Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

digen soll. Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in zwei
entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamor-
phosen -- Verwandlung der Waare in Geld und ihre Rück-
verwandlung aus Geld in Waare
50). Die Momente der Waaren-
metamorphose sind zugleich Händel des Waarenbesitzers -- Verkauf,
Austausch der Waare mit Geld, Kauf, Austausch des Gelds mit Waare,
und Einheit beider Akte: Verkaufen um zu kaufen.

Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des Handels, so be-
sitzt er Bibel statt Leinwand, statt seiner ursprünglichen Waare eine
andre vom selben Werth, aber verschiedner Nützlichkeit. In gleicher
Weise eignet er sich seine verschiednen Lebens- und Produktionsmittel
an. Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozess, die
Geldwerdung der Leinwand und die Waarenwerdung des Geldes, Verkauf
und Kauf, nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeits-
produkt, den Produktenaustausch.

Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in folgendem
Formwechsel:
Waare -- Geld -- Waare.
W -- G -- W.

Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W -- W, Austausch
von Waare gegen Waare, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in
dessen Resultat der Prozess selbst erlischt.

W -- G. Erste Metamorphose der Waare oder Verkauf:
Das Ueberspringen des Waarenwerths aus dem Waarenleib in den Gold-
leib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der salto mortale der Waare.
Misslingt er, so ist zwar nicht die Waare geprellt, wohl aber der Waaren-
besitzer. Die gesellschaftliche Theilung der Arbeit macht seine Arbeit
ebenso einseitig als seine Bedürfnisse vielseitig. Eben desswegen dient
ihm sein Produkt nur als Tauschwerth, allgemeines Aequiva-
lent
. Allgemeine, gesellschaftlich gültige Aequivalentform erhält es

50) "Ek de tou ... puros antameibesthai panta, phesin o Erakleitos,
kai pur apanton
, osper khrusou khremata kai khrematon khrusos."
(F. Lassalle: "Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln. Ber-
lin
1858", Bd. I, p. 222.) Lassalle's Note zu dieser Stelle, p. 224, n. 3, er-
klärt das Geld unrichtig für blosses Werthzeichen.
I. 5

digen soll. Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in zwei
entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamor-
phosen — Verwandlung der Waare in Geld und ihre Rück-
verwandlung aus Geld in Waare
50). Die Momente der Waaren-
metamorphose sind zugleich Händel des Waarenbesitzers — Verkauf,
Austausch der Waare mit Geld, Kauf, Austausch des Gelds mit Waare,
und Einheit beider Akte: Verkaufen um zu kaufen.

Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des Handels, so be-
sitzt er Bibel statt Leinwand, statt seiner ursprünglichen Waare eine
andre vom selben Werth, aber verschiedner Nützlichkeit. In gleicher
Weise eignet er sich seine verschiednen Lebens- und Produktionsmittel
an. Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozess, die
Geldwerdung der Leinwand und die Waarenwerdung des Geldes, Verkauf
und Kauf, nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeits-
produkt, den Produktenaustausch.

Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in folgendem
Formwechsel:
Waare — Geld — Waare.
W — G — W.

Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W — W, Austausch
von Waare gegen Waare, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in
dessen Resultat der Prozess selbst erlischt.

W — G. Erste Metamorphose der Waare oder Verkauf:
Das Ueberspringen des Waarenwerths aus dem Waarenleib in den Gold-
leib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der salto mortale der Waare.
Misslingt er, so ist zwar nicht die Waare geprellt, wohl aber der Waaren-
besitzer. Die gesellschaftliche Theilung der Arbeit macht seine Arbeit
ebenso einseitig als seine Bedürfnisse vielseitig. Eben desswegen dient
ihm sein Produkt nur als Tauschwerth, allgemeines Aequiva-
lent
. Allgemeine, gesellschaftlich gültige Aequivalentform erhält es

