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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
tes Lohn sordern sollte/ sonderlich wann es einen
mürrischen/ eingebildeten und geitzigen Herren hat;
als muß derjenige/ der in diesem Fall vernünfftig
seyn will/ dem Diener zuvorkommen/ und nicht erst
kaltsinniger Weise fragen/ ob er auch was nöthig
hätte/ so könnte er sprechen. Dann in solchem Fall
trifft offt das bekannte Sprichwort ein/ daß derjeni-
ge/ der fragt/ nicht gern gäbe. Man lasse den Die-
ner alle halbe Jahr sein Salarium hinnehmen/ und
solches selbst verwahren/ und anlegen/ worzu er es
nöthig hat/ und halte es vor keinen Gewinn/ solches
in Cassa zu behalten/ dann das pfleget sehr nach ei-
nen eigennutzigen und vilainen Gemüth zu riechen/
es wäre dann/ daß andere Umstände darbey wären/
und das Abkommen zwischen Herrn und Diener
aus gewissen Ursachen also getroffen worden/ daß
das Salarium aufwachsen/ und bis zu einer Zeit von
Jahren/ in des Herrn Cassa und Verwahrungen
liegen bleiben/ etwan daselbst auch Frucht tragen/ und
nach Ablauff solcher Jahre auf einem Bret/ nebenst
denen aufgelauffenen Zinsen/ erhoben werden solte.
Ausser diesen aber thut ein Diener wol/ daß er solches
nicht auf summiren lasse/ weil allerhand Zufälle dar-
zwischen kommen könnten/ da er hernach Difficultät
haben möchte/ solches zu erheben.

Hierbey stehet aber auch zu erinnern/ daß ein
Herr nicht schuldig sey/ ihme auch zu rathen stehe/ den
Diener vor der Verfall-Zeit/ oder ehe er es verdienet
hat/ zu bezahlen/ weil solches zu vielen Unordnungen
Anlaß giebet/ und das voraus gegessene Brod her-
nach nicht mit solchem Eyfer zu verdienen gesuchet
wird/ als wann man solche Belohnung noch zu ge-

warten
K k 4

Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
tes Lohn ſordern ſollte/ ſonderlich wann es einen
muͤrriſchen/ eingebildeten und geitzigen Herren hat;
als muß derjenige/ der in dieſem Fall vernuͤnfftig
ſeyn will/ dem Diener zuvorkommen/ und nicht erſt
kaltſinniger Weiſe fragen/ ob er auch was noͤthig
haͤtte/ ſo koͤnnte er ſprechen. Dann in ſolchem Fall
trifft offt das bekannte Sprichwort ein/ daß derjeni-
ge/ der fragt/ nicht gern gaͤbe. Man laſſe den Die-
ner alle halbe Jahr ſein Salarium hinnehmen/ und
ſolches ſelbſt verwahren/ und anlegen/ worzu er es
noͤthig hat/ und halte es vor keinen Gewinn/ ſolches
in Caſſa zu behalten/ dann das pfleget ſehr nach ei-
nen eigennutzigen und vilainen Gemuͤth zu riechen/
es waͤre dann/ daß andere Umſtaͤnde darbey waͤren/
und das Abkommen zwiſchen Herꝛn und Diener
aus gewiſſen Urſachen alſo getroffen worden/ daß
das Salarium aufwachſen/ und bis zu einer Zeit von
Jahren/ in des Herꝛn Caſſa und Verwahrungen
liegen bleiben/ etwan daſelbſt auch Frucht tragen/ und
nach Ablauff ſolcher Jahre auf einem Bret/ nebenſt
denen aufgelauffenen Zinſen/ erhoben werden ſolte.
Auſſer dieſen aber thut ein Diener wol/ daß er ſolches
nicht auf ſummiren laſſe/ weil allerhand Zufaͤlle dar-
zwiſchen kommen koͤnnten/ da er hernach Difficultaͤt
haben moͤchte/ ſolches zu erheben.

Hierbey ſtehet aber auch zu erinnern/ daß ein
Herꝛ nicht ſchuldig ſey/ ihme auch zu rathen ſtehe/ den
Diener vor der Verfall-Zeit/ oder ehe er es verdienet
hat/ zu bezahlen/ weil ſolches zu vielen Unordnungen
Anlaß giebet/ und das voraus gegeſſene Brod her-
nach nicht mit ſolchem Eyfer zu verdienen geſuchet
wird/ als wann man ſolche Belohnung noch zu ge-

warten
K k 4
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[519/0545] Vom Recht der Kauffmanns-Diener. tes Lohn ſordern ſollte/ ſonderlich wann es einen muͤrriſchen/ eingebildeten und geitzigen Herren hat; als muß derjenige/ der in dieſem Fall vernuͤnfftig ſeyn will/ dem Diener zuvorkommen/ und nicht erſt kaltſinniger Weiſe fragen/ ob er auch was noͤthig haͤtte/ ſo koͤnnte er ſprechen. Dann in ſolchem Fall trifft offt das bekannte Sprichwort ein/ daß derjeni- ge/ der fragt/ nicht gern gaͤbe. Man laſſe den Die- ner alle halbe Jahr ſein Salarium hinnehmen/ und ſolches ſelbſt verwahren/ und anlegen/ worzu er es noͤthig hat/ und halte es vor keinen Gewinn/ ſolches in Caſſa zu behalten/ dann das pfleget ſehr nach ei- nen eigennutzigen und vilainen Gemuͤth zu riechen/ es waͤre dann/ daß andere Umſtaͤnde darbey waͤren/ und das Abkommen zwiſchen Herꝛn und Diener aus gewiſſen Urſachen alſo getroffen worden/ daß das Salarium aufwachſen/ und bis zu einer Zeit von Jahren/ in des Herꝛn Caſſa und Verwahrungen liegen bleiben/ etwan daſelbſt auch Frucht tragen/ und nach Ablauff ſolcher Jahre auf einem Bret/ nebenſt denen aufgelauffenen Zinſen/ erhoben werden ſolte. Auſſer dieſen aber thut ein Diener wol/ daß er ſolches nicht auf ſummiren laſſe/ weil allerhand Zufaͤlle dar- zwiſchen kommen koͤnnten/ da er hernach Difficultaͤt haben moͤchte/ ſolches zu erheben. Hierbey ſtehet aber auch zu erinnern/ daß ein Herꝛ nicht ſchuldig ſey/ ihme auch zu rathen ſtehe/ den Diener vor der Verfall-Zeit/ oder ehe er es verdienet hat/ zu bezahlen/ weil ſolches zu vielen Unordnungen Anlaß giebet/ und das voraus gegeſſene Brod her- nach nicht mit ſolchem Eyfer zu verdienen geſuchet wird/ als wann man ſolche Belohnung noch zu ge- warten K k 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/545>, abgerufen am 26.05.2024.