Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Theil
der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten
Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit
der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne
deren Verschleiss oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden
kann11).

So weit also der Werth des Garns, die zu seiner Herstellung er-
heischte Arbeitszeit, in Betracht kommt, können die verschied-
nen besondern
, der Zeit und dem Raum nach getrennten Ar-
beitsprozesse
, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle zu
produziren, die vernutzte Spindelmasse zu produziren, endlich aus Baum-
wolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne successive Phasen
eines und desselben Arbeitsprozesses betrachtet werden.
Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne Arbeit. Dass die zur
Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit früher ver-
gangen
war, im Plusquamperfectum steht, dagegen die zum Schlussprozess,
dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Per-
fectum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte
Masse Arbeit, z. B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nöthig,
so ändert es nichts am Gesammtquantum der dem Hause einverleib-
ten Arbeitszeit, dass der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion
einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial
und Arbeitsmittel enthaltene Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als
wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt
worden als das zuletzt in der Form des Spinnens verausgabte Arbeits-
quantum.

Die Werthe der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel,
ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandtheile des Garn-
werths
, oder des Werths des Produkts.

Nur müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Einmal müssen Baum-
wolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerths
gedient haben. Es muss in unserm Fall Garn aus ihnen geworden sein.

11) "Not only the labour applied immediately to commodities affect their
value, but the labour also which is bestowed on the implements, tools, and build-
ings with which such labour is assisted." Ricardo l. c. p. 16.

Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Theil
der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten
Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit
der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne
deren Verschleiss oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden
kann11).

So weit also der Werth des Garns, die zu seiner Herstellung er-
heischte Arbeitszeit, in Betracht kommt, können die verschied-
nen besondern
, der Zeit und dem Raum nach getrennten Ar-
beitsprozesse
, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle zu
produziren, die vernutzte Spindelmasse zu produziren, endlich aus Baum-
wolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne successive Phasen
eines und desselben Arbeitsprozesses betrachtet werden.
Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne Arbeit. Dass die zur
Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit früher ver-
gangen
war, im Plusquamperfectum steht, dagegen die zum Schlussprozess,
dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Per-
fectum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte
Masse Arbeit, z. B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nöthig,
so ändert es nichts am Gesammtquantum der dem Hause einverleib-
ten Arbeitszeit, dass der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion
einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial
und Arbeitsmittel enthaltene Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als
wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt
worden als das zuletzt in der Form des Spinnens verausgabte Arbeits-
quantum.

Die Werthe der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel,
ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandtheile des Garn-
werths
, oder des Werths des Produkts.

Nur müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Einmal müssen Baum-
wolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerths
gedient haben. Es muss in unserm Fall Garn aus ihnen geworden sein.

11) „Not only the labour applied immediately to commodities affect their
value, but the labour also which is bestowed on the implements, tools, and build-
ings with which such labour is assisted.“ Ricardo l. c. p. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0172" n="153"/>
            <p>Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Theil<lb/>
der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten<lb/>
Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit<lb/>
der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne<lb/>
deren Verschleiss oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden<lb/>
kann<note place="foot" n="11)">&#x201E;Not only the labour applied immediately to commodities affect their<lb/>
value, but the labour also which is bestowed on the implements, tools, and build-<lb/>
ings with which such labour is assisted.&#x201C; <hi rendition="#g">Ricardo</hi> l. c. p. 16.</note>.</p><lb/>
            <p>So weit also der <hi rendition="#g">Werth des Garns</hi>, die zu seiner Herstellung er-<lb/>
heischte <hi rendition="#g">Arbeitszeit</hi>, in Betracht kommt, können <hi rendition="#g">die verschied-<lb/>
nen besondern</hi>, der Zeit und dem Raum nach <hi rendition="#g">getrennten Ar-<lb/>
beitsprozesse</hi>, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle zu<lb/>
produziren, die vernutzte Spindelmasse zu produziren, endlich aus Baum-<lb/>
wolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne successive Phasen<lb/><hi rendition="#g">eines und desselben Arbeitsprozesses</hi> betrachtet werden.<lb/>
Alle im Garn enthaltne Arbeit ist <hi rendition="#g">vergangne Arbeit</hi>. Dass die zur<lb/>
Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit <hi rendition="#g">früher ver-<lb/>
gangen</hi> war, im Plusquamperfectum steht, dagegen die zum Schlussprozess,<lb/>
dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Per-<lb/>
fectum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte<lb/>
Masse Arbeit, z. B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nöthig,<lb/>
so ändert es nichts am <hi rendition="#g">Gesammtquantum</hi> der dem Hause einverleib-<lb/>
ten Arbeitszeit, dass der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion<lb/>
einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial<lb/>
und Arbeitsmittel enthaltene Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als<lb/>
wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt<lb/>
worden als das zuletzt in der <hi rendition="#g">Form des Spinnens</hi> verausgabte Arbeits-<lb/>
quantum.</p><lb/>
            <p>Die Werthe der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel,<lb/>
ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandtheile des <hi rendition="#g">Garn-<lb/>
werths</hi>, oder des Werths des <hi rendition="#g">Produkts</hi>.</p><lb/>
            <p>Nur müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Einmal müssen Baum-<lb/>
wolle und Spindel wirklich zur Produktion eines <hi rendition="#g">Gebrauchswerths</hi><lb/>
gedient haben. Es muss in unserm Fall <hi rendition="#g">Garn</hi> aus ihnen geworden sein.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0172] Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Theil der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne deren Verschleiss oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden kann 11). So weit also der Werth des Garns, die zu seiner Herstellung er- heischte Arbeitszeit, in Betracht kommt, können die verschied- nen besondern, der Zeit und dem Raum nach getrennten Ar- beitsprozesse, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle zu produziren, die vernutzte Spindelmasse zu produziren, endlich aus Baum- wolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne successive Phasen eines und desselben Arbeitsprozesses betrachtet werden. Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne Arbeit. Dass die zur Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit früher ver- gangen war, im Plusquamperfectum steht, dagegen die zum Schlussprozess, dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Per- fectum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte Masse Arbeit, z. B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nöthig, so ändert es nichts am Gesammtquantum der dem Hause einverleib- ten Arbeitszeit, dass der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial und Arbeitsmittel enthaltene Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt worden als das zuletzt in der Form des Spinnens verausgabte Arbeits- quantum. Die Werthe der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandtheile des Garn- werths, oder des Werths des Produkts. Nur müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Einmal müssen Baum- wolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerths gedient haben. Es muss in unserm Fall Garn aus ihnen geworden sein. 11) „Not only the labour applied immediately to commodities affect their value, but the labour also which is bestowed on the implements, tools, and build- ings with which such labour is assisted.“ Ricardo l. c. p. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/172
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/172>, abgerufen am 01.05.2024.