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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Von Alliirten, Hülfs- und Subsidien-Völkern
Truppen vermiethet weder Theil an den Eroberungen d) noch
an dem Friedensschlusse e), und die Umstände müssen ent-
scheiden, wiefern es nothwendig sey ihn in den Frieden mit
einzuschließen.

a) Es giebt aber auch Subsidientractaten, wo dem andren Theile
bloß dafür Subsidien versprochen werden daß er neutral bleibe,
sich in besseren Vertheidigungszustand setze u. s. f.
b) Ueber den Ursprung dieser Subsidientractaten s. Galliani L. I.
cap 5.
Nicht bey bevorstehendem Kriege allein, sondern selbst
mitten im Frieden werden zuweilen solche Subsidientractaten er-
richtet, dergleichen verschiedene Mächte mit den Schweizern, auch
mit einzelnen teutschen Fürsten geschlossen haben. Noch häufiger
aber kommen sie bey bevorstehenden oder schon ausgebrochenen
Kriegen vor.
c) So durften z. B. die von den Schweizern an Frankreich über-
lassene Regimenter nach der Capitulation nicht über den Rhein
geführet werden. So bedang sich der Churfürst von Cöln bey
Erneuerung seines Subsidientractats mit den verein. Niederlän-
dern 1784 aus, daß die Truppen nicht wider Kaiser und Reich
gebraucht werden sollten m. Recueil T. II. p. 540. Weit außer-
ordentlicher waren die Beschränkungen die sich Großbritannien
und die verein. Niederländer in ihrem Subsidientractat mit Preußen
vom 19. April 1794 gefallen ließen m. Recueil T. V. p. 283.
d) Moser Versuch B. X. Th. I. S. 139.
e) Moser Versuch e. d. S. 147.
§. 298.
Schutz des hülfleistenden Theils.

Wer dem andren kraft einer Allianz oder eines Sub-
sidientractats Hülfe leistet, kann begehren daß dieser ihm
beystehe, wenn er um dieses Vertrags willen in Gefahr
von dem Feinde kommt. Aber die Vergleichung des Ver-
lusts und der Eroberungen und das ius postliminii hat in
seiner ganzen Ausdehnung nur zwischen denen Staaten statt,
die gemeinschaftlich Krieg führen a). Daß übrigens der
Alliirte in den Landen seines Alliirten gegen diesen keine Ge-

waltthä-
Y

Von Alliirten, Huͤlfs- und Subſidien-Voͤlkern
Truppen vermiethet weder Theil an den Eroberungen d) noch
an dem Friedensſchluſſe e), und die Umſtaͤnde muͤſſen ent-
ſcheiden, wiefern es nothwendig ſey ihn in den Frieden mit
einzuſchließen.

a) Es giebt aber auch Subſidientractaten, wo dem andren Theile
bloß dafuͤr Subſidien verſprochen werden daß er neutral bleibe,
ſich in beſſeren Vertheidigungszuſtand ſetze u. ſ. f.
b) Ueber den Urſprung dieſer Subſidientractaten ſ. Galliani L. I.
cap 5.
Nicht bey bevorſtehendem Kriege allein, ſondern ſelbſt
mitten im Frieden werden zuweilen ſolche Subſidientractaten er-
richtet, dergleichen verſchiedene Maͤchte mit den Schweizern, auch
mit einzelnen teutſchen Fuͤrſten geſchloſſen haben. Noch haͤufiger
aber kommen ſie bey bevorſtehenden oder ſchon ausgebrochenen
Kriegen vor.
c) So durften z. B. die von den Schweizern an Frankreich uͤber-
laſſene Regimenter nach der Capitulation nicht uͤber den Rhein
gefuͤhret werden. So bedang ſich der Churfuͤrſt von Coͤln bey
Erneuerung ſeines Subſidientractats mit den verein. Niederlaͤn-
dern 1784 aus, daß die Truppen nicht wider Kaiſer und Reich
gebraucht werden ſollten m. Recueil T. II. p. 540. Weit außer-
ordentlicher waren die Beſchraͤnkungen die ſich Großbritannien
und die verein. Niederlaͤnder in ihrem Subſidientractat mit Preußen
vom 19. April 1794 gefallen ließen m. Recueil T. V. p. 283.
d) Moſer Verſuch B. X. Th. I. S. 139.
e) Moſer Verſuch e. d. S. 147.
§. 298.
Schutz des huͤlfleiſtenden Theils.

