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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Der Kauffmanns-Diener Beobachtung.
ge/ als daß er die von allen Seiten/ auch selbst ange-
botene/ Hülffe und Vorschub annehmen sollte/ weil
doch viel derselben/ welche solche leisten/ zugleich ihre
Absicht auf praecise Wiederbezahlung und etwan
noch ein anders Neben-Interesse gerichtet/ mit
welchen zugleich unser junger Anfänger hernach nicht
so bald/ als er wohl wünschte/ aufkommen kan.

Wegen des Orts seines Etablissements, hat
ein zur eigenen Handlung resolvirender Handels-
Diener zu bedencken/ ob derselbe zur Stadt-Nah-
rung/ sonderlich wann er ein Krämer wäre/ und
ins Kleine verkauffen wollte/ bequem und gelegen
sey oder nicht; ingleichen/ ob die Stadt selbst zu der
Handlung/ welche er gelernet hat/ der Situation,
Kundschafft/ Statuten und Ordnungen halber/
ihme darunter wohl zu statten komme. Ein Stadt-
und Land-Kind bleibet gemeiniglich gern in dem
Vatterland/ wann es daselbsten die Handlung er-
lernet/ auch seine Freund und Verwandte hat. Und
was würden sonst einem jungen Menschen seine sauer-
erstandene Dienst-Jahre helffen/ wann er nicht da-
durch auch die Fähigkeit und Freyheit erlangete/ in der
dasigen Krämer- oder Kauffleute-Zunfft oder Gülte
aufgenommen zu werden; Diesem aber ungeachtet/
finden sich doch vor manche Handels-Diener mehr-
mahls auf Recommendation ihrer Herren Pa-
tron
en ausländische Gelegenheiten/ (entweder
durch Heyrathen/ oder daß sie von jemand in
Commpagnie verlanget werden/) in ansehnliche
und schon etablirte Handlung einzutretten; sie be-
kommen auch mehrmals selber Lust darzu/ sich an ei-
nem solchen frembden Ort niederzulassen/ wenn sie

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Der Kauffmanns-Diener Beobachtung.
ge/ als daß er die von allen Seiten/ auch ſelbſt ange-
botene/ Huͤlffe und Vorſchub annehmen ſollte/ weil
doch viel derſelben/ welche ſolche leiſten/ zugleich ihre
Abſicht auf præcisè Wiederbezahlung und etwan
noch ein anders Neben-Intereſſe gerichtet/ mit
welchen zugleich unſer junger Anfaͤnger hernach nicht
ſo bald/ als er wohl wuͤnſchte/ aufkommen kan.

Wegen des Orts ſeines Etabliſſements, hat
ein zur eigenen Handlung reſolvirender Handels-
Diener zu bedencken/ ob derſelbe zur Stadt-Nah-
rung/ ſonderlich wann er ein Kraͤmer waͤre/ und
ins Kleine verkauffen wollte/ bequem und gelegen
ſey oder nicht; ingleichen/ ob die Stadt ſelbſt zu der
Handlung/ welche er gelernet hat/ der Situation,
Kundſchafft/ Statuten und Ordnungen halber/
ihme darunter wohl zu ſtatten komme. Ein Stadt-
und Land-Kind bleibet gemeiniglich gern in dem
Vatterland/ wann es daſelbſten die Handlung er-
lernet/ auch ſeine Freund und Verwandte hat. Und
was wuͤrdẽ ſonſt einem jungen Menſchen ſeine ſauer-
erſtandene Dienſt-Jahre helffen/ wann er nicht da-
durch auch die Faͤhigkeit uñ Freyheit erlangete/ in der
daſigen Kraͤmer- oder Kauffleute-Zunfft oder Guͤlte
aufgenommen zu werden; Dieſem aber ungeachtet/
finden ſich doch vor manche Handels-Diener mehr-
mahls auf Recommendation ihrer Herren Pa-
tron
en auslaͤndiſche Gelegenheiten/ (entweder
durch Heyrathen/ oder daß ſie von jemand in
Commpagnie verlanget werden/) in anſehnliche
und ſchon établirte Handlung einzutretten; ſie be-
kommen auch mehrmals ſelber Luſt darzu/ ſich an ei-
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[439/0465] Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. ge/ als daß er die von allen Seiten/ auch ſelbſt ange- botene/ Huͤlffe und Vorſchub annehmen ſollte/ weil doch viel derſelben/ welche ſolche leiſten/ zugleich ihre Abſicht auf præcisè Wiederbezahlung und etwan noch ein anders Neben-Intereſſe gerichtet/ mit welchen zugleich unſer junger Anfaͤnger hernach nicht ſo bald/ als er wohl wuͤnſchte/ aufkommen kan. Wegen des Orts ſeines Etabliſſements, hat ein zur eigenen Handlung reſolvirender Handels- Diener zu bedencken/ ob derſelbe zur Stadt-Nah- rung/ ſonderlich wann er ein Kraͤmer waͤre/ und ins Kleine verkauffen wollte/ bequem und gelegen ſey oder nicht; ingleichen/ ob die Stadt ſelbſt zu der Handlung/ welche er gelernet hat/ der Situation, Kundſchafft/ Statuten und Ordnungen halber/ ihme darunter wohl zu ſtatten komme. Ein Stadt- und Land-Kind bleibet gemeiniglich gern in dem Vatterland/ wann es daſelbſten die Handlung er- lernet/ auch ſeine Freund und Verwandte hat. Und was wuͤrdẽ ſonſt einem jungen Menſchen ſeine ſauer- erſtandene Dienſt-Jahre helffen/ wann er nicht da- durch auch die Faͤhigkeit uñ Freyheit erlangete/ in der daſigen Kraͤmer- oder Kauffleute-Zunfft oder Guͤlte aufgenommen zu werden; Dieſem aber ungeachtet/ finden ſich doch vor manche Handels-Diener mehr- mahls auf Recommendation ihrer Herren Pa- tronen auslaͤndiſche Gelegenheiten/ (entweder durch Heyrathen/ oder daß ſie von jemand in Commpagnie verlanget werden/) in anſehnliche und ſchon établirte Handlung einzutretten; ſie be- kommen auch mehrmals ſelber Luſt darzu/ ſich an ei- nem ſolchen frembden Ort niederzulaſſen/ wenn ſie nehm- E e 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/465>, abgerufen am 15.05.2024.