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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B., welche
die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne
Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen
Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Transport- und
Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den
natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem
Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung
führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen Punkt des Inlands,
wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich
zu dem natürlich entferntern; ebenso mag in Folge desselben Umstands
die relative Entfernung der Produktionsplätze von den grössern Absatz-
märkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das
Aufkommen neuer Produktionscentren mit veränderten Transport- und
Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative
Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleich-
zeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Ge-
schwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt, und damit die räumliche
Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der
Kommunikationsmittel, sodass z. B. viele Schiffe gleichzeitig nach dem-
selben Hafen abgehn, mehrere Züge gleichzeitig auf verschiednen Eisen-
bahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe z. B.
in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liver-
pool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von
Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit -- also dieser
Theil der Umlaufszeit -- wird durch diesen letztren Umstand, bei ge-
gebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive
Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die
Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis
zur wirklichen Versendung in grössren Massen als potentielles Waaren-
kapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich daher auch der Rückfluss über
kürzre successive Zeitperioden, sodass beständig ein Theil in Geldkapital
verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch
diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die
Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst
entwickelt sich die grössre oder geringre Häufigkeit, worin die Transport-
mittel fungiren, z. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits

wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B., welche
die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne
Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen
Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Transport- und
Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den
natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem
Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung
führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen Punkt des Inlands,
wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich
zu dem natürlich entferntern; ebenso mag in Folge desselben Umstands
die relative Entfernung der Produktionsplätze von den grössern Absatz-
märkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das
Aufkommen neuer Produktionscentren mit veränderten Transport- und
Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative
Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleich-
zeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Ge-
schwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt, und damit die räumliche
Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der
Kommunikationsmittel, sodass z. B. viele Schiffe gleichzeitig nach dem-
selben Hafen abgehn, mehrere Züge gleichzeitig auf verschiednen Eisen-
bahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe z. B.
in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liver-
pool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von
Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit — also dieser
Theil der Umlaufszeit — wird durch diesen letztren Umstand, bei ge-
gebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive
Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die
Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis
zur wirklichen Versendung in grössren Massen als potentielles Waaren-
kapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich daher auch der Rückfluss über
kürzre successive Zeitperioden, sodass beständig ein Theil in Geldkapital
verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch
diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die
Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst
entwickelt sich die grössre oder geringre Häufigkeit, worin die Transport-
mittel fungiren, z. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits

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[233/0267] wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B., welche die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich zu dem natürlich entferntern; ebenso mag in Folge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze von den grössern Absatz- märkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionscentren mit veränderten Transport- und Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleich- zeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Ge- schwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt, und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, sodass z. B. viele Schiffe gleichzeitig nach dem- selben Hafen abgehn, mehrere Züge gleichzeitig auf verschiednen Eisen- bahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe z. B. in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liver- pool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit — also dieser Theil der Umlaufszeit — wird durch diesen letztren Umstand, bei ge- gebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in grössren Massen als potentielles Waaren- kapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich daher auch der Rückfluss über kürzre successive Zeitperioden, sodass beständig ein Theil in Geldkapital verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst entwickelt sich die grössre oder geringre Häufigkeit, worin die Transport- mittel fungiren, z. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/267>, abgerufen am 29.04.2024.