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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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"3819. Ich werfe die beiden nie durcheinander." -- Nämlich
Geld und Kapital, aus dem einfachen Grunde weil er sie nie unter-
scheidet.

"3834. Die sehr grosse Summe, die [für Korn im Jahre 1847]
für den nothwendigen Lebensunterhalt des Landes weggezahlt
werden musste, und die in der That Kapital war."

"3841. Die Schwankungen in der Rate des Diskontos haben
unzweifelhaft eine sehr nahe Beziehung zu dem Stand der Gold-
reserve [der Bank von England], denn der Stand der Reserve ist
der Anzeiger der Zunahme oder Abnahme der im Lande vorhandnen
Geldmenge; und im Verhältniss wie das Geld im Lande zunimmt
oder abnimmt, fällt oder steigt der Werth des Geldes, und die
Bankrate des Diskontos wird sich dem anpassen." -- Hier gibt
er also das zu, was er in No. 3755 ein für allemal abläugnete. --
"3842. Es findet ein enger Zusammenhang zwischen beiden statt." --
Nämlich der Menge des Goldes im Issue department und der Re-
serve von Noten im Banking department. Hier erklärt er den
Wechsel im Zinsfuss aus dem Wechsel in der Quantität des Geldes.
Dabei ist falsch was er sagt. Die Reserve kann abnehmen, weil
das cirkulirende Geld im Lande zunimmt. Dies ist der Fall, wenn
das Publikum mehr Noten nimmt und der Metallschatz nicht ab-
nimmt. Aber dann steigt der Zinsfuss, weil dann das Bankkapital
der Bank von England nach dem Gesetz von 1844 limitirt ist.
Davon darf er aber nicht sprechen, da in Folge dieses Gesetzes
die zwei Departements der Bank nichts mit einander gemein haben.

"3859. Eine hohe Profitrate wird stets eine grosse Nachfrage
nach Kapital erzeugen; eine grosse Nachfrage nach Kapital wird
seinen Werth steigern." -- Hier also endlich der Zusammenhang
zwischen hoher Profitrate und Nachfrage nach Kapital, wie Over-
stone sich ihn vorstellt. Nun herrschte z. B. 1844--45 in der
Baumwollindustrie eine hohe Profitrate, weil bei starker Nach-
frage für Baumwollenwaaren, Rohbaumwolle wohlfeil war und
wohlfeil blieb. Der Werth des Kapitals (und nach einer frühern
Stelle nennt Overstone Kapital dasjenige, was jeder in seinem Ge-
schäft braucht), also hier der Werth der Rohbaumwolle, wurde
nicht erhöht für den Fabrikanten. Nun mag die hohe Profitrate
manchen Baumwollfabrikanten veranlasst haben, zur Erweiterung
seines Geschäfts Geld aufzunehmen. Dadurch stieg seine Nach-
frage für Geldkapital und für sonst nichts.

"3889. Gold kann Geld sein oder auch nicht, gerade wie Papier
eine Banknote sein kann oder auch nicht."


„3819. Ich werfe die beiden nie durcheinander.“ — Nämlich
Geld und Kapital, aus dem einfachen Grunde weil er sie nie unter-
scheidet.

„3834. Die sehr grosse Summe, die [für Korn im Jahre 1847]
für den nothwendigen Lebensunterhalt des Landes weggezahlt
werden musste, und die in der That Kapital war.“

„3841. Die Schwankungen in der Rate des Diskontos haben
unzweifelhaft eine sehr nahe Beziehung zu dem Stand der Gold-
reserve [der Bank von England], denn der Stand der Reserve ist
der Anzeiger der Zunahme oder Abnahme der im Lande vorhandnen
Geldmenge; und im Verhältniss wie das Geld im Lande zunimmt
oder abnimmt, fällt oder steigt der Werth des Geldes, und die
Bankrate des Diskontos wird sich dem anpassen.“ — Hier gibt
er also das zu, was er in No. 3755 ein für allemal abläugnete. —
„3842. Es findet ein enger Zusammenhang zwischen beiden statt.“ —
Nämlich der Menge des Goldes im Issue department und der Re-
serve von Noten im Banking department. Hier erklärt er den
Wechsel im Zinsfuss aus dem Wechsel in der Quantität des Geldes.
Dabei ist falsch was er sagt. Die Reserve kann abnehmen, weil
das cirkulirende Geld im Lande zunimmt. Dies ist der Fall, wenn
das Publikum mehr Noten nimmt und der Metallschatz nicht ab-
nimmt. Aber dann steigt der Zinsfuss, weil dann das Bankkapital
der Bank von England nach dem Gesetz von 1844 limitirt ist.
Davon darf er aber nicht sprechen, da in Folge dieses Gesetzes
die zwei Departements der Bank nichts mit einander gemein haben.

