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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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papiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontirbar
geworden sind, und nichts mehr gilt als baare Zahlung, oder wie
der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht be-
greifen, dass die Cirkulation der Noten als Zahlungsmittel das
Charakteristische solcher Zeiten der Geldnoth ist, behandeln sie
dies Phänomen als zufällig. "With respect again to those exam-
ples of eager competition for the possession of banknotes, which
characterise seasons of panic and which may sometimes, as at the
close of 1825, lead to a sudden, though only temporary, enlar-
gement of the issues, even while the efflux of bullion is still going
on, these, I apprehend, are not to be regarded as among the natural
or necessary concomitants of a low exchange; the demand in
such cases is not for circulation (sollte heissen Cirkulation als
Kaufmittel) but for hoarding, a demand on the part of alarmed
bankers and capitalists which arises generally in the last act of
the crisis (also als Reserve für Zahlungsmittel) after a long con-
tinuation of the drain, and is the precursor of its termination."
(Fullarton, p. 130.)

Es ist bereits bei Betrachtung des Geldes als Zahlungsmittel
(Buch I, Kap. III, 3, b), auseinandergesetzt worden, wie bei einer
heftigen Unterbrechung der Zahlungskette das Geld aus einer bloss
idealen Form in dingliche und zugleich absolute Form des Werths,
gegenüber den Waaren, umschlägt. Einige Exempel davon wurden
gegeben ebendaselbst, Note 100 und 101. Diese Unterbrechung
selbst ist theils Wirkung, theils Ursache der Erschütterung des
Kredits und der Umstände, die letztre begleiten: Ueberführung der
Märkte, Entwerthung der Waaren, Unterbrechung der Produktion etc.

Klar aber ist, dass Fullarton den Unterschied zwischen Geld als
Kaufmittel und Geld als Zahlungsmittel in den falschen Unterschied
zwischen currency und Kapital verwandelt. Es liegt dabei aber
wieder die engherzige Bankiervorstellung von Cirkulation zu Grunde. --

Es könnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in solchen
Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als
Zahlungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse.

Zunächst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluss, ist es
klar, dass das was verlangt wird, das internationale Zahlungsmittel
ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungs-
mittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst
werthvolle Substanz, Werthmasse. Es ist zugleich Kapital, aber
Kapital nicht als Waarenkapital, sondern als Geldkapital, Kapital
nicht in der Form der Waare, sondern in der Form des Geldes

papiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontirbar
geworden sind, und nichts mehr gilt als baare Zahlung, oder wie
der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht be-
greifen, dass die Cirkulation der Noten als Zahlungsmittel das
Charakteristische solcher Zeiten der Geldnoth ist, behandeln sie
dies Phänomen als zufällig. „With respect again to those exam-
ples of eager competition for the possession of banknotes, which
characterise seasons of panic and which may sometimes, as at the
close of 1825, lead to a sudden, though only temporary, enlar-
gement of the issues, even while the efflux of bullion is still going
on, these, I apprehend, are not to be regarded as among the natural
or necessary concomitants of a low exchange; the demand in
such cases is not for circulation (sollte heissen Cirkulation als
Kaufmittel) but for hoarding, a demand on the part of alarmed
bankers and capitalists which arises generally in the last act of
the crisis (also als Reserve für Zahlungsmittel) after a long con-
tinuation of the drain, and is the precursor of its termination.“
(Fullarton, p. 130.)

Es ist bereits bei Betrachtung des Geldes als Zahlungsmittel
(Buch I, Kap. III, 3, b), auseinandergesetzt worden, wie bei einer
heftigen Unterbrechung der Zahlungskette das Geld aus einer bloss
idealen Form in dingliche und zugleich absolute Form des Werths,
gegenüber den Waaren, umschlägt. Einige Exempel davon wurden
gegeben ebendaselbst, Note 100 und 101. Diese Unterbrechung
selbst ist theils Wirkung, theils Ursache der Erschütterung des
Kredits und der Umstände, die letztre begleiten: Ueberführung der
Märkte, Entwerthung der Waaren, Unterbrechung der Produktion etc.

Klar aber ist, dass Fullarton den Unterschied zwischen Geld als
Kaufmittel und Geld als Zahlungsmittel in den falschen Unterschied
zwischen currency und Kapital verwandelt. Es liegt dabei aber
wieder die engherzige Bankiervorstellung von Cirkulation zu Grunde. —

Es könnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in solchen
Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als
Zahlungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse.

Zunächst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluss, ist es
klar, dass das was verlangt wird, das internationale Zahlungsmittel
ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungs-
mittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst
werthvolle Substanz, Werthmasse. Es ist zugleich Kapital, aber
Kapital nicht als Waarenkapital, sondern als Geldkapital, Kapital
nicht in der Form der Waare, sondern in der Form des Geldes

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[447/0481] papiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontirbar geworden sind, und nichts mehr gilt als baare Zahlung, oder wie der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht be- greifen, dass die Cirkulation der Noten als Zahlungsmittel das Charakteristische solcher Zeiten der Geldnoth ist, behandeln sie dies Phänomen als zufällig. „With respect again to those exam- ples of eager competition for the possession of banknotes, which characterise seasons of panic and which may sometimes, as at the close of 1825, lead to a sudden, though only temporary, enlar- gement of the issues, even while the efflux of bullion is still going on, these, I apprehend, are not to be regarded as among the natural or necessary concomitants of a low exchange; the demand in such cases is not for circulation (sollte heissen Cirkulation als Kaufmittel) but for hoarding, a demand on the part of alarmed bankers and capitalists which arises generally in the last act of the crisis (also als Reserve für Zahlungsmittel) after a long con- tinuation of the drain, and is the precursor of its termination.“ (Fullarton, p. 130.) Es ist bereits bei Betrachtung des Geldes als Zahlungsmittel (Buch I, Kap. III, 3, b), auseinandergesetzt worden, wie bei einer heftigen Unterbrechung der Zahlungskette das Geld aus einer bloss idealen Form in dingliche und zugleich absolute Form des Werths, gegenüber den Waaren, umschlägt. Einige Exempel davon wurden gegeben ebendaselbst, Note 100 und 101. Diese Unterbrechung selbst ist theils Wirkung, theils Ursache der Erschütterung des Kredits und der Umstände, die letztre begleiten: Ueberführung der Märkte, Entwerthung der Waaren, Unterbrechung der Produktion etc. Klar aber ist, dass Fullarton den Unterschied zwischen Geld als Kaufmittel und Geld als Zahlungsmittel in den falschen Unterschied zwischen currency und Kapital verwandelt. Es liegt dabei aber wieder die engherzige Bankiervorstellung von Cirkulation zu Grunde. — Es könnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in solchen Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als Zahlungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse. Zunächst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluss, ist es klar, dass das was verlangt wird, das internationale Zahlungsmittel ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungs- mittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst werthvolle Substanz, Werthmasse. Es ist zugleich Kapital, aber Kapital nicht als Waarenkapital, sondern als Geldkapital, Kapital nicht in der Form der Waare, sondern in der Form des Geldes

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/481>, abgerufen am 28.04.2024.