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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Wie sich einer auf Reisen zu verhalten.
Reiß ein Handels-Diener zu beobachten habe. Der
kluge und Rechts-verständige Haus-Vatter giebet
im 19. Capitel seines 5ten Buchs hiervon folgen-
de Nachricht: Um ein Pferdt auf eine bevorstehen-
de Reise wohl zu verwahren/ so lasse man es einige
Tage vorher/ ehe es würcklich durch das Land auf
die Reise gehen soll/ wohl beschlagen/ man sehe aber
zu/ daß es nicht zu dünn ausgeschnitten werde; die
Eisen muß man fein gleich aufschlagen und nach dem
Fuß einrichten lassen; ein Stolle soll so hoch als der
andere seyn/ und hinten bey den Stollen/ sollen sie
nicht weit voneinander gehen/ sonsten dieselbe/ wann
sie in einen hohlen Weg kommen/ leichtlich abge-
rissen werden; die Nägel muß man von dem
Schmied nicht über eines queren Daumens schla-
gen/ auch keine subtile oder dünne Nägel darzu aus-
suchen/ weil man das Pferd sonst leicht schmertzlich
verletzen und vernageln könte; über das soll man
ihn auch mit Einschlagen und Hufschmieren wohl
versehen/ und hier auf/ wann es neu beschlagen und
ein paar Tage gestanden/ alsdann erstlich ein wenig
und den folgenden Tag darauf schon wieder etwas
weiter reiten/ um zu sehen/ ob es nach und nach
wohl aushalten sollte. So muß auch der Sattel/ den
man auflegen will/ wohl probirt werden/ ob er
dem Pferd recht anliege/ oder solches hin- und wieder
drücken möchte. Wüllene- oder Haar-Decken/ un-
ter dem Sattel zu legen/ ist nicht gut/ weil dem
Pferd dadurch Hitze verursachet wird; besser ist es/
man nehme drey oder vier leinene Pfeffer-Säcke/
nehe solche zusammen/ damit sie täglich umgewand/
und wann sie feucht geworden/ wieder getrucknet

wer-
X

Wie ſich einer auf Reiſen zu verhalten.
Reiß ein Handels-Diener zu beobachten habe. Der
kluge und Rechts-verſtaͤndige Haus-Vatter giebet
im 19. Capitel ſeines 5ten Buchs hiervon folgen-
de Nachricht: Um ein Pferdt auf eine bevorſtehen-
de Reiſe wohl zu verwahren/ ſo laſſe man es einige
Tage vorher/ ehe es wuͤrcklich durch das Land auf
die Reiſe gehen ſoll/ wohl beſchlagen/ man ſehe aber
zu/ daß es nicht zu duͤnn ausgeſchnitten werde; die
Eiſen muß man fein gleich aufſchlagen und nach dem
Fuß einrichten laſſen; ein Stolle ſoll ſo hoch als der
andere ſeyn/ und hinten bey den Stollen/ ſollen ſie
nicht weit voneinander gehen/ ſonſten dieſelbe/ wann
ſie in einen hohlen Weg kommen/ leichtlich abge-
riſſen werden; die Naͤgel muß man von dem
Schmied nicht uͤber eines queren Daumens ſchla-
gen/ auch keine ſubtile oder duͤnne Naͤgel darzu aus-
ſuchen/ weil man das Pferd ſonſt leicht ſchmertzlich
verletzen und vernageln koͤnte; uͤber das ſoll man
ihn auch mit Einſchlagen und Hufſchmieren wohl
verſehen/ und hier auf/ wann es neu beſchlagen und
ein paar Tage geſtanden/ alsdann erſtlich ein wenig
und den folgenden Tag darauf ſchon wieder etwas
weiter reiten/ um zu ſehen/ ob es nach und nach
wohl aushalten ſollte. So muß auch der Sattel/ den
man auflegen will/ wohl probirt werden/ ob er
dem Pferd recht anliege/ oder ſolches hin- und wieder
druͤcken moͤchte. Wuͤllene- oder Haar-Decken/ un-
ter dem Sattel zu legen/ iſt nicht gut/ weil dem
Pferd dadurch Hitze verurſachet wird; beſſer iſt es/
man nehme drey oder vier leinene Pfeffer-Saͤcke/
nehe ſolche zuſammen/ damit ſie taͤglich umgewand/
und wann ſie feucht geworden/ wieder getrucknet

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[321/0345] Wie ſich einer auf Reiſen zu verhalten. Reiß ein Handels-Diener zu beobachten habe. Der kluge und Rechts-verſtaͤndige Haus-Vatter giebet im 19. Capitel ſeines 5ten Buchs hiervon folgen- de Nachricht: Um ein Pferdt auf eine bevorſtehen- de Reiſe wohl zu verwahren/ ſo laſſe man es einige Tage vorher/ ehe es wuͤrcklich durch das Land auf die Reiſe gehen ſoll/ wohl beſchlagen/ man ſehe aber zu/ daß es nicht zu duͤnn ausgeſchnitten werde; die Eiſen muß man fein gleich aufſchlagen und nach dem Fuß einrichten laſſen; ein Stolle ſoll ſo hoch als der andere ſeyn/ und hinten bey den Stollen/ ſollen ſie nicht weit voneinander gehen/ ſonſten dieſelbe/ wann ſie in einen hohlen Weg kommen/ leichtlich abge- riſſen werden; die Naͤgel muß man von dem Schmied nicht uͤber eines queren Daumens ſchla- gen/ auch keine ſubtile oder duͤnne Naͤgel darzu aus- ſuchen/ weil man das Pferd ſonſt leicht ſchmertzlich verletzen und vernageln koͤnte; uͤber das ſoll man ihn auch mit Einſchlagen und Hufſchmieren wohl verſehen/ und hier auf/ wann es neu beſchlagen und ein paar Tage geſtanden/ alsdann erſtlich ein wenig und den folgenden Tag darauf ſchon wieder etwas weiter reiten/ um zu ſehen/ ob es nach und nach wohl aushalten ſollte. So muß auch der Sattel/ den man auflegen will/ wohl probirt werden/ ob er dem Pferd recht anliege/ oder ſolches hin- und wieder druͤcken moͤchte. Wuͤllene- oder Haar-Decken/ un- ter dem Sattel zu legen/ iſt nicht gut/ weil dem Pferd dadurch Hitze verurſachet wird; beſſer iſt es/ man nehme drey oder vier leinene Pfeffer-Saͤcke/ nehe ſolche zuſammen/ damit ſie taͤglich umgewand/ und wann ſie feucht geworden/ wieder getrucknet wer- X

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/345>, abgerufen am 02.05.2024.