Wer dem andren kraft einer Allianz oder eines Sub-
ſidientractats Huͤlfe leiſtet, kann begehren daß dieſer ihm
beyſtehe, wenn er um dieſes Vertrags willen in Gefahr
von dem Feinde kommt. Aber die Vergleichung des Ver-
luſts und der Eroberungen und das ius poſtliminii hat in
ſeiner ganzen Ausdehnung nur zwiſchen denen Staaten ſtatt,
die gemeinſchaftlich Krieg fuͤhren a). Daß uͤbrigens der
Alliirte in den Landen ſeines Alliirten gegen dieſen keine Ge-

waltthaͤ-
Y
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[337/0365] Von Alliirten, Huͤlfs- und Subſidien-Voͤlkern Truppen vermiethet weder Theil an den Eroberungen d) noch an dem Friedensſchluſſe e), und die Umſtaͤnde muͤſſen ent- ſcheiden, wiefern es nothwendig ſey ihn in den Frieden mit einzuſchließen. a⁾ Es giebt aber auch Subſidientractaten, wo dem andren Theile bloß dafuͤr Subſidien verſprochen werden daß er neutral bleibe, ſich in beſſeren Vertheidigungszuſtand ſetze u. ſ. f. b⁾ Ueber den Urſprung dieſer Subſidientractaten ſ. Galliani L. I. cap 5. Nicht bey bevorſtehendem Kriege allein, ſondern ſelbſt mitten im Frieden werden zuweilen ſolche Subſidientractaten er- richtet, dergleichen verſchiedene Maͤchte mit den Schweizern, auch mit einzelnen teutſchen Fuͤrſten geſchloſſen haben. Noch haͤufiger aber kommen ſie bey bevorſtehenden oder ſchon ausgebrochenen Kriegen vor. c⁾ So durften z. B. die von den Schweizern an Frankreich uͤber- laſſene Regimenter nach der Capitulation nicht uͤber den Rhein gefuͤhret werden. So bedang ſich der Churfuͤrſt von Coͤln bey Erneuerung ſeines Subſidientractats mit den verein. Niederlaͤn- dern 1784 aus, daß die Truppen nicht wider Kaiſer und Reich gebraucht werden ſollten m. Recueil T. II. p. 540. Weit außer- ordentlicher waren die Beſchraͤnkungen die ſich Großbritannien und die verein. Niederlaͤnder in ihrem Subſidientractat mit Preußen vom 19. April 1794 gefallen ließen m. Recueil T. V. p. 283. d⁾ Moſer Verſuch B. X. Th. I. S. 139. e⁾ Moſer Verſuch e. d. S. 147. §. 298. Schutz des huͤlfleiſtenden Theils. Wer dem andren kraft einer Allianz oder eines Sub- ſidientractats Huͤlfe leiſtet, kann begehren daß dieſer ihm beyſtehe, wenn er um dieſes Vertrags willen in Gefahr von dem Feinde kommt. Aber die Vergleichung des Ver- luſts und der Eroberungen und das ius poſtliminii hat in ſeiner ganzen Ausdehnung nur zwiſchen denen Staaten ſtatt, die gemeinſchaftlich Krieg fuͤhren a). Daß uͤbrigens der Alliirte in den Landen ſeines Alliirten gegen dieſen keine Ge- waltthaͤ- Y

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/365>, abgerufen am 30.04.2024.