Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro-
dukt 500 Im zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus-
getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht
gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 Im,
also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse
durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein
beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion
auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt
dafür die Geldquelle in II?

II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be-
gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von
neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich
darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.

Zunächst haben wir 376 IIv; das Geldkapital von 376, vorge-
schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig
als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese
beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus-
gangspunkt -- der Tasche des Kapitalisten -- vermehrt das in diesem
Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine
Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht
entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.

Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?

Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor
Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen
selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II
ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die
Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:

1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein-
fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken.
Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren-
den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des-
selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der
Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit
zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von
normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht
vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der

einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro-
dukt 500 Im zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus-
getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht
gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 Im,
also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse
durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein
beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion
auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt
dafür die Geldquelle in II?

II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be-
gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von
neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich
darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.

Zunächst haben wir 376 IIv; das Geldkapital von 376, vorge-
schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig
als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese
beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus-
gangspunkt — der Tasche des Kapitalisten — vermehrt das in diesem
Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine
Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht
entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.

Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?

Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor
Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen
selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II
ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die
Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:

1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein-
fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken.
Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren-
den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des-
selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der
Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit
zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von
normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht
vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0544" n="510"/>
einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro-<lb/>
dukt 500 I<hi rendition="#sub">m</hi> zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus-<lb/>
getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht<lb/>
gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 I<hi rendition="#sub">m</hi>,<lb/>
also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse<lb/>
durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein<lb/>
beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion<lb/>
auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt<lb/>
dafür die Geldquelle in II?</p><lb/>
              <p>II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be-<lb/>
gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von<lb/>
neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich<lb/>
darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.</p><lb/>
              <p>Zunächst haben wir 376 II<hi rendition="#sub">v</hi>; das Geldkapital von 376, vorge-<lb/>
schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig<lb/>
als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese<lb/>
beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus-<lb/>
gangspunkt &#x2014; der Tasche des Kapitalisten &#x2014; vermehrt das in diesem<lb/>
Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine<lb/>
Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht<lb/>
entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.</p><lb/>
              <p>Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?</p><lb/>
              <p>Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor<lb/>
Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen<lb/>
selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II<lb/>
ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die<lb/>
Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:</p><lb/>
              <p>1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein-<lb/>
fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken.<lb/>
Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren-<lb/>
den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des-<lb/>
selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der<lb/>
Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit<lb/>
zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von<lb/>
normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht<lb/>
vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[510/0544] einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro- dukt 500 Im zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus- getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 Im, also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt dafür die Geldquelle in II? II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be- gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld. Zunächst haben wir 376 IIv; das Geldkapital von 376, vorge- schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus- gangspunkt — der Tasche des Kapitalisten — vermehrt das in diesem Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden. Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen? Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also: 1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein- fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren- den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des- selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/544
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/544>, abgerufen am 29.04.2024.