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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Vom Recht der Kauffmanns-Diener
ten/ welche so gar den Richter dahin bringen könten/
den Beschuldigten mit der scharffen Frag anzugreif-
fen. Allein/ dieses ist zu hart/ und findet nach vieler
Rechts-Lehrer Meynung ihren Abfall/ in so lang
man nicht von den Corpore Delicti gewiß versichert
ist; ungeachtet/ der Reus die Mißhandlung selber ge-
standen/ non enim sufficit nuda Confessio delin-
quentis, sed prius quam judex eum punit, certus
esse debet de delicto & omnibus circumstantiis.

L 1. §. idem illud ff ad S. C. Syllan.
Modest. Pistor part. 3. quaest. 117. Jul. Cla-
rus §. fin. q.
21.

Sonst auch mit einem solchen Delinquenten gelinder
zu verfahren/ welcher sein Verbrechen höchlich be-
reuet/ des veruntrauten Gelds oder Waaren halber/
Erstattung thut/ und sein Handels-Patron solche
Restitution annimmt. Jn welchem Bereuigungs-
Fall/ auch wohl einen ordentlichen Dieb das Leben
geschencket wird/ ex Constitut. Elect. Saxon. 32. §.
ult. p.
4. warum sollte man nicht vielmehr einem jun-
gen Menschen/ der vielleicht durch böse Gesellschafft/
zu einem solchen Laster verführet worden/ sich ins-
künfftig aber bessern/ GOtt und seinen Handels-Pa-
tron,
oder wem er sonst dadurch beleidiget/ die Sün-
de abbitten/ und nach diesem ein nutzlicher Diener/
und Glied der Republic werden kan/ Genade wie-
derfahren lassen/ zumal/ da wir deßfalls Praejudicia
von berühmten Schöppen-Stühlen/ vor uns haben.
Als unter andern eines von Leipzig/ dieses Jnhalts/
hat P. H. in Guten bekandt/ daß er innerhalb 6. Jah-
ren/ die er bey euch in Diensten gestanden/ in Ver-

kauf-
N n 4

Vom Recht der Kauffmanns-Diener
ten/ welche ſo gar den Richter dahin bringen koͤnten/
den Beſchuldigten mit der ſcharffen Frag anzugreif-
fen. Allein/ dieſes iſt zu hart/ und findet nach vieler
Rechts-Lehrer Meynung ihren Abfall/ in ſo lang
man nicht von den Corpore Delicti gewiß verſichert
iſt; ungeachtet/ der Reus die Mißhandlung ſelber ge-
ſtanden/ non enim ſufficit nuda Confeſſio delin-
quentis, ſed prius quam judex eum punit, certus
eſſe debet de delicto & omnibus circumſtantiis.

L 1. §. idem illud ff ad S. C. Syllan.
Modeſt. Piſtor part. 3. quæſt. 117. Jul. Cla-
rus §. fin. q.
21.

Sonſt auch mit einem ſolchẽ Delinquenten gelinder
zu verfahren/ welcher ſein Verbrechen hoͤchlich be-
reuet/ des veruntrauten Gelds oder Waaren halber/
Erſtattung thut/ und ſein Handels-Patron ſolche
Reſtitution annimmt. Jn welchem Bereuigungs-
Fall/ auch wohl einen ordentlichen Dieb das Leben
geſchencket wird/ ex Conſtitut. Elect. Saxon. 32. §.
ult. p.
4. warum ſollte man nicht vielmehr einem jun-
gen Menſchen/ der vielleicht durch boͤſe Geſellſchafft/
zu einem ſolchen Laſter verfuͤhret worden/ ſich ins-
kuͤnfftig aber beſſern/ GOtt und ſeinen Handels-Pa-
tron,
oder wem er ſonſt dadurch beleidiget/ die Suͤn-
de abbitten/ und nach dieſem ein nutzlicher Diener/
und Glied der Republic werden kan/ Genade wie-
derfahren laſſen/ zumal/ da wir deßfalls Præjudicia
von beruͤhmten Schoͤppen-Stuͤhlen/ vor uns haben.
Als unter andern eines von Leipzig/ dieſes Jnhalts/
hat P. H. in Guten bekandt/ daß er innerhalb 6. Jah-
ren/ die er bey euch in Dienſten geſtanden/ in Ver-

kauf-
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[567/0593] Vom Recht der Kauffmanns-Diener ten/ welche ſo gar den Richter dahin bringen koͤnten/ den Beſchuldigten mit der ſcharffen Frag anzugreif- fen. Allein/ dieſes iſt zu hart/ und findet nach vieler Rechts-Lehrer Meynung ihren Abfall/ in ſo lang man nicht von den Corpore Delicti gewiß verſichert iſt; ungeachtet/ der Reus die Mißhandlung ſelber ge- ſtanden/ non enim ſufficit nuda Confeſſio delin- quentis, ſed prius quam judex eum punit, certus eſſe debet de delicto & omnibus circumſtantiis. L 1. §. idem illud ff ad S. C. Syllan. Modeſt. Piſtor part. 3. quæſt. 117. Jul. Cla- rus §. fin. q. 21. Sonſt auch mit einem ſolchẽ Delinquenten gelinder zu verfahren/ welcher ſein Verbrechen hoͤchlich be- reuet/ des veruntrauten Gelds oder Waaren halber/ Erſtattung thut/ und ſein Handels-Patron ſolche Reſtitution annimmt. Jn welchem Bereuigungs- Fall/ auch wohl einen ordentlichen Dieb das Leben geſchencket wird/ ex Conſtitut. Elect. Saxon. 32. §. ult. p. 4. warum ſollte man nicht vielmehr einem jun- gen Menſchen/ der vielleicht durch boͤſe Geſellſchafft/ zu einem ſolchen Laſter verfuͤhret worden/ ſich ins- kuͤnfftig aber beſſern/ GOtt und ſeinen Handels-Pa- tron, oder wem er ſonſt dadurch beleidiget/ die Suͤn- de abbitten/ und nach dieſem ein nutzlicher Diener/ und Glied der Republic werden kan/ Genade wie- derfahren laſſen/ zumal/ da wir deßfalls Præjudicia von beruͤhmten Schoͤppen-Stuͤhlen/ vor uns haben. Als unter andern eines von Leipzig/ dieſes Jnhalts/ hat P. H. in Guten bekandt/ daß er innerhalb 6. Jah- ren/ die er bey euch in Dienſten geſtanden/ in Ver- kauf- N n 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/593>, abgerufen am 15.05.2024.