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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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statt der extensiven Grösse der Arbeit ihre intensive Grösse zunähme32).
Steigen des nominellen Tages- oder Wochenlohns mag daher begleitet sein
von gleichbleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit. Dasselbe gilt von
der Einnahme der Arbeiterfamilie, sobald das vom Familienhaupt gelie-
ferte Arbeitsquantum durch die Arbeit der Familienglieder vermehrt wird.
Es giebt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochen-
lohns unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Preises der Ar-
beit
33). Als allgemeines Gesetz aber folgt: Ist die Quantität der
Tages-, Wochenarbeit
u. s. w. gegeben, so hängt der Tages-
oder Wochenlohn vom Preise der Arbeit ab
, der selbst variirt,
entweder mit dem Werth der Arbeitskraft oder den Abweichungen ihres
Preises von ihrem Werthe. Ist dagegen der Preis der Arbeit gege-
ben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quan-
tität der Tages- oder Wochenarbeit ab
.

Die Masseinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der
Quotient des Tageswerths der Arbeitskraft, dividirt durch die Stundenzahl
des gewohnheitsmässigen Arbeitstags. Gesetzt letztrer betrage 12 Stunden,

32) "The wages of labour depend upon the price of labour and the quantity
of labour performed ... An increase in the wages of labour does not necessarily
imply an enhancement of the price of labour. From fuller employment, and greater
exertions, the wages of labour may be considerably increased, while the price of
labour may continue the same." (West l. c. p. 67, 68 u. 112.) Die Haupt-
frage: wie wird der "price of labour" bestimmt? fertigt West übrigens mit banalen
Redensarten ab.
33) Diess fühlt der fanatischste Vertreter der industriellen Bourgeoisie des
18. Jahrhunderts, der oft von uns citirte Verfasser des "Essay on Trade and
Commerce
" richtig heraus, obgleich er die Sache konfus darstellt: "It is the
quantity of labour and not the price of it (versteht darunter den nominellen Tages-
oder Wochenlohn), that is determined by the price of provisions and
other necessaries
: reduce the price of necessaries very low, and of course
you reduce the quantity of labour in proportion ... Master-manufacturers know,
that there are various ways of rising and felling the price of labour, besides
that of altering its nominal amount." (l. c. p. 48 u. 61.) In seinen "Three
Lectures on the Rate of Wages. Lond
. 1830", worin N. W. Senior
West's Schrift benutzt, ohne sie anzuführen, sagt er u. a.: "The labourer is
principally interested in the amount of wages" (p. 14). Also der Arbeiter
ist hauptsächlich interessirt in dem, was er erhält, dem nominellen Betrag des
Lohns, nicht in dem, was er giebt, der Quantität der Arbeit!
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statt der extensiven Grösse der Arbeit ihre intensive Grösse zunähme32).
Steigen des nominellen Tages- oder Wochenlohns mag daher begleitet sein
von gleichbleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit. Dasselbe gilt von
der Einnahme der Arbeiterfamilie, sobald das vom Familienhaupt gelie-
ferte Arbeitsquantum durch die Arbeit der Familienglieder vermehrt wird.
Es giebt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochen-
lohns unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Preises der Ar-
beit
33). Als allgemeines Gesetz aber folgt: Ist die Quantität der
Tages-, Wochenarbeit
u. s. w. gegeben, so hängt der Tages-
oder Wochenlohn vom Preise der Arbeit ab
, der selbst variirt,
entweder mit dem Werth der Arbeitskraft oder den Abweichungen ihres
Preises von ihrem Werthe. Ist dagegen der Preis der Arbeit gege-
ben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quan-
tität der Tages- oder Wochenarbeit ab
.