„3859. Eine hohe Profitrate wird stets eine grosse Nachfrage
nach Kapital erzeugen; eine grosse Nachfrage nach Kapital wird
seinen Werth steigern.“ — Hier also endlich der Zusammenhang
zwischen hoher Profitrate und Nachfrage nach Kapital, wie Over-
stone sich ihn vorstellt. Nun herrschte z. B. 1844—45 in der
Baumwollindustrie eine hohe Profitrate, weil bei starker Nach-
frage für Baumwollenwaaren, Rohbaumwolle wohlfeil war und
wohlfeil blieb. Der Werth des Kapitals (und nach einer frühern
Stelle nennt Overstone Kapital dasjenige, was jeder in seinem Ge-
schäft braucht), also hier der Werth der Rohbaumwolle, wurde
nicht erhöht für den Fabrikanten. Nun mag die hohe Profitrate
manchen Baumwollfabrikanten veranlasst haben, zur Erweiterung
seines Geschäfts Geld aufzunehmen. Dadurch stieg seine Nach-
frage für Geldkapital und für sonst nichts.

„3889. Gold kann Geld sein oder auch nicht, gerade wie Papier
eine Banknote sein kann oder auch nicht.“


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[420/0454] „3819. Ich werfe die beiden nie durcheinander.“ — Nämlich Geld und Kapital, aus dem einfachen Grunde weil er sie nie unter- scheidet. „3834. Die sehr grosse Summe, die [für Korn im Jahre 1847] für den nothwendigen Lebensunterhalt des Landes weggezahlt werden musste, und die in der That Kapital war.“ „3841. Die Schwankungen in der Rate des Diskontos haben unzweifelhaft eine sehr nahe Beziehung zu dem Stand der Gold- reserve [der Bank von England], denn der Stand der Reserve ist der Anzeiger der Zunahme oder Abnahme der im Lande vorhandnen Geldmenge; und im Verhältniss wie das Geld im Lande zunimmt oder abnimmt, fällt oder steigt der Werth des Geldes, und die Bankrate des Diskontos wird sich dem anpassen.“ — Hier gibt er also das zu, was er in No. 3755 ein für allemal abläugnete. — „3842. Es findet ein enger Zusammenhang zwischen beiden statt.“ — Nämlich der Menge des Goldes im Issue department und der Re- serve von Noten im Banking department. Hier erklärt er den Wechsel im Zinsfuss aus dem Wechsel in der Quantität des Geldes. Dabei ist falsch was er sagt. Die Reserve kann abnehmen, weil das cirkulirende Geld im Lande zunimmt. Dies ist der Fall, wenn das Publikum mehr Noten nimmt und der Metallschatz nicht ab- nimmt. Aber dann steigt der Zinsfuss, weil dann das Bankkapital der Bank von England nach dem Gesetz von 1844 limitirt ist. Davon darf er aber nicht sprechen, da in Folge dieses Gesetzes die zwei Departements der Bank nichts mit einander gemein haben. „3859. Eine hohe Profitrate wird stets eine grosse Nachfrage nach Kapital erzeugen; eine grosse Nachfrage nach Kapital wird seinen Werth steigern.“ — Hier also endlich der Zusammenhang zwischen hoher Profitrate und Nachfrage nach Kapital, wie Over- stone sich ihn vorstellt. Nun herrschte z. B. 1844—45 in der Baumwollindustrie eine hohe Profitrate, weil bei starker Nach- frage für Baumwollenwaaren, Rohbaumwolle wohlfeil war und wohlfeil blieb. Der Werth des Kapitals (und nach einer frühern Stelle nennt Overstone Kapital dasjenige, was jeder in seinem Ge- schäft braucht), also hier der Werth der Rohbaumwolle, wurde nicht erhöht für den Fabrikanten. Nun mag die hohe Profitrate manchen Baumwollfabrikanten veranlasst haben, zur Erweiterung seines Geschäfts Geld aufzunehmen. Dadurch stieg seine Nach- frage für Geldkapital und für sonst nichts. „3889. Gold kann Geld sein oder auch nicht, gerade wie Papier eine Banknote sein kann oder auch nicht.“

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/454>, abgerufen am 28.04.2024.