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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Der glückliche Kauffmanns-Diener
und That beyspringet/ und wieder aufhilfft/ daß
er sich leichtlich recolligiren/ und wo es etwan
schartigt worden ist/ wieder auswetzen kan. Mehr-
mals schwingen sich auch qualificirte Kauff-Die-
ner/ in ihres/ oder eines frembden/ verstorbenen
Principalis ansehnliche Handlung dadurch hinein/
daß sie dessen Wittib heyrathen/ ihre/ von der ersten
Ehe/ habende Kinder abfinden/ und sich dadurch
gantz allein Herrn und Meister von der Handlung
machen. Jch habe auch gesehen/ daß geschickten
Handels-Dienern/ reicher Leute Söhne/ mit gros-
sem Capital zu Gesellschafftern seynd gegeben wor-
den/ mit diesem Bedieng/ daß einer seits des Rei-
chen sein Capital, ander seits aber/ des ihme zum
Compagnon gegebenen Handels-Diener sein Fleiß
und Erfahrenheit arbeiten/ und bey Schluß des
Jahrs/ der Gewinn unter ihnen beyden gleich ge-
theilet werden sollte. Dieses war abermals ein schö-
nes Mittel/ einen jungen Menschen bald empor zu
helffen; Nicht selten hat es auch einem solchen geglü-
cket/ daß er/ in dem er sein Eigen angetretten/ an ei-
ne Parthey Waaren oder Handlung/ durch eige-
ne Speculation, Glück oder Recommendation
gelanget/ bey welchem er grossen Verdienst gehabt/
und in wenig Jahren etliche Tausend zusammen ge-
bracht. Dieses und das vorige alles/ daß nehmlich
ein Mensch bey andern Leuten wohl geliten sey/
Gunst und Glück in Handlung habe/ machet der
göttliche Seegen/ und des Menschen eigene Con-
duite,
weil ein jeder seines zeitlichen und ewigen
Glücks Schmied seyn kan/ wann er nur selber will;
Viele haben sich auch durch Sparsamkeit empor ge-

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Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener
und That beyſpringet/ und wieder aufhilfft/ daß
er ſich leichtlich recolligiren/ und wo es etwan
ſchartigt worden iſt/ wieder auswetzen kan. Mehr-
mals ſchwingen ſich auch qualificirte Kauff-Die-
ner/ in ihres/ oder eines frembden/ verſtorbenen
Principalis anſehnliche Handlung dadurch hinein/
daß ſie deſſen Wittib heyrathen/ ihre/ von der erſten
Ehe/ habende Kinder abfinden/ und ſich dadurch
gantz allein Herꝛn und Meiſter von der Handlung
machen. Jch habe auch geſehen/ daß geſchickten
Handels-Dienern/ reicher Leute Soͤhne/ mit groſ-
ſem Capital zu Geſellſchafftern ſeynd gegeben wor-
den/ mit dieſem Bedieng/ daß einer ſeits des Rei-
chen ſein Capital, ander ſeits aber/ des ihme zum
Compagnon gegebenen Handels-Diener ſein Fleiß
und Erfahrenheit arbeiten/ und bey Schluß des
Jahrs/ der Gewinn unter ihnen beyden gleich ge-
theilet werden ſollte. Dieſes war abermals ein ſchoͤ-
nes Mittel/ einen jungen Menſchen bald empor zu
helffen; Nicht ſelten hat es auch einem ſolchen gegluͤ-
cket/ daß er/ in dem er ſein Eigen angetretten/ an ei-
ne Parthey Waaren oder Handlung/ durch eige-
ne Speculation, Gluͤck oder Recommendation
gelanget/ bey welchem er groſſen Verdienſt gehabt/
und in wenig Jahren etliche Tauſend zuſammen ge-
bracht. Dieſes und das vorige alles/ daß nehmlich
ein Menſch bey andern Leuten wohl geliten ſey/
Gunſt und Gluͤck in Handlung habe/ machet der
goͤttliche Seegen/ und des Menſchen eigene Con-
duite,
weil ein jeder ſeines zeitlichen und ewigen
Gluͤcks Schmied ſeyn kan/ wann er nur ſelber will;
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[485/0511] Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener und That beyſpringet/ und wieder aufhilfft/ daß er ſich leichtlich recolligiren/ und wo es etwan ſchartigt worden iſt/ wieder auswetzen kan. Mehr- mals ſchwingen ſich auch qualificirte Kauff-Die- ner/ in ihres/ oder eines frembden/ verſtorbenen Principalis anſehnliche Handlung dadurch hinein/ daß ſie deſſen Wittib heyrathen/ ihre/ von der erſten Ehe/ habende Kinder abfinden/ und ſich dadurch gantz allein Herꝛn und Meiſter von der Handlung machen. Jch habe auch geſehen/ daß geſchickten Handels-Dienern/ reicher Leute Soͤhne/ mit groſ- ſem Capital zu Geſellſchafftern ſeynd gegeben wor- den/ mit dieſem Bedieng/ daß einer ſeits des Rei- chen ſein Capital, ander ſeits aber/ des ihme zum Compagnon gegebenen Handels-Diener ſein Fleiß und Erfahrenheit arbeiten/ und bey Schluß des Jahrs/ der Gewinn unter ihnen beyden gleich ge- theilet werden ſollte. Dieſes war abermals ein ſchoͤ- nes Mittel/ einen jungen Menſchen bald empor zu helffen; Nicht ſelten hat es auch einem ſolchen gegluͤ- cket/ daß er/ in dem er ſein Eigen angetretten/ an ei- ne Parthey Waaren oder Handlung/ durch eige- ne Speculation, Gluͤck oder Recommendation gelanget/ bey welchem er groſſen Verdienſt gehabt/ und in wenig Jahren etliche Tauſend zuſammen ge- bracht. Dieſes und das vorige alles/ daß nehmlich ein Menſch bey andern Leuten wohl geliten ſey/ Gunſt und Gluͤck in Handlung habe/ machet der goͤttliche Seegen/ und des Menſchen eigene Con- duite, weil ein jeder ſeines zeitlichen und ewigen Gluͤcks Schmied ſeyn kan/ wann er nur ſelber will; Viele haben ſich auch durch Sparſamkeit empor ge- holf- H h 3

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/511>, abgerufen am 26.05.2024.