Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art
ist wieder die Erde selbst, denn sie giebt dem Arbeiter den locus
standi
und seinem Prozess den Wirkungsraum (field of em-
ployment
). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser
Art sind z. B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Strassen u. s. w.

Der Arbeitsprozess ist also ein Prozess, worin die Thätigkeit
des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vorn herein bezweckte Ver-
änderung im Arbeitsgegenstand bewirkt. Dieser Prozess erlischt im
Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswerth, ein durch Form-
veränderung menschlichen Bedürfnissen assimilirter Naturstoff. Durch
den Prozess hat sich die Arbeit mit ihrem Gegenstand verbunden. Die
Arbeit ist vergegenständlicht und der Gegenstand ist verarbeitet. Was
auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als
ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts. Er
hat gesponnen und das Produkt ist ein Gespinnst.

Betrachtet man den ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats,
des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeits-
gegenstand
, als Produktionsmittel6) und die Arbeit selbst als
produktive Arbeit7).

Wenn ein Gebrauchswerth als Produkt aus dem Arbeitsprozess
herauskommt, gehn andre Gebrauchswerthe, selbst Produkte früherer
Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in den Prozess ein. Der-
selbe Gebrauchswerth, der das Produkt eines Arbeitsprozesses, bildet das
Produktionsmittel eines andern. Produkte sind daher nicht nur Resul-
tat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses.

Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeits-
gegenstand von Natur vorfindet, wie der Bergbau, die Jagd, der Fischfang
u. s. w., (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche
Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegen-
stand
, der Rohmaterial, d. h. bereits durch die Arbeit filtrirter

6) Es scheint paradox z. B. den Fisch, der noch nicht gefangen ist, ein Pro-
duktionsmittel
für den Fischfang zu nennen. Bisher ist aber noch nicht die
Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie sich nicht vorfinden.
7) Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Stand-
punkt des einfachen Arbeitsprozesses ergiebt, reicht keineswegs hin für den kapi-
talistischen Produktionsprozess.
I. 10

oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art
ist wieder die Erde selbst, denn sie giebt dem Arbeiter den locus
standi
und seinem Prozess den Wirkungsraum (field of em-
ployment
). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser
Art sind z. B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Strassen u. s. w.

Der Arbeitsprozess ist also ein Prozess, worin die Thätigkeit
des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vorn herein bezweckte Ver-
änderung im Arbeitsgegenstand bewirkt. Dieser Prozess erlischt im
Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswerth, ein durch Form-
veränderung menschlichen Bedürfnissen assimilirter Naturstoff. Durch
den Prozess hat sich die Arbeit mit ihrem Gegenstand verbunden. Die
Arbeit ist vergegenständlicht und der Gegenstand ist verarbeitet. Was
auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als
ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts. Er
hat gesponnen und das Produkt ist ein Gespinnst.

Betrachtet man den ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats,
des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeits-
gegenstand
, als Produktionsmittel6) und die Arbeit selbst als
produktive Arbeit7).

Wenn ein Gebrauchswerth als Produkt aus dem Arbeitsprozess
herauskommt, gehn andre Gebrauchswerthe, selbst Produkte früherer
Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in den Prozess ein. Der-
selbe Gebrauchswerth, der das Produkt eines Arbeitsprozesses, bildet das
Produktionsmittel eines andern. Produkte sind daher nicht nur Resul-
tat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses.

Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeits-
gegenstand von Natur vorfindet, wie der Bergbau, die Jagd, der Fischfang
u. s. w., (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche
Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegen-
stand
, der Rohmaterial, d. h. bereits durch die Arbeit filtrirter

