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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters, als Unmöglichkeit, sich
sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigen-
thum und Arbeit
wird zur nothwendigen Konsequenz eines Gesetzes,
das scheinbar von ihrer Identität ausging24). Man sah, dass selbst
bei einfacher Reproduktion alles vorgeschossene Kapital, wie immer ur-
sprünglich erworben, sich in accumulirtes Kapital oder kapitalisirten Mehr-
werth verwandelt. Aber im Strom der Produktion wird überhaupt alles
ursprünglich vorgeschossene Kapital eine verschwindende Grösse (magni-
tudo evanescens im mathematischen Sinn) verglichen mit dem direkt accu-
mulirten Kapital, d. h. in Kapital rückverwandelten Mehrwerth oder Mehr-
produkt, ob nun funktionirend in der Hand, die accumulirt hat, oder in
fremder Hand. Die politische Oekonomie stellt das Kapital daher über-
haupt als "accumulirten Reichthum (verwandelten Mehrwerth oder
Revenue) dar, der von neuem zur Produktion von Mehrwerth verwandt
wird"25), oder auch den Kapitalisten als "Besitzer des Mehrprodukts"26).
Dieselbe Anschauungsweise besitzt nur andre Form in dem Ausdruck, dass
alles vorhandne Kapital accumulirter oder kapitalisirter Zins sei, denn
der Zins ist ein blosses Bruchstück des Mehrwerths27).

Bevor wir nun auf einige nähere Bestimmungen der Accumula-
tion
oder der Rückverwandlung von Mehrwerth in Kapital eingehn, ist

24) Das Eigenthum des Kapitalisten an dem fremden Arbeitsprodukt "ist
strenge Konsequenz des Gesetzes der Aneignung, dessen Fundamentalprin-
cip umgekehrt
der ausschliessliche Eigenthumstitel jeden Arbeiters am Pro-
dukt seiner eignen Arbeit war." (Cherbuliez: "Riche ou Pauvre.
Paris
1841", p. 58, wo jedoch dieser dialektische Umschlag nicht richtig
entwickelt wird.)
25) "Capital viz: accumulated wealth employed with a view to profit."
Malthus. l. c. "Capital ... consists of wealth saved from revenue,
and used with a view to profit." (R. Jones: "An Introductory Lecture
on Polit. Econ. Lond
. 1833", p. 16.)
26) "The possessors of surplusproduce or capital." ("The Source and
Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John
Russell. Lond
. 1821.")
27) "Capital, with compound interest on every portion of capital saved, is so
all engrossing, that all the wealth in the world from which income is derived, has
long ago become the interest on capital." (London Economist, 19. July,
1859.)

Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters, als Unmöglichkeit, sich
sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigen-
thum und Arbeit
wird zur nothwendigen Konsequenz eines Gesetzes,
das scheinbar von ihrer Identität ausging24). Man sah, dass selbst
bei einfacher Reproduktion alles vorgeschossene Kapital, wie immer ur-
sprünglich erworben, sich in accumulirtes Kapital oder kapitalisirten Mehr-
werth verwandelt. Aber im Strom der Produktion wird überhaupt alles
ursprünglich vorgeschossene Kapital eine verschwindende Grösse (magni-
tudo evanescens im mathematischen Sinn) verglichen mit dem direkt accu-
mulirten Kapital, d. h. in Kapital rückverwandelten Mehrwerth oder Mehr-
produkt, ob nun funktionirend in der Hand, die accumulirt hat, oder in
fremder Hand. Die politische Oekonomie stellt das Kapital daher über-
haupt als „accumulirten Reichthum (verwandelten Mehrwerth oder
Revenue) dar, der von neuem zur Produktion von Mehrwerth verwandt
wird“25), oder auch den Kapitalisten als „Besitzer des Mehrprodukts“26).
Dieselbe Anschauungsweise besitzt nur andre Form in dem Ausdruck, dass
alles vorhandne Kapital accumulirter oder kapitalisirter Zins sei, denn
der Zins ist ein blosses Bruchstück des Mehrwerths27).

