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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals statt-
findet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifi-
kation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwan-
kungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel,
theils durch die gleichzeitige Anwendung einer grössren Arbeiteranzahl,
verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, z. B. Reserveloko-
motiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben
aber hier, wo wir normale Verhältnisse voraussetzen, ausser Betracht.

Um die Produktion kontinuirlich zu machen ist also hier die Aus-
gabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine grössre Zeitlänge ver-
theilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt
fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des
produktiven Kapitals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel.
Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9
Wochen fungirende produktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 x 25
= 225 £, oder 1/4 von 900 £. Aber das Verhältniss der Umlaufszeit
zur Umschlagsperiode ist ebenfalls = 1/4. Es folgt daher: Soll
die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des
in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr
gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und
ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur
erreicht werden durch Vermindrung des Produktionsbetriebs, durch Ver-
kürzung des flüssigen Bestandtheils des fungirenden produktiven Kapitals.
Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige
Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschossnen flüssigen Gesammtkapital wie
die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt,
nur für Produktionszweige in denen der Arbeitsprocess Woche ein Woche
aus auf derselben Stufenleiter ausgeführt wird, wo also nicht zu ver-
schiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie
in der Agrikultur.

Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schliesse
eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des
wöchentlich vorzuschiessenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kon-
tinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges
flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlags-
periode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon

des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals statt-
findet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifi-
kation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwan-
kungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel,
theils durch die gleichzeitige Anwendung einer grössren Arbeiteranzahl,
verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, z. B. Reserveloko-
motiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben
aber hier, wo wir normale Verhältnisse voraussetzen, ausser Betracht.

Um die Produktion kontinuirlich zu machen ist also hier die Aus-
gabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine grössre Zeitlänge ver-
theilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt
fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des
produktiven Kapitals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel.
Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9
Wochen fungirende produktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 × 25
= 225 £, oder ¼ von 900 £. Aber das Verhältniss der Umlaufszeit
zur Umschlagsperiode ist ebenfalls = ¼. Es folgt daher: Soll
die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des
in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr
gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und
ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur
erreicht werden durch Vermindrung des Produktionsbetriebs, durch Ver-
kürzung des flüssigen Bestandtheils des fungirenden produktiven Kapitals.
Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige
Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschossnen flüssigen Gesammtkapital wie
die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt,
nur für Produktionszweige in denen der Arbeitsprocess Woche ein Woche
aus auf derselben Stufenleiter ausgeführt wird, wo also nicht zu ver-
schiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie
in der Agrikultur.

Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schliesse
eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des
wöchentlich vorzuschiessenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kon-
tinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges
flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlags-
periode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon

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[242/0276] des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals statt- findet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifi- kation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwan- kungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel, theils durch die gleichzeitige Anwendung einer grössren Arbeiteranzahl, verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, z. B. Reserveloko- motiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben aber hier, wo wir normale Verhältnisse voraussetzen, ausser Betracht. Um die Produktion kontinuirlich zu machen ist also hier die Aus- gabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine grössre Zeitlänge ver- theilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des produktiven Kapitals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel. Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9 Wochen fungirende produktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 × 25 = 225 £, oder ¼ von 900 £. Aber das Verhältniss der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode ist ebenfalls [FORMEL] = ¼. Es folgt daher: Soll die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur erreicht werden durch Vermindrung des Produktionsbetriebs, durch Ver- kürzung des flüssigen Bestandtheils des fungirenden produktiven Kapitals. Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschossnen flüssigen Gesammtkapital wie die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt, nur für Produktionszweige in denen der Arbeitsprocess Woche ein Woche aus auf derselben Stufenleiter ausgeführt wird, wo also nicht zu ver- schiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie in der Agrikultur. Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schliesse eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchentlich vorzuschiessenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kon- tinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlags- periode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/276>, abgerufen am 30.04.2024.