6) Es scheint paradox z. B. den Fisch, der noch nicht gefangen ist, ein Pro-
duktionsmittel
für den Fischfang zu nennen. Bisher ist aber noch nicht die
Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie sich nicht vorfinden.
7) Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Stand-
punkt des einfachen Arbeitsprozesses ergiebt, reicht keineswegs hin für den kapi-
talistischen Produktionsprozess.
I. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0164" n="145"/>
oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art<lb/>
ist wieder die <hi rendition="#g">Erde selbst</hi>, denn sie giebt dem Arbeiter den <hi rendition="#g">locus<lb/>
standi</hi> und seinem Prozess <hi rendition="#g">den Wirkungsraum</hi> (<hi rendition="#g">field of em-<lb/>
ployment</hi>). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser<lb/>
Art sind z. B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Strassen u. s. w.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Arbeitsprozess</hi> ist also ein Prozess, worin die Thätigkeit<lb/>
des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vorn herein bezweckte Ver-<lb/>
änderung im Arbeitsgegenstand bewirkt. Dieser Prozess erlischt im<lb/><hi rendition="#g">Produkt</hi>. Sein Produkt ist ein <hi rendition="#g">Gebrauchswerth</hi>, ein durch Form-<lb/>
veränderung menschlichen Bedürfnissen assimilirter Naturstoff. Durch<lb/>
den Prozess hat sich die Arbeit mit ihrem Gegenstand verbunden. Die<lb/>
Arbeit ist vergegenständlicht und der Gegenstand ist verarbeitet. Was<lb/>
auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als<lb/>
ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts. Er<lb/>
hat gesponnen und das Produkt ist ein Gespinnst.</p><lb/>
            <p>Betrachtet man den ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats,<lb/><hi rendition="#g">des Produkts</hi>, so erscheinen beide, <hi rendition="#g">Arbeitsmittel</hi> und <hi rendition="#g">Arbeits-<lb/>
gegenstand</hi>, als <hi rendition="#g">Produktionsmittel</hi><note place="foot" n="6)">Es scheint paradox z. B. den Fisch, der noch nicht gefangen ist, ein <hi rendition="#g">Pro-<lb/>
duktionsmittel</hi> für den Fischfang zu nennen. Bisher ist aber noch nicht die<lb/>
Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie sich nicht vorfinden.</note> und die Arbeit selbst als<lb/><hi rendition="#g">produktive Arbeit</hi><note place="foot" n="7)">Diese Bestimmung <hi rendition="#g">produktiver Arbeit</hi>, wie sie sich vom Stand-<lb/>
punkt des einfachen Arbeitsprozesses ergiebt, reicht keineswegs hin für den kapi-<lb/>
talistischen Produktionsprozess.</note>.</p><lb/>
            <p>Wenn ein Gebrauchswerth als <hi rendition="#g">Produkt</hi> aus dem Arbeitsprozess<lb/>
herauskommt, gehn andre Gebrauchswerthe, selbst Produkte früherer<lb/>
Arbeitsprozesse, <hi rendition="#g">als Produktionsmittel</hi> in den Prozess ein. Der-<lb/>
selbe Gebrauchswerth, der das Produkt eines Arbeitsprozesses, bildet das<lb/>
Produktionsmittel eines andern. Produkte sind daher nicht nur Resul-<lb/>
tat, sondern zugleich <hi rendition="#g">Bedingung</hi> des Arbeitsprozesses.</p><lb/>
            <p>Mit Ausnahme der <hi rendition="#g">extraktiven Industrie</hi>, die ihren Arbeits-<lb/>
gegenstand von Natur vorfindet, wie der Bergbau, die Jagd, der Fischfang<lb/>
u. s. w., (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche<lb/>
Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen <hi rendition="#g">Gegen-<lb/>
stand</hi>, der <hi rendition="#g">Rohmaterial</hi>, d. h. bereits durch die Arbeit filtrirter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. 10</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0164] oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art ist wieder die Erde selbst, denn sie giebt dem Arbeiter den locus standi und seinem Prozess den Wirkungsraum (field of em- ployment). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser Art sind z. B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Strassen u. s. w. Der Arbeitsprozess ist also ein Prozess, worin die Thätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vorn herein bezweckte Ver- änderung im Arbeitsgegenstand bewirkt. Dieser Prozess erlischt im Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswerth, ein durch Form- veränderung menschlichen Bedürfnissen assimilirter Naturstoff. Durch den Prozess hat sich die Arbeit mit ihrem Gegenstand verbunden. Die Arbeit ist vergegenständlicht und der Gegenstand ist verarbeitet. Was auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts. Er hat gesponnen und das Produkt ist ein Gespinnst. Betrachtet man den ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeits- gegenstand, als Produktionsmittel 6) und die Arbeit selbst als produktive Arbeit 7). Wenn ein Gebrauchswerth als Produkt aus dem Arbeitsprozess herauskommt, gehn andre Gebrauchswerthe, selbst Produkte früherer Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in den Prozess ein. Der- selbe Gebrauchswerth, der das Produkt eines Arbeitsprozesses, bildet das Produktionsmittel eines andern. Produkte sind daher nicht nur Resul- tat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses. Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeits- gegenstand von Natur vorfindet, wie der Bergbau, die Jagd, der Fischfang u. s. w., (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegen- stand, der Rohmaterial, d. h. bereits durch die Arbeit filtrirter 6) Es scheint paradox z. B. den Fisch, der noch nicht gefangen ist, ein Pro- duktionsmittel für den Fischfang zu nennen. Bisher ist aber noch nicht die Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie sich nicht vorfinden. 7) Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Stand- punkt des einfachen Arbeitsprozesses ergiebt, reicht keineswegs hin für den kapi- talistischen Produktionsprozess. I. 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/164
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/164>, abgerufen am 01.05.2024.