Bevor wir nun auf einige nähere Bestimmungen der Accumula-
tion
oder der Rückverwandlung von Mehrwerth in Kapital eingehn, ist

24) Das Eigenthum des Kapitalisten an dem fremden Arbeitsprodukt „ist
strenge Konsequenz des Gesetzes der Aneignung, dessen Fundamentalprin-
cip umgekehrt
der ausschliessliche Eigenthumstitel jeden Arbeiters am Pro-
dukt seiner eignen Arbeit war.“ (Cherbuliez: „Riche ou Pauvre.
Paris
1841“, p. 58, wo jedoch dieser dialektische Umschlag nicht richtig
entwickelt wird.)
25)Capital viz: accumulated wealth employed with a view to profit.“
Malthus. l. c. „Capital … consists of wealth saved from revenue,
and used with a view to profit.“ (R. Jones: „An Introductory Lecture
on Polit. Econ. Lond
. 1833“, p. 16.)
26) „The possessors of surplusproduce or capital.“ („The Source and
Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John
Russell. Lond
. 1821.“)
27) „Capital, with compound interest on every portion of capital saved, is so
all engrossing, that all the wealth in the world from which income is derived, has
long ago become the interest on capital.“ (London Economist, 19. July,
1859.)
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[572/0591] Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters, als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigen- thum und Arbeit wird zur nothwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Identität ausging 24). Man sah, dass selbst bei einfacher Reproduktion alles vorgeschossene Kapital, wie immer ur- sprünglich erworben, sich in accumulirtes Kapital oder kapitalisirten Mehr- werth verwandelt. Aber im Strom der Produktion wird überhaupt alles ursprünglich vorgeschossene Kapital eine verschwindende Grösse (magni- tudo evanescens im mathematischen Sinn) verglichen mit dem direkt accu- mulirten Kapital, d. h. in Kapital rückverwandelten Mehrwerth oder Mehr- produkt, ob nun funktionirend in der Hand, die accumulirt hat, oder in fremder Hand. Die politische Oekonomie stellt das Kapital daher über- haupt als „accumulirten Reichthum (verwandelten Mehrwerth oder Revenue) dar, der von neuem zur Produktion von Mehrwerth verwandt wird“ 25), oder auch den Kapitalisten als „Besitzer des Mehrprodukts“ 26). Dieselbe Anschauungsweise besitzt nur andre Form in dem Ausdruck, dass alles vorhandne Kapital accumulirter oder kapitalisirter Zins sei, denn der Zins ist ein blosses Bruchstück des Mehrwerths 27). Bevor wir nun auf einige nähere Bestimmungen der Accumula- tion oder der Rückverwandlung von Mehrwerth in Kapital eingehn, ist 24) Das Eigenthum des Kapitalisten an dem fremden Arbeitsprodukt „ist strenge Konsequenz des Gesetzes der Aneignung, dessen Fundamentalprin- cip umgekehrt der ausschliessliche Eigenthumstitel jeden Arbeiters am Pro- dukt seiner eignen Arbeit war.“ (Cherbuliez: „Riche ou Pauvre. Paris 1841“, p. 58, wo jedoch dieser dialektische Umschlag nicht richtig entwickelt wird.) 25) „Capital viz: accumulated wealth employed with a view to profit.“ Malthus. l. c. „Capital … consists of wealth saved from revenue, and used with a view to profit.“ (R. Jones: „An Introductory Lecture on Polit. Econ. Lond. 1833“, p. 16.) 26) „The possessors of surplusproduce or capital.“ („The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell. Lond. 1821.“) 27) „Capital, with compound interest on every portion of capital saved, is so all engrossing, that all the wealth in the world from which income is derived, has long ago become the interest on capital.“ (London Economist, 19. July, 1859.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/591>, abgerufen am 16.06.2024.