Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

eines nachfolgenden Arbeitsprozesses benutzt werden kann. Rohmaterial
in diesem Zustand heisst Halbfabrikat und hiesse besser Stufen-
fabrikat
, wie z. B. Baumwolle, Faden, Garn u. s. w. Obgleich selbst
schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel ver-
schiedner Arbeitsprozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets ver-
änderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktionirt bis zum letzten
Arbeitsprozess, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Ar-
beitsmittel
von sich abstösst.

Man sieht: ob ein Gebrauchswerth als Rohmaterial,
Arbeitsmittel
oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von
seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der
Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle
wechseln jene Bestimmungen.

Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeits-
prozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie
funktioniren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit.
Der Spinner bezieht sich auf die Spindel nur als Mittel, womit, und auf
den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht
spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Pro-
dukte ist daher vorausgesetzt beim Beginn des wirklichen Spinnprozesses.
In diesem Prozess selbst aber ist es eben so gleichgültig, dass
Flachs und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie es im
wirklichen Ernährungsprozess gleichgültig ist, dass Brod das Produkt
der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker u. s. w. Umgekehrt.
Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozess ihren Charakter als Produkte
vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht
schneidet, Garn, das beständig zerreisst u. s. w., erinnern lebhaft an Messer-
schmied A und Garnwichser E. Im gelungenen Produkt ist die Ver-
mittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausge-
löscht.

Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozess dient, ist nutzlos. Ausser-
dem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels.
Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder
verstrickt wird, ist verdorbene Baumwolle. Die lebendige Arbeit muss
diese Dinge ergreifen, sie von den Todten erwecken, sie aus nur möglichen
in wirkliche und wirkende Gebrauchswerthe verwandeln. Vom Feuer der

10*

eines nachfolgenden Arbeitsprozesses benutzt werden kann. Rohmaterial
in diesem Zustand heisst Halbfabrikat und hiesse besser Stufen-
fabrikat
, wie z. B. Baumwolle, Faden, Garn u. s. w. Obgleich selbst
schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel ver-
schiedner Arbeitsprozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets ver-
änderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktionirt bis zum letzten
Arbeitsprozess, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Ar-
beitsmittel
von sich abstösst.

Man sieht: ob ein Gebrauchswerth als Rohmaterial,
Arbeitsmittel
oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von
seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der
Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle
wechseln jene Bestimmungen.

Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeits-
prozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie
funktioniren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit.
Der Spinner bezieht sich auf die Spindel nur als Mittel, womit, und auf
den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht
spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Pro-
dukte ist daher vorausgesetzt beim Beginn des wirklichen Spinnprozesses.
In diesem Prozess selbst aber ist es eben so gleichgültig, dass
Flachs und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie es im
wirklichen Ernährungsprozess gleichgültig ist, dass Brod das Produkt
der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker u. s. w. Umgekehrt.
Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozess ihren Charakter als Produkte
vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht
schneidet, Garn, das beständig zerreisst u. s. w., erinnern lebhaft an Messer-
schmied A und Garnwichser E. Im gelungenen Produkt ist die Ver-
mittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausge-
löscht.

Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozess dient, ist nutzlos. Ausser-
dem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels.
Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder
verstrickt wird, ist verdorbene Baumwolle. Die lebendige Arbeit muss
diese Dinge ergreifen, sie von den Todten erwecken, sie aus nur möglichen
in wirkliche und wirkende Gebrauchswerthe verwandeln. Vom Feuer der

