boͤtt-
ger ein Vaß/ bey dem Tiſcher eine Kiſte beſtellet/
von dem Schiffsbauer/ vor des Patrons Rechnung/
ein Schiff gebauet/ und der Diener/ ob die Arbeit
gut von ſtatten gehe/ hingeſchicket werde/ worinn
aber das Wein-Viſiren/ die Proportion der Vaͤſſer
und Schiffe/ der Kiſten und Kaſten beſtehe/ davon
laſſen ſich die guten Herren unbekuͤmmert/ gleich
wanns eine Sache waͤre/ die der Handlung gantz
nicht angienge.

Naͤchſt dieſem/ wird auch das Erlernen fremb-
der Sprachen unſern Teutſchen Kauffmanns-Die-

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[235/0259] Muͤßige Nebenſtunden zu appliciren. daß ihnen/ was die Polus-Hoͤhe/ die Longitudo und Latitudo, ein Clima, Zona und dergleichen ſey/ gewieſen/ und etlicher maſſen der Nutzen davon erklaͤret wuͤrde. Wann nun ſolches ein Groſſes zur Wiſſenſchafft der Schiff-Farth beytragen kan/ viel aber auch an der Rechen-Kunſt gelegen/ als wollte ich/ daß einige unſere Kauffmanns-Diener dieſelbe ein wenig beſ- ſer excolirten/ als ſie biß anhero gethan. Jch will nicht ſagen/ daß viel unter ihnen nicht ſollten ein Stuͤck Waar/ wovon die Ele ſo und ſo theuer kommt/ zur Noth ausrechnen koͤnnen; in Wechſeln haͤlt es ſchon etwas haͤrter/ und wird doch endlich ſo viel erlernet/ als etwan auf des Patrons ſeinem Contoir am gewoͤhnlichſten vorkommt; allein aus Curioſitaͤt/ und an ſtatt muͤſſiger Stunden/ in wei- tere/ und zur Geographie, Schiffarth/ Geome- trie und Stereometrie, (welche doch alle zur Kauff- mannſchafft gehoͤren) hinein zu gehen/ da iſt bey ei- nigen ſolcher Leuten altum Silentium, und wenig oder gar keine Begierde. Genug/ daß bey dem Boͤtt- ger ein Vaß/ bey dem Tiſcher eine Kiſte beſtellet/ von dem Schiffsbauer/ vor des Patrons Rechnung/ ein Schiff gebauet/ und der Diener/ ob die Arbeit gut von ſtatten gehe/ hingeſchicket werde/ worinn aber das Wein-Viſiren/ die Proportion der Vaͤſſer und Schiffe/ der Kiſten und Kaſten beſtehe/ davon laſſen ſich die guten Herren unbekuͤmmert/ gleich wanns eine Sache waͤre/ die der Handlung gantz nicht angienge. Naͤchſt dieſem/ wird auch das Erlernen fremb- der Sprachen unſern Teutſchen Kauffmanns-Die- nern

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/259>, abgerufen am 05.05.2024.