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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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des Hutmacher-Handwercks.
ihrer Gefangenschafft bey denen Feinden befrey-
et hatte/ solche Erlösete oder Freygelassene tru-
gen auch wohl den Hut zu Ehren ihres Freyma-
chers, wie also 4. Q. Terentius Culleo mit be-
deckten Haupt des Scipionis Triumph-Wagen
folgte und öffentlich bekannt, daß er durch ihn
wäre frey gemachet worden. Dahero es dem Kö-
nig Prusia als ein Zeichen der Kleinmüthigk. u. daß
kein Fürstlich Gemüth in ihm seyn müste, aus-
geleget worden, daß er denen Römischen Lega-
tis
mit bedeckten Haupt und geschornen Kopff
entgegen gegangen, und sich einen Freygelasse-
nen der Römischen Republic genennet. Es soll a-
ber ein solcher von denen Freygelassenen getrage-
ner Hut weiß gewesen seyn, wie Diodorus von
eben diesem Prusia erzehlet. Bey öffentlichen Em-
pörungen, sonderlich wenn gantze Nationes
sich von Tyrannischer Regenten ihrem Joch frey-
gemachet, hat man vielmahls Hüte auff Stan-
gen gestecket/ zum Zeichen der wieder erlangten
Freyheit, herumtragen sehen. Daß die Egy-
ptischen und AEthiopischen Könige Hüte getra-
gen, bezeuget Diodorus Siculus, und zwar sol-
len solche sehr lang, und Schlangenförmig zu-
sammengewunden gewesen seyn, anzuzeigen, daß
diejenigen, welche sich gegen Könige auff-
zulehnen erkühneten, tödtlicher Bisse, das ist, des
Todes Straff würdig wären. Nach vorbe-
sagter Könige Art trugen auch ihre Priester
Hüte/ welcher etwan Lucianus in Syr. Dea
Meldung thut. Daß auch des Jovis Priester zu

Rom,
D 4

des Hutmacher-Handwercks.
ihrer Gefangenſchafft bey denen Feinden befrey-
et hatte/ ſolche Erloͤſete oder Freygelaſſene tru-
gen auch wohl den Hut zu Ehren ihres Freyma-
chers, wie alſo 4. Q. Terentius Culleo mit be-
deckten Haupt des Scipionis Triumph-Wagen
folgte und oͤffentlich bekannt, daß er durch ihn
waͤre frey gemachet worden. Dahero es dem Koͤ-
nig Pruſia als ein Zeichen der Kleinmuͤthigk. u. daß
kein Fuͤrſtlich Gemuͤth in ihm ſeyn muͤſte, aus-
geleget worden, daß er denen Roͤmiſchen Lega-
tis
mit bedeckten Haupt und geſchornen Kopff
entgegen gegangen, und ſich einen Freygelaſſe-
nen der Roͤmiſchen Republic genennet. Es ſoll a-
ber ein ſolcher von denen Freygelaſſenen getrage-
ner Hut weiß geweſen ſeyn, wie Diodorus von
eben dieſem Pruſia erzehlet. Bey oͤffentlichen Em-
poͤrungen, ſonderlich wenn gantze Nationes
ſich von Tyranniſcher Regenten ihrem Joch frey-
gemachet, hat man vielmahls Huͤte auff Stan-
gen geſtecket/ zum Zeichen der wieder erlangten
Freyheit, herumtragen ſehen. Daß die Egy-
ptiſchen und Æthiopiſchen Koͤnige Huͤte getra-
gen, bezeuget Diodorus Siculus, und zwar ſol-
len ſolche ſehr lang, und Schlangenfoͤrmig zu-
ſammengewunden geweſen ſeyn, anzuzeigen, daß
diejenigen, welche ſich gegen Koͤnige auff-
zulehnen erkuͤhneten, toͤdtlicher Biſſe, das iſt, des
Todes Straff wuͤrdig waͤren. Nach vorbe-
ſagter Koͤnige Art trugen auch ihre Prieſter
Huͤte/ welcher etwan Lucianus in Syr. Dea
Meldung thut. Daß auch des Jovis Prieſter zu

Rom,
D 4
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[55/0061] des Hutmacher-Handwercks. ihrer Gefangenſchafft bey denen Feinden befrey- et hatte/ ſolche Erloͤſete oder Freygelaſſene tru- gen auch wohl den Hut zu Ehren ihres Freyma- chers, wie alſo 4. Q. Terentius Culleo mit be- deckten Haupt des Scipionis Triumph-Wagen folgte und oͤffentlich bekannt, daß er durch ihn waͤre frey gemachet worden. Dahero es dem Koͤ- nig Pruſia als ein Zeichen der Kleinmuͤthigk. u. daß kein Fuͤrſtlich Gemuͤth in ihm ſeyn muͤſte, aus- geleget worden, daß er denen Roͤmiſchen Lega- tis mit bedeckten Haupt und geſchornen Kopff entgegen gegangen, und ſich einen Freygelaſſe- nen der Roͤmiſchen Republic genennet. Es ſoll a- ber ein ſolcher von denen Freygelaſſenen getrage- ner Hut weiß geweſen ſeyn, wie Diodorus von eben dieſem Pruſia erzehlet. Bey oͤffentlichen Em- poͤrungen, ſonderlich wenn gantze Nationes ſich von Tyranniſcher Regenten ihrem Joch frey- gemachet, hat man vielmahls Huͤte auff Stan- gen geſtecket/ zum Zeichen der wieder erlangten Freyheit, herumtragen ſehen. Daß die Egy- ptiſchen und Æthiopiſchen Koͤnige Huͤte getra- gen, bezeuget Diodorus Siculus, und zwar ſol- len ſolche ſehr lang, und Schlangenfoͤrmig zu- ſammengewunden geweſen ſeyn, anzuzeigen, daß diejenigen, welche ſich gegen Koͤnige auff- zulehnen erkuͤhneten, toͤdtlicher Biſſe, das iſt, des Todes Straff wuͤrdig waͤren. Nach vorbe- ſagter Koͤnige Art trugen auch ihre Prieſter Huͤte/ welcher etwan Lucianus in Syr. Dea Meldung thut. Daß auch des Jovis Prieſter zu Rom, D 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/61>, abgerufen am 15.05.2024.