Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Arbeit, weil die andern bloss Mehrarbeit verrichten, und umge-
kehrt. Es ist dies nur Theilung der Arbeit zwischen ihnen. Ebenso
verhält es sich mit der Theilung der Arbeit zwischen agrikolen
und industriellen Arbeitern überhaupt. Dem rein industriellen
Charakter der Arbeit auf der einen Seite entspricht der rein
agrikole auf der andern. Diese rein agrikole Arbeit ist keines-
wegs naturwüchsig, sondern selbst ein Produkt, und zwar ein sehr
modernes, keineswegs überall erreichtes, der gesellschaftlichen Ent-
wicklung, und entspricht einer ganz bestimmten Produktionsstufe.
Ebenso wie ein Theil der agrikolen Arbeit sich vergegenständlicht
in Produkten, die entweder nur dem Luxus dienen, oder Rohstoffe
für Industrien bilden, keineswegs aber in die Nahrung, geschweige
in die Nahrung der Massen eingehn, so wird andrerseits ein Theil
der industriellen Arbeit vergegenständlicht in Produkten, die zu
den nothwendigen Konsumtionsmitteln sowohl der agrikolen wie
der nichtagrikolen Arbeiter dienen. Es ist falsch, diese industrielle
Arbeit -- vom gesellschaftlichen Standpunkt -- als Mehrarbeit
aufzufassen. Sie ist zum Theil ebenso nothwendige Arbeit wie der
nothwendige Theil der agrikolen. Sie ist auch nur verselbständigte
Form eines Theils der früher mit der agrikolen Arbeit natur-
wüchsig verbundnen industriellen Arbeit, nothwendige gegenseitige
Ergänzung der jetzt von ihr getrennten rein agrikolen Arbeit.
(Rein materiell betrachtet produciren z. B. 500 mechanische Weber
in viel höherm Grade Surplus-Gewebe, d. h. mehr als zu ihrer
eignen Kleidung erheischt ist.)

Es ist endlich bei der Betrachtung der Erscheinungsformen der
Grundrente, d. h. des Pachtgeldes, das für die Benutzung des Bodens,
sei es zu produktiven, sei es zu konsumtiven Zwecken, unter dem
Titel der Grundrente dem Grundbesitzer gezahlt wird, festzuhalten,
dass der Preis von Dingen, die an und für sich keinen Werth
haben, d. h. nicht das Produkt der Arbeit sind, wie der Boden,
oder die wenigstens nicht durch Arbeit reproducirt werden können,
wie Alterthümer, Kunstwerke bestimmter Meister etc., durch sehr
zufällige Kombinationen bestimmt werden kann. Um ein Ding zu
verkaufen, dazu gehört nichts als dass es monopolisirbar und ver-
äusserlich ist.



Es sind drei Hauptirrthümer, die bei der Behandlung der Grund-
rente zu vermeiden sind und die die Analyse trüben.

1) Die Verwechslung der verschiednen Formen der Rente, die

Arbeit, weil die andern bloss Mehrarbeit verrichten, und umge-
kehrt. Es ist dies nur Theilung der Arbeit zwischen ihnen. Ebenso
verhält es sich mit der Theilung der Arbeit zwischen agrikolen
und industriellen Arbeitern überhaupt. Dem rein industriellen
Charakter der Arbeit auf der einen Seite entspricht der rein
agrikole auf der andern. Diese rein agrikole Arbeit ist keines-
wegs naturwüchsig, sondern selbst ein Produkt, und zwar ein sehr
modernes, keineswegs überall erreichtes, der gesellschaftlichen Ent-
wicklung, und entspricht einer ganz bestimmten Produktionsstufe.
Ebenso wie ein Theil der agrikolen Arbeit sich vergegenständlicht
in Produkten, die entweder nur dem Luxus dienen, oder Rohstoffe
für Industrien bilden, keineswegs aber in die Nahrung, geschweige
in die Nahrung der Massen eingehn, so wird andrerseits ein Theil
der industriellen Arbeit vergegenständlicht in Produkten, die zu
den nothwendigen Konsumtionsmitteln sowohl der agrikolen wie
der nichtagrikolen Arbeiter dienen. Es ist falsch, diese industrielle
Arbeit — vom gesellschaftlichen Standpunkt — als Mehrarbeit
aufzufassen. Sie ist zum Theil ebenso nothwendige Arbeit wie der
nothwendige Theil der agrikolen. Sie ist auch nur verselbständigte
Form eines Theils der früher mit der agrikolen Arbeit natur-
wüchsig verbundnen industriellen Arbeit, nothwendige gegenseitige
Ergänzung der jetzt von ihr getrennten rein agrikolen Arbeit.
(Rein materiell betrachtet produciren z. B. 500 mechanische Weber
in viel höherm Grade Surplus-Gewebe, d. h. mehr als zu ihrer
eignen Kleidung erheischt ist.)

