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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiednen
Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultnr mehr den Charakter von
Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem
grössten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Ent-
wicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.

Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen
beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der
Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter.
Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der
Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.

Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der
Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den
beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre
Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit,
das Produkt theilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Ab-
gesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der
Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen ab-
sichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt
bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder
im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle
Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom
Absatzmarkt.

Es wird z. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien
verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten
(der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts.
Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital er-
setzt, steht's schon schief.) Der Exporteur verkauft seine Baumwollwaare

tenzen anstrengt, erweisen sich regelmässig als Epochen der Ueberproduk-
tion; weil die Produktionspotenzen nie soweit angewandt werden können,
dass dadurch mehr Werth nicht nur producirt, sondern realisirt werden kann;
der Verkauf der Waaren, die Realisation des Waarenkapitals, also auch des
Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven Bedürfnisse der
Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer Ge-
sellschaft, wovon die grosse Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben
muss. Dies gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt."

jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiednen
Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultnr mehr den Charakter von
Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem
grössten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Ent-
wicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.

Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen
beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der
Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter.
Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der
Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.

Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der
Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den
beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre
Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit,
das Produkt theilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Ab-
gesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der
Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen ab-
sichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt
bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder
im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle
Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom
Absatzmarkt.

Es wird z. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien
verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten
(der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts.
Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital er-
setzt, steht’s schon schief.) Der Exporteur verkauft seine Baumwollwaare

tenzen anstrengt, erweisen sich regelmässig als Epochen der Ueberproduk-
tion; weil die Produktionspotenzen nie soweit angewandt werden können,
dass dadurch mehr Werth nicht nur producirt, sondern realisirt werden kann;
der Verkauf der Waaren, die Realisation des Waarenkapitals, also auch des
Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven Bedürfnisse der
Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer Ge-
sellschaft, wovon die grosse Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben
muss. Dies gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt.“
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[304/0338] jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiednen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultnr mehr den Charakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem grössten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Ent- wicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln. Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig. Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, das Produkt theilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Ab- gesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen ab- sichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom Absatzmarkt. Es wird z. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten (der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital er- setzt, steht’s schon schief.) Der Exporteur verkauft seine Baumwollwaare 32) 32) tenzen anstrengt, erweisen sich regelmässig als Epochen der Ueberproduk- tion; weil die Produktionspotenzen nie soweit angewandt werden können, dass dadurch mehr Werth nicht nur producirt, sondern realisirt werden kann; der Verkauf der Waaren, die Realisation des Waarenkapitals, also auch des Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven Bedürfnisse der Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer Ge- sellschaft, wovon die grosse Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben muss. Dies gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt.“

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/338>, abgerufen am 26.04.2024.