50) „Ἐϰ δὲ τοῦ … πυϱὸς ἀνταμείβεσϑαι πάντα, φησὶν ὁ Ἡϱάϰλειτος,
ϰαὶ πῦϱ ἁπάντων
, ὥςπεϱ χϱυσοῦ χϱήματα ϰαὶ χϱημάτων χϱυσός.“
(F. Lassalle: „Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln. Ber-
lin
1858“, Bd. I, p. 222.) Lassalle’s Note zu dieser Stelle, p. 224, n. 3, er-
klärt das Geld unrichtig für blosses Werthzeichen.
I. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0084" n="65"/>
digen soll. Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also <hi rendition="#g">in zwei<lb/>
entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamor-<lb/>
phosen &#x2014; Verwandlung der Waare in Geld und ihre Rück-<lb/>
verwandlung aus Geld in Waare</hi><note place="foot" n="50)"><hi rendition="#i">&#x201E;&#x1F18;&#x03F0; &#x03B4;&#x1F72; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x2026; &#x03C0;&#x03C5;&#x03F1;&#x1F78;&#x03C2; &#x1F00;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03BC;&#x03B5;&#x03AF;&#x03B2;&#x03B5;&#x03C3;&#x03D1;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C0;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;</hi>, <hi rendition="#i">&#x03C6;&#x03B7;&#x03C3;&#x1F76;&#x03BD; &#x1F41; &#x1F29;&#x03F1;&#x03AC;&#x03F0;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2;,<lb/>
&#x03F0;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C0;&#x1FE6;&#x03F1; &#x1F01;&#x03C0;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD;</hi>, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">&#x1F65;&#x03C2;&#x03C0;&#x03B5;&#x03F1; &#x03C7;&#x03F1;&#x03C5;&#x03C3;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03C7;&#x03F1;&#x03AE;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1; &#x03F0;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C7;&#x03F1;&#x03B7;&#x03BC;&#x03AC;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD; &#x03C7;&#x03F1;&#x03C5;&#x03C3;&#x03CC;&#x03C2;</hi>.&#x201C;</hi><lb/>
(F. <hi rendition="#g">Lassalle</hi>: &#x201E;<hi rendition="#g">Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln. Ber-<lb/>
lin</hi> 1858&#x201C;, Bd. I, p. 222.) Lassalle&#x2019;s Note zu dieser Stelle, p. 224, n. 3, er-<lb/>
klärt das Geld unrichtig für blosses Werthzeichen.</note>. Die Momente der Waaren-<lb/>
metamorphose sind zugleich <hi rendition="#g">Händel</hi> des Waarenbesitzers &#x2014; <hi rendition="#g">Verkauf</hi>,<lb/>
Austausch der Waare mit Geld, <hi rendition="#g">Kauf</hi>, Austausch des Gelds mit Waare,<lb/>
und Einheit beider Akte: <hi rendition="#g">Verkaufen um zu kaufen</hi>.</p><lb/>
                <p>Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des Handels, so be-<lb/>
sitzt er Bibel statt Leinwand, statt seiner ursprünglichen Waare eine<lb/>
andre vom selben Werth, aber verschiedner Nützlichkeit. In gleicher<lb/>
Weise eignet er sich seine verschiednen Lebens- und Produktionsmittel<lb/>
an. <hi rendition="#g">Von seinem Standpunkt</hi> vermittelt der ganze Prozess, die<lb/>
Geldwerdung der Leinwand und die Waarenwerdung des Geldes, Verkauf<lb/>
und Kauf, nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeits-<lb/>
produkt, den Produktenaustausch.</p><lb/>
                <p>Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in folgendem<lb/>
Formwechsel:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Waare &#x2014; Geld &#x2014; Waare</hi>.<lb/>
W &#x2014; G &#x2014; W.</hi></p><lb/>
                <p>Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W &#x2014; W, Austausch<lb/>
von Waare gegen Waare, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in<lb/>
dessen Resultat der Prozess selbst erlischt.</p><lb/>
                <p>W &#x2014; G. <hi rendition="#g">Erste Metamorphose der Waare</hi> oder <hi rendition="#g">Verkauf</hi>:<lb/>
Das Ueberspringen des Waare<hi rendition="#g">nwerths</hi> aus dem Waarenleib in den Gold-<lb/>
leib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der salto mortale der Waare.<lb/>
Misslingt er, so ist zwar nicht die Waare geprellt, wohl aber der Waaren-<lb/>
besitzer. Die gesellschaftliche Theilung der Arbeit macht seine Arbeit<lb/>
ebenso einseitig als seine Bedürfnisse vielseitig. Eben desswegen dient<lb/>
ihm sein Produkt nur als <hi rendition="#g">Tauschwerth, allgemeines Aequiva-<lb/>
lent</hi>. Allgemeine, gesellschaftlich gültige Aequivalentform erhält es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. 5</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0084] digen soll. Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamor- phosen — Verwandlung der Waare in Geld und ihre Rück- verwandlung aus Geld in Waare 50). Die Momente der Waaren- metamorphose sind zugleich Händel des Waarenbesitzers — Verkauf, Austausch der Waare mit Geld, Kauf, Austausch des Gelds mit Waare, und Einheit beider Akte: Verkaufen um zu kaufen. Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des Handels, so be- sitzt er Bibel statt Leinwand, statt seiner ursprünglichen Waare eine andre vom selben Werth, aber verschiedner Nützlichkeit. In gleicher Weise eignet er sich seine verschiednen Lebens- und Produktionsmittel an. Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozess, die Geldwerdung der Leinwand und die Waarenwerdung des Geldes, Verkauf und Kauf, nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeits- produkt, den Produktenaustausch. Der Austauschprozess der Waare vollzieht sich also in folgendem Formwechsel: Waare — Geld — Waare. W — G — W. Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W — W, Austausch von Waare gegen Waare, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in dessen Resultat der Prozess selbst erlischt. W — G. Erste Metamorphose der Waare oder Verkauf: Das Ueberspringen des Waarenwerths aus dem Waarenleib in den Gold- leib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der salto mortale der Waare. Misslingt er, so ist zwar nicht die Waare geprellt, wohl aber der Waaren- besitzer. Die gesellschaftliche Theilung der Arbeit macht seine Arbeit ebenso einseitig als seine Bedürfnisse vielseitig. Eben desswegen dient ihm sein Produkt nur als Tauschwerth, allgemeines Aequiva- lent. Allgemeine, gesellschaftlich gültige Aequivalentform erhält es 50) „Ἐϰ δὲ τοῦ … πυϱὸς ἀνταμείβεσϑαι πάντα, φησὶν ὁ Ἡϱάϰλειτος, ϰαὶ πῦϱ ἁπάντων, ὥςπεϱ χϱυσοῦ χϱήματα ϰαὶ χϱημάτων χϱυσός.“ (F. Lassalle: „Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln. Ber- lin 1858“, Bd. I, p. 222.) Lassalle’s Note zu dieser Stelle, p. 224, n. 3, er- klärt das Geld unrichtig für blosses Werthzeichen. I. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/84
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/84>, abgerufen am 30.04.2024.