Es ist endlich bei der Betrachtung der Erscheinungsformen der
Grundrente, d. h. des Pachtgeldes, das für die Benutzung des Bodens,
sei es zu produktiven, sei es zu konsumtiven Zwecken, unter dem
Titel der Grundrente dem Grundbesitzer gezahlt wird, festzuhalten,
dass der Preis von Dingen, die an und für sich keinen Werth
haben, d. h. nicht das Produkt der Arbeit sind, wie der Boden,
oder die wenigstens nicht durch Arbeit reproducirt werden können,
wie Alterthümer, Kunstwerke bestimmter Meister etc., durch sehr
zufällige Kombinationen bestimmt werden kann. Um ein Ding zu
verkaufen, dazu gehört nichts als dass es monopolisirbar und ver-
äusserlich ist.



Es sind drei Hauptirrthümer, die bei der Behandlung der Grund-
rente zu vermeiden sind und die die Analyse trüben.

1) Die Verwechslung der verschiednen Formen der Rente, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0182" n="173"/>
Arbeit, weil die andern bloss Mehrarbeit verrichten, und umge-<lb/>
kehrt. Es ist dies nur Theilung der Arbeit zwischen ihnen. Ebenso<lb/>
verhält es sich mit der Theilung der Arbeit zwischen agrikolen<lb/>
und industriellen Arbeitern überhaupt. Dem rein industriellen<lb/>
Charakter der Arbeit auf der einen Seite entspricht der rein<lb/>
agrikole auf der andern. Diese rein agrikole Arbeit ist keines-<lb/>
wegs naturwüchsig, sondern selbst ein Produkt, und zwar ein sehr<lb/>
modernes, keineswegs überall erreichtes, der gesellschaftlichen Ent-<lb/>
wicklung, und entspricht einer ganz bestimmten Produktionsstufe.<lb/>
Ebenso wie ein Theil der agrikolen Arbeit sich vergegenständlicht<lb/>
in Produkten, die entweder nur dem Luxus dienen, oder Rohstoffe<lb/>
für Industrien bilden, keineswegs aber in die Nahrung, geschweige<lb/>
in die Nahrung der Massen eingehn, so wird andrerseits ein Theil<lb/>
der industriellen Arbeit vergegenständlicht in Produkten, die zu<lb/>
den nothwendigen Konsumtionsmitteln sowohl der agrikolen wie<lb/>
der nichtagrikolen Arbeiter dienen. Es ist falsch, diese industrielle<lb/>
Arbeit &#x2014; vom gesellschaftlichen Standpunkt &#x2014; als Mehrarbeit<lb/>
aufzufassen. Sie ist zum Theil ebenso nothwendige Arbeit wie der<lb/>
nothwendige Theil der agrikolen. Sie ist auch nur verselbständigte<lb/>
Form eines Theils der früher mit der agrikolen Arbeit natur-<lb/>
wüchsig verbundnen industriellen Arbeit, nothwendige gegenseitige<lb/>
Ergänzung der jetzt von ihr getrennten rein agrikolen Arbeit.<lb/>
(Rein materiell betrachtet produciren z. B. 500 mechanische Weber<lb/>
in viel höherm Grade Surplus-Gewebe, d. h. mehr als zu ihrer<lb/>
eignen Kleidung erheischt ist.)</p><lb/>
            <p>Es ist endlich bei der Betrachtung der Erscheinungsformen der<lb/>
Grundrente, d. h. des Pachtgeldes, das für die Benutzung des Bodens,<lb/>
sei es zu produktiven, sei es zu konsumtiven Zwecken, unter dem<lb/>
Titel der Grundrente dem Grundbesitzer gezahlt wird, festzuhalten,<lb/>
dass der Preis von Dingen, die an und für sich keinen Werth<lb/>
haben, d. h. nicht das Produkt der Arbeit sind, wie der Boden,<lb/>
oder die wenigstens nicht durch Arbeit reproducirt werden können,<lb/>