Die Masseinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der
Quotient des Tageswerths der Arbeitskraft, dividirt durch die Stundenzahl
des gewohnheitsmässigen Arbeitstags. Gesetzt letztrer betrage 12 Stunden,

32) „The wages of labour depend upon the price of labour and the quantity
of labour performed … An increase in the wages of labour does not necessarily
imply an enhancement of the price of labour. From fuller employment, and greater
exertions, the wages of labour may be considerably increased, while the price of
labour may continue the same.“ (West l. c. p. 67, 68 u. 112.) Die Haupt-
frage: wie wird der „price of labour“ bestimmt? fertigt West übrigens mit banalen
Redensarten ab.
33) Diess fühlt der fanatischste Vertreter der industriellen Bourgeoisie des
18. Jahrhunderts, der oft von uns citirte Verfasser des „Essay on Trade and
Commerce
“ richtig heraus, obgleich er die Sache konfus darstellt: „It is the
quantity of labour and not the price of it (versteht darunter den nominellen Tages-
oder Wochenlohn), that is determined by the price of provisions and
other necessaries
: reduce the price of necessaries very low, and of course
you reduce the quantity of labour in proportion … Master-manufacturers know,
that there are various ways of rising and felling the price of labour, besides
that of altering its nominal amount.“ (l. c. p. 48 u. 61.) In seinen „Three
Lectures on the Rate of Wages. Lond
. 1830“, worin N. W. Senior
West’s Schrift benutzt, ohne sie anzuführen, sagt er u. a.: „The labourer is
principally interested in the amount of wages“ (p. 14). Also der Arbeiter
ist hauptsächlich interessirt in dem, was er erhält, dem nominellen Betrag des
Lohns, nicht in dem, was er giebt, der Quantität der Arbeit!
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[531/0550] statt der extensiven Grösse der Arbeit ihre intensive Grösse zunähme 32). Steigen des nominellen Tages- oder Wochenlohns mag daher begleitet sein von gleichbleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit. Dasselbe gilt von der Einnahme der Arbeiterfamilie, sobald das vom Familienhaupt gelie- ferte Arbeitsquantum durch die Arbeit der Familienglieder vermehrt wird. Es giebt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochen- lohns unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Preises der Ar- beit 33). Als allgemeines Gesetz aber folgt: Ist die Quantität der Tages-, Wochenarbeit u. s. w. gegeben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn vom Preise der Arbeit ab, der selbst variirt, entweder mit dem Werth der Arbeitskraft oder den Abweichungen ihres Preises von ihrem Werthe. Ist dagegen der Preis der Arbeit gege- ben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quan- tität der Tages- oder Wochenarbeit ab. Die Masseinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der Quotient des Tageswerths der Arbeitskraft, dividirt durch die Stundenzahl des gewohnheitsmässigen Arbeitstags. Gesetzt letztrer betrage 12 Stunden, 32) „The wages of labour depend upon the price of labour and the quantity of labour performed … An increase in the wages of labour does not necessarily imply an enhancement of the price of labour. From fuller employment, and greater exertions, the wages of labour may be considerably increased, while the price of labour may continue the same.“ (West l. c. p. 67, 68 u. 112.) Die Haupt- frage: wie wird der „price of labour“ bestimmt? fertigt West übrigens mit banalen Redensarten ab. 33) Diess fühlt der fanatischste Vertreter der industriellen Bourgeoisie des 18. Jahrhunderts, der oft von uns citirte Verfasser des „Essay on Trade and Commerce“ richtig heraus, obgleich er die Sache konfus darstellt: „It is the quantity of labour and not the price of it (versteht darunter den nominellen Tages- oder Wochenlohn), that is determined by the price of provisions and other necessaries: reduce the price of necessaries very low, and of course you reduce the quantity of labour in proportion … Master-manufacturers know, that there are various ways of rising and felling the price of labour, besides that of altering its nominal amount.“ (l. c. p. 48 u. 61.) In seinen „Three Lectures on the Rate of Wages. Lond. 1830“, worin N. W. Senior West’s Schrift benutzt, ohne sie anzuführen, sagt er u. a.: „The labourer is principally interested in the amount of wages“ (p. 14). Also der Arbeiter ist hauptsächlich interessirt in dem, was er erhält, dem nominellen Betrag des Lohns, nicht in dem, was er giebt, der Quantität der Arbeit! 34*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/550>, abgerufen am 28.04.2024.