10*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0166" n="147"/>
eines nachfolgenden Arbeitsprozesses benutzt werden kann. Rohmaterial<lb/>
in diesem Zustand heisst <hi rendition="#g">Halbfabrikat</hi> und hiesse besser <hi rendition="#g">Stufen-<lb/>
fabrikat</hi>, wie z. B. Baumwolle, Faden, Garn u. s. w. Obgleich selbst<lb/>
schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel ver-<lb/>
schiedner Arbeitsprozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets ver-<lb/>
änderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktionirt bis zum letzten<lb/>
Arbeitsprozess, der es als fertiges <hi rendition="#g">Lebensmittel</hi> oder fertiges <hi rendition="#g">Ar-<lb/>
beitsmittel</hi> von sich abstösst.</p><lb/>
            <p>Man sieht: ob <hi rendition="#g">ein Gebrauchswerth</hi> als <hi rendition="#g">Rohmaterial,<lb/>
Arbeitsmittel</hi> oder <hi rendition="#g">Produkt</hi> erscheint, hängt ganz und gar ab von<lb/>
seiner <hi rendition="#g">bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse</hi>, von der<lb/>
Stelle, die er <hi rendition="#g">in ihm</hi> einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle<lb/>
wechseln jene Bestimmungen.</p><lb/>
            <p>Durch ihren Eintritt als <hi rendition="#g">Produktionsmittel</hi> in neue Arbeits-<lb/>
prozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie<lb/>
funktioniren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit.<lb/>
Der Spinner bezieht sich auf die Spindel nur als Mittel, womit, und auf<lb/>
den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht<lb/>
spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Pro-<lb/>
dukte ist daher vorausgesetzt beim Beginn des wirklichen Spinnprozesses.<lb/><hi rendition="#g">In diesem Prozess selbst</hi> aber ist es eben so gleichgültig, dass<lb/>
Flachs und Spindel <hi rendition="#g">Produkte vergangner Arbeit</hi> sind, wie es im<lb/>
wirklichen Ernährungsprozess gleichgültig ist, dass Brod das <hi rendition="#g">Produkt</hi><lb/>
der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker u. s. w. Umgekehrt.<lb/>
Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozess ihren Charakter als Produkte<lb/>
vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht<lb/>
schneidet, Garn, das beständig zerreisst u. s. w., erinnern lebhaft an Messer-<lb/>
schmied A und Garnwichser E. Im gelungenen Produkt ist die Ver-<lb/>
mittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausge-<lb/>
löscht.</p><lb/>
            <p>Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozess dient, ist nutzlos. Ausser-<lb/>
dem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels.<lb/>
Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder<lb/>
verstrickt wird, ist verdorbene Baumwolle. Die lebendige Arbeit muss<lb/>
diese Dinge ergreifen, sie von den Todten erwecken, sie aus nur möglichen<lb/>
in wirkliche und wirkende Gebrauchswerthe verwandeln. Vom Feuer der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0166] eines nachfolgenden Arbeitsprozesses benutzt werden kann. Rohmaterial in diesem Zustand heisst Halbfabrikat und hiesse besser Stufen- fabrikat, wie z. B. Baumwolle, Faden, Garn u. s. w. Obgleich selbst schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel ver- schiedner Arbeitsprozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets ver- änderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktionirt bis zum letzten Arbeitsprozess, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Ar- beitsmittel von sich abstösst. Man sieht: ob ein Gebrauchswerth als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen. Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeits- prozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie funktioniren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit. Der Spinner bezieht sich auf die Spindel nur als Mittel, womit, und auf den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Pro- dukte ist daher vorausgesetzt beim Beginn des wirklichen Spinnprozesses. In diesem Prozess selbst aber ist es eben so gleichgültig, dass Flachs und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie es im wirklichen Ernährungsprozess gleichgültig ist, dass Brod das Produkt der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker u. s. w. Umgekehrt. Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozess ihren Charakter als Produkte vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht schneidet, Garn, das beständig zerreisst u. s. w., erinnern lebhaft an Messer- schmied A und Garnwichser E. Im gelungenen Produkt ist die Ver- mittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausge- löscht. Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozess dient, ist nutzlos. Ausser- dem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels. Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder verstrickt wird, ist verdorbene Baumwolle. Die lebendige Arbeit muss diese Dinge ergreifen, sie von den Todten erwecken, sie aus nur möglichen in wirkliche und wirkende Gebrauchswerthe verwandeln. Vom Feuer der 10*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/166
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/166>, abgerufen am 01.05.2024.