wie Alterthümer, Kunstwerke bestimmter Meister etc., durch sehr<lb/>
zufällige Kombinationen bestimmt werden kann. Um ein Ding zu<lb/>
verkaufen, dazu gehört nichts als dass es monopolisirbar und ver-<lb/>
äusserlich ist.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Es sind drei Hauptirrthümer, die bei der Behandlung der Grund-<lb/>
rente zu vermeiden sind und die die Analyse trüben.</p><lb/>
            <p>1) Die Verwechslung der verschiednen Formen der Rente, die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0182] Arbeit, weil die andern bloss Mehrarbeit verrichten, und umge- kehrt. Es ist dies nur Theilung der Arbeit zwischen ihnen. Ebenso verhält es sich mit der Theilung der Arbeit zwischen agrikolen und industriellen Arbeitern überhaupt. Dem rein industriellen Charakter der Arbeit auf der einen Seite entspricht der rein agrikole auf der andern. Diese rein agrikole Arbeit ist keines- wegs naturwüchsig, sondern selbst ein Produkt, und zwar ein sehr modernes, keineswegs überall erreichtes, der gesellschaftlichen Ent- wicklung, und entspricht einer ganz bestimmten Produktionsstufe. Ebenso wie ein Theil der agrikolen Arbeit sich vergegenständlicht in Produkten, die entweder nur dem Luxus dienen, oder Rohstoffe für Industrien bilden, keineswegs aber in die Nahrung, geschweige in die Nahrung der Massen eingehn, so wird andrerseits ein Theil der industriellen Arbeit vergegenständlicht in Produkten, die zu den nothwendigen Konsumtionsmitteln sowohl der agrikolen wie der nichtagrikolen Arbeiter dienen. Es ist falsch, diese industrielle Arbeit — vom gesellschaftlichen Standpunkt — als Mehrarbeit aufzufassen. Sie ist zum Theil ebenso nothwendige Arbeit wie der nothwendige Theil der agrikolen. Sie ist auch nur verselbständigte Form eines Theils der früher mit der agrikolen Arbeit natur- wüchsig verbundnen industriellen Arbeit, nothwendige gegenseitige Ergänzung der jetzt von ihr getrennten rein agrikolen Arbeit. (Rein materiell betrachtet produciren z. B. 500 mechanische Weber in viel höherm Grade Surplus-Gewebe, d. h. mehr als zu ihrer eignen Kleidung erheischt ist.) Es ist endlich bei der Betrachtung der Erscheinungsformen der Grundrente, d. h. des Pachtgeldes, das für die Benutzung des Bodens, sei es zu produktiven, sei es zu konsumtiven Zwecken, unter dem Titel der Grundrente dem Grundbesitzer gezahlt wird, festzuhalten, dass der Preis von Dingen, die an und für sich keinen Werth haben, d. h. nicht das Produkt der Arbeit sind, wie der Boden, oder die wenigstens nicht durch Arbeit reproducirt werden können, wie Alterthümer, Kunstwerke bestimmter Meister etc., durch sehr zufällige Kombinationen bestimmt werden kann. Um ein Ding zu verkaufen, dazu gehört nichts als dass es monopolisirbar und ver- äusserlich ist. Es sind drei Hauptirrthümer, die bei der Behandlung der Grund- rente zu vermeiden sind und die die Analyse trüben. 1) Die Verwechslung der verschiednen Formen der Rente, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/182
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/182>, abgerufen am 06.05.2024.