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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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Beschreibung
nen Schnüren nicht mehr als 3. zu jeder Seite
seyn. Diese Hüte sind aber in Teutschland nicht
so gebräuchlich, als die auffwarts zugespitzte und
oben offene Bischoffs-Hüte oder Hauben, wel-
che vor Zeiten gar einfältig gewesen, und etwan
vor ungefehr 600. Jahren erst mit Gold oder
Steinen gezieret worden.

Worinnen aber der Unterschied solcher Hüte
bestehe, indem sie nicht allein denen Bischöffen,
sondern auch denen Ertz-Bischöffen und Aebten
gegeben werden, ist noch ungewiß, obgleich die
Praefat. des Wappen-Buchs part. 2. n. 72.
denen Ertz-Bischöffen das Creutz auff denen ge-
schlossenen Bischoffs-Hüten, denen Bischöffen
aber eine oben offene Jnful zuschreibt, nebenst an-
gehängter Erinnerung, daß der Stab bey denen
Ertz-Bischöffen, mit dem obern Theil nach der
Rechten sehen oder auffwerts gekrümmet seyn,
bey den Bischöfflichen aber unter sich gebogen, o-
der Lincks gekehret werden müsse. Bey denen Aeb-
ten geschiehet es auch, daß sie den Stab nicht nur
nach der Lincken hinter den Schild setzen, sondern
auch neben dem Hut zur Lincken auffwerts füh-
ren. Bey diesen Hüten pflegen auch wohl einige
geistliche Personen wegen weltlicher Lehen, die sie
besitzen, Helme auff ihre Schilder zu setzen, wie
solches an Chur Mayntz und Trier zu ersehen.

Wir hätten aber bald des vornehmsten geist-
lichen Huts, nehmlich der dreyfachen Päpstli-
chen Crone vergessen, die doch am ersten meritir-
te betrachtet zu werden, es war aber solche, ehe

sie

Beſchreibung
nen Schnuͤren nicht mehr als 3. zu jeder Seite
ſeyn. Dieſe Huͤte ſind aber in Teutſchland nicht
ſo gebraͤuchlich, als die auffwarts zugeſpitzte und
oben offene Biſchoffs-Huͤte oder Hauben, wel-
che vor Zeiten gar einfaͤltig geweſen, und etwan
vor ungefehr 600. Jahren erſt mit Gold oder
Steinen gezieret worden.

Worinnen aber der Unterſchied ſolcher Huͤte
beſtehe, indem ſie nicht allein denen Biſchoͤffen,
ſondern auch denen Ertz-Biſchoͤffen und Aebten
gegeben werden, iſt noch ungewiß, obgleich die
Præfat. des Wappen-Buchs part. 2. n. 72.
denen Ertz-Biſchoͤffen das Creutz auff denen ge-
ſchloſſenen Biſchoffs-Huͤten, denen Biſchoͤffen
aber eine oben offene Jnful zuſchreibt, nebenſt an-
gehaͤngter Erinnerung, daß der Stab bey denen
Ertz-Biſchoͤffen, mit dem obern Theil nach der
Rechten ſehen oder auffwerts gekruͤmmet ſeyn,
bey den Biſchoͤfflichen aber unter ſich gebogen, o-
der Lincks gekehret werden muͤſſe. Bey denen Aeb-
ten geſchiehet es auch, daß ſie den Stab nicht nur
nach der Lincken hinter den Schild ſetzen, ſondern
auch neben dem Hut zur Lincken auffwerts fuͤh-
ren. Bey dieſen Huͤten pflegen auch wohl einige
geiſtliche Perſonen wegen weltlicher Lehen, die ſie
beſitzen, Helme auff ihre Schilder zu ſetzen, wie
ſolches an Chur Mayntz und Trier zu erſehen.

Wir haͤtten aber bald des vornehmſten geiſt-
lichen Huts, nehmlich der dreyfachen Paͤpſtli-
chen Crone vergeſſen, die doch am erſten meritir-
te betrachtet zu werden, es war aber ſolche, ehe

ſie
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[44/0050] Beſchreibung nen Schnuͤren nicht mehr als 3. zu jeder Seite ſeyn. Dieſe Huͤte ſind aber in Teutſchland nicht ſo gebraͤuchlich, als die auffwarts zugeſpitzte und oben offene Biſchoffs-Huͤte oder Hauben, wel- che vor Zeiten gar einfaͤltig geweſen, und etwan vor ungefehr 600. Jahren erſt mit Gold oder Steinen gezieret worden. Worinnen aber der Unterſchied ſolcher Huͤte beſtehe, indem ſie nicht allein denen Biſchoͤffen, ſondern auch denen Ertz-Biſchoͤffen und Aebten gegeben werden, iſt noch ungewiß, obgleich die Præfat. des Wappen-Buchs part. 2. n. 72. denen Ertz-Biſchoͤffen das Creutz auff denen ge- ſchloſſenen Biſchoffs-Huͤten, denen Biſchoͤffen aber eine oben offene Jnful zuſchreibt, nebenſt an- gehaͤngter Erinnerung, daß der Stab bey denen Ertz-Biſchoͤffen, mit dem obern Theil nach der Rechten ſehen oder auffwerts gekruͤmmet ſeyn, bey den Biſchoͤfflichen aber unter ſich gebogen, o- der Lincks gekehret werden muͤſſe. Bey denen Aeb- ten geſchiehet es auch, daß ſie den Stab nicht nur nach der Lincken hinter den Schild ſetzen, ſondern auch neben dem Hut zur Lincken auffwerts fuͤh- ren. Bey dieſen Huͤten pflegen auch wohl einige geiſtliche Perſonen wegen weltlicher Lehen, die ſie beſitzen, Helme auff ihre Schilder zu ſetzen, wie ſolches an Chur Mayntz und Trier zu erſehen. Wir haͤtten aber bald des vornehmſten geiſt- lichen Huts, nehmlich der dreyfachen Paͤpſtli- chen Crone vergeſſen, die doch am erſten meritir- te betrachtet zu werden, es war aber ſolche, ehe ſie

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/50>, abgerufen am 